Kabarett

„Glump in der Cloud“: So war der Auftritt von Kabarettistin Franziska Wanninger in der Dischinger Arche

Rasanter Pointenhagel ganz ohne Verschlimmerung: Kabarettistin Franziska Wanninger teilte in der Dischinger Arche Kindheitserinnerungen und mehr mit dem sehr amüsierten Publikum.

Anstrengende Zeiten verlangen nach leichtfüßigen Abenden. Den hatte die Arche Dischingen am Sonntag zu bieten: Franziska Wanninger trat auf mit ihrem aktuellen Programm „Wenn Du wen brauchst, ruf mich nicht an“. Und weil man sie nicht anrufen soll, kam man eben: Vollbesetzt war die Arche, die sich glücklicherweise nicht an das Anrufverbot gehalten, sondern „La Wanninger“ gebucht hatte.

Der Titel des Programms sei auch gar nicht bös gemeint, stellte die Münchner Kabarettistin mit den Altöttinger Wurzeln gleich klar. Nein, vielmehr sei es so: Mit ihr werde einfach alles immer schlimmer. Paare, bei denen sie Trauzeugin war, haben sich wieder scheiden lassen, Wasserschildkröten vertragen die Gesellschaft von Goldfischen nur innerlich, das Versteckspiel mit dem Patenkind im Zoo endet im Löwengehege, umrundet von 700 Polizisten.

Rinderfilet mit Sahne

Allerdings hat sie, auch das erzählte sie offen und freigiebig, in ihrer Kindheit auch recht viel bittere Erfahrungen machen müssen. Nicht nur, dass sie auf einem Einödhof – „Einöde muss man in Dischingen nicht erklären, oder?“ – aufgewachsen ist, bei dem auch dann das Auto genutzt werden musste, wenn man sich vom Nachbarn Butter borgen möchte. Zudem musste sie als jüngstes der drei Geschwister feststellen, dass das Interesse bei jedem Kind nachlässt: Gab es beim ersten Kind noch prall gefüllte Fotoalben, so weist ihres gerade mal vier Fotos auf – zumindest ist sie bei zweien auch drauf.

Freilich hat sie auch eine ganz gehörige Portion patenten Pragmatismus mitbekommen. Sollten Handwerker ihre Geräte falsch anschließen, ist sie in der Lage, Rinderfilet im Geschirrspüler zuzubereiten und sie beherrscht die Kunst, Sahne durch eine Fahrt über dörfliches Kopfsteinpflaster steif zu schlagen. Und wenn ihr jemand dumm kommt, dann näht sie ihm halt ein wenig Puderzucker ins Innenfutter seiner Jacke – vor dessen Urlaub in Malaysia.

Schnell, schlau, schlagfertig

Auch ohne diese besondere Schneiderkunst wäre jeder schlecht beraten, sich mit Franziska Wanninger anzulegen: Sie ist schnell, sie ist schlau und sie ist schlagfertig, nicht nur Sahne betreffend. Und nicht nur das: Eltern in einer eskalierenden Konversation über Hortensien, Makler mit der Neigung, Feuchtigkeit in alten Immobilien für Bewahrer von Geschmeidigkeit zu verkaufen, die beste Freundin Tina, der Lkw-Fahrer, der sie nicht etwa aus niederen Beweggründen verfolgt, sondern weil er ihren Bruder und dessen Parkhaus an der Ostsee, eine der fragwürdigen Entscheidungen in ihrer Familie, kennt, das Schickimicki-Pärchen im Design-Würfelhaus, das sein „Glump in der Cloud“ hat – all das sind Figuren, die die ausgebildete Schauspielerin in köstlicher Mimik und Sprachkunst auf die Bühne bringt.

Und dann singt sie ja auch noch: Fein gereimte Gesellschaftskritik mit Mitmachanteilen für das Publikum brachten noch zusätzlich Schwung in die ohnehin sehr rasante Vorstellung. Das zeigt, dass auch leichtfüßige Unterhaltung durchaus anstrengende Seiten haben kann. Denn Wanningers Pointenhagel forderte schon die ganze Aufmerksamkeit der Zuhörer – eine Anstrengung, die allerdings durch reichlich Vergnügen belohnt wurde. Und auch wenn Franziska Wanninger es in ihrem Programmtitel untersagt, so sollte die Arche doch unbedingt wieder anrufen bei ihr: Wann immer sie in ihrem Leben für Verschlimmerung gesorgt haben mag, dieser Sonntagabend gehört definitiv nicht dazu.

Start in die Sommerpause

Franziska Wanninger bestritt den letzten Programmpunkt der Arche Dischingen vor der Sommerpause. Weiter geht es mit dem Kulturprogramm am 20. September in der Egauhalle Dischingen. Emmanuel Peterfalvi, besser bekannt als „Alfons“ präsentiert eine Auswahl persönlicher Highlights – oder wie er sagen würde „Le best of“.

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