Für längere Zeit war eine große Baustelle am Ortseingang in Dischingen, von Fleinheim kommend, zu sehen. Nun steht hier ein modernes Bürogebäude mitsamt einer Produktionshalle. Zugehörig ist dieses zur Firma Übungsmedikamente Markus Vetter aus Neresheim. Das noch junge Unternehmen feierte vergangene Woche die Einweihung und Inbetriebnahme des Gebäudes und somit einen großen Meilenstein. Auch für Bürgermeister Dirk Schabel war das ein besonderer Tag.
Was steck hinter der Firma?
Es ist kein übliches Feld, das die neue Dischinger Firma behandelt. Wie der Name bereits hergibt, hat sich Markus Vetter mit seiner Frau Beate und dem dazugehörenden Team gemeinsam auf die Herstellung von Übungsmedikamenten spezialisiert. Angefangen hat dies im Jahr 2015 mit der Herstellung der ersten Stechampulle zum Zweck der Aus- oder Fortbildung von Rettungskräften.
Da dabei auch der Umgang mit Spritzen und Medikamenten wichtig ist, sind die Übungsutensilien aus Neresheim schnell ein Erfolg. Diese tragen zum Schutz der Anwender bei, da bei herkömmlichen Medikamenten zu Test- oder Vorführzwecken immer die Gefahr der Eigenkontamination mit dem Wirkstoff besteht. Dadurch soll das Substitutionsgebot bestärkt werden, das besagt, dass gefährliche Stoffe oder Verfahren durch weniger gefährliche oder ungefährliche ersetzt werden sollen.

Das junge Unternehmen wuchs schnell heran. Und so wurde der Platz im Wohnhaus in Neresheim knapp. „Lange suchten wir uns schon in unserer Heimatgemeinde nach einem geeigneten Bauplatz um“, so Vetter. Doch es sollte sich nichts ergeben. Im Februar des Jahres 2022 ging es dann Schlag auf Schlag: Nach einem Gespräch mit dem damaligen Dischinger Bürgermeister Alfons Jakl, kam das Baugesuch der Vetters nur zwölf Tage später vor den Gemeinderat. „Wir spürten: Hier sind wir willkommen“, sagt Vetter.
Bei der Planung wurde das Team von der Heidenheimer Baufirma Heinrich Hebel und dem Bauunternehmen Franz Traub aus Ebnat unterstützt. Für den Einbau von Elektronik und Gas-, Wasser- und Sanitäranlagen wurde die unmittelbare Nachbarschaft beauftragt: „Auch hier haben wir uns bewusst für die örtliche Kompetenz und Nähe entschieden“, sagt Vetter. Nach dem Gewinn eines Geldgebers für das Projekt konnte im März des vergangenen Jahres der Spatenstich erfolgen. In der Zwischenzeit ist das Team des kleinen Unternehmens auf sechs Personen angewachsen.
Auch Bürgermeister Schabel ist begeistert
Bei seiner Rede während der Einweihung des neuen Firmensitzes stand Vetter dann bereits zwischen prall gefüllten Regalen in dem jetzt 1100 Quadratmeter umfassenden Produktions- und Bürogebäudes. Der Umzug sei reibungslos verlaufen, wenn auch nicht immer einfach. Mehrfach bedankte er sich bei Bürgermeister Schabel und dem Gemeinderat für „die Offenheit, die schnelle Entscheidung der Gemeinde und das Signal, das zeigt, dass die Firma nach Dischingen gehört“.

Bürgermeister Dirk Schabel unterstrich das gute Verhältnis in seiner Danksagung: „Es freut mich sehr, dass wir die Firma für den Standort Dischingen gewinnen konnten.“ Laut Schabel ist das Unternehmen äußerst zukunftsorientiert und ein guter Partner, der sich der Aus- und Weiterbildung im Gesundheitswesen verschrieben habe. Für Schabel war die Einweihung aber auch eine freudige Premiere nach knapp drei Jahren im Amt: „Ich durfte bereits viele Grußworte sprechen, aber das ist auch für mich die erste Neuansiedlung eines Unternehmens in unserem Dischingen.“
Die Marktlücke erkannt
Laut eigenen Angaben ist die Idee für die Herstellung von Übungsmedikamenten bei einem einfachen Gespräch zwischen Markus Vetter und seiner Frau Beate Vetter-Clement entstanden. Die Familie, die sich schon länger auf den medizinischen Bereich spezialisiert hat, kam selbst in die Verlegenheit keine Übungsmedikamente zu besitzen. So entschieden sie sich kurzerhand selbst diese herzustellen.
Zu dem Sortiment des Unternehmens zählen unter anderem Brechampullen, Stechampullen, Tabletten, Blutprodukte und sogar Simulationsgerüche und Geruchsneutralisatoren. Diese dienen ausschließlich der Aus- und Weiterbildung von medizinischem Fachpersonal. Bevor das Familienunternehmen in diese Marktlücke stach, war es üblich, zu Testzwecken abgelaufene Medikamente zu benutzen. Wie das Unternehmen beschreibt, sollte der Arbeitgeber oder Bildungsträger gerade am Anfang einer Ausbildung einem Ungeübten das Handling von Medikamenten ohne gefährdende Wirkstoffe ermöglichen.