Nach der Restaurierung

Denkmal des Monats: Kapelle „Großer Herrgott“ bei Eglingen

Im vergangenen Jahr wurde die Kapelle „Großer Herrgott“ zwischen Eglingen und Demmingen großräumig restauriert. Nun wurde sie von der Landesdenkmalstiftung zum Denkmal des Monats November 2025 ernannt.

Ein Ritter aus Eglingen soll der Legende vom „Großen Herrgott“ zufolge mit dem Heer Barbarossas ins Heilige Land gezogen sein. Dort geriet er in jahrelange Gefangenschaft, konnte aber schließlich fliehen und erreichte Venedig. In einem Kirchlein sah er das Kruzifix des „Großen Herrgotts“ und erwarb es für seine Heimat auf dem Härtsfeld. Dort hängte er es in seiner Pfarrkirche auf. Nach der Zerstörung im Zuge der Schlacht von Giengen im Jahr 1462 konnte das Kruzifix unversehrt aus den Trümmern geborgen werden. An dieser Stelle errichtete man schließlich eine Kapelle – und die Wallfahrt zum „Großen Herrgott“ begann.

So lautet die Legende, die jedoch höchstwahrscheinlich weit von der Wahrheit entfernt ist. Die historischen Informationen über die Entstehung der kleinen Wallfahrtskirche auf dem Härtsfeld sind unvollständig und heute nicht mehr vollständig nachvollziehbar. Fest steht jedoch: Die kleine Kapelle zwischen Eglingen und Demmingen ist von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg zum Denkmal des Monats November ernannt worden. Für die Kirchengemeinde und die Seelsorgeeinheit Härtsfeld ist das die Bestätigung einer großartigen Zusammenarbeit zwischen Denkmalamt und Kirche, ein Jahr nach der umfassenden Restaurierung der Kapelle.

Sanierung für knapp 400.000 Euro

Im Zuge einer Bauschau wurde festgestellt, dass die Decke im Inneren der Kapelle durchhängt und sich Risse gebildet hatten. Bei der Inspektion zeigte sich, dass die Dachbalken aufgrund von Fäulnis durch eingedrungene Feuchtigkeit sowie durch Schädlingsbefall stark geschädigt waren und dringend in Teilen ausgetauscht werden mussten. Zudem erwies sich das verwendete Holz (Birke) als ungeeignet für ein Bauwerk dieser Art. Es sollte daher durch geeigneteres Holz ersetzt werden. Bautaugliches, aber beschädigtes Originalholz wurde – dem Denkmalschutz zuliebe – mit demselben Holz ergänzt.

Das Kruzifix des großen Herrgotts: Namensgebend für die Kapelle auf dem Härtsfeld. Rudi Penk

Für das Tonnengewölbe im westlichen Teil der Kapelle mussten außerdem zwei Stahlträger eingebaut werden, um ein künftiges Verformen der Holzbalken zu verhindern, die sich allein als unzureichend erwiesen hatten. Baumaterialien wie die alten Dachziegel, die nicht erneuert werden mussten, wurden nach Abschluss der Restaurierung wieder an ihrem ursprünglichen Platz angebracht. Auch die vier barocken Heiligenfiguren sowie das Kruzifix wurden professionell gereinigt, und die Wände erhielten einen neuen Anstrich.

Die Kosten für die Arbeiten schätzte das beauftragte Architekturbüro auf insgesamt 390.000 Euro. Aus dem Denkmalförderprogramm des Landes kamen 37.710 Euro. Pfarrer Dr. Dietmar Horst ergänzt, dass die Kirchengemeinde Eglingen als Auftraggeber 19.000 Euro an Spenden und 70.000 Euro aus dem eigenen Haushalt aufbringen musste. Der große Rest seien zugesagte Finanzmittel aus kirchlichen Fonds, insbesondere aus dem Ausgleichsstock. „Natürlich war dabei jede zusätzliche finanzielle Hilfe ein Segen für uns“, so Horst.

Gute Zusammenarbeit mit der Denkmalstiftung

Um Arbeiten an einem denkmalgeschützten Gebäude vorzunehmen, benötigen die Initiatoren zunächst eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung. Dabei ist es laut Horst üblich, zusätzlich einen Antrag auf Unterstützung beim Landesdenkmalamt zu stellen. Gefördert werden dann die denkmalbedingten Mehraufwendungen. „Das Landesdenkmalamt hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass wir ebenfalls einen Antrag bei der Landesdenkmalstiftung stellen können“, so Horst. „Dort sind wir dann auch relativ schnell zum Zug gekommen.“ Der Zuschuss habe zwar bei weitem nicht alle Kosten gedeckt, den Arbeiten aber einen entscheidenden Aufschwung gegeben.

Das Miteinander war herausragend und das ist jetzt die Kirsche auf der Sahnehaube.

Dr. Dietmar Horst, Pfarrer

Die Kommunikation sei laut Horst stets einfach und zielorientiert gewesen und habe zu einer gelungenen Restaurierung geführt. Für den Pfarrer ist die Auszeichnung zum Denkmal des Monats der Höhepunkt einer äußerst erfolgreichen Zusammenarbeit mit der Denkmalstiftung: „Das Miteinander war herausragend und das ist jetzt die Kirsche auf der Sahnehaube.“ Zudem sei die Auszeichnung eine Würdigung der Arbeit aller Beteiligten – vom Härtsfeld bis in die Landeshauptstadt.

Auszeichnung auch in der Region kein Einzelfall

Die Kapelle im Süden Eglingens ist nicht das erste Bauwerk aus dem Landkreis Heidenheim, das die Auszeichnung „Denkmal des Monats“ erhält: Im März 2017 wurde diese Ehre der Burgruine Kaltenburg im Lonetal zuteil. Anlass war der Beginn der umfassenden Sanierungs- und Sicherungsarbeiten der Burgmauern und des Geländes. Im Februar 2022 wurde zudem das Pumpwerk in Mergelstetten ausgezeichnet, nachdem die Stadtwerke dort in Zusammenarbeit mit der Landesdenkmalstiftung die Fassade umfassend saniert hatten.

Die Landesdenkmalstiftung

Unter dem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land einsetzen. 27 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts im vergangenen Jahr unterstützt. Seit ihrer Gründung 1985 hat sie nach eigenen Angaben mehr als 1600 Vorhaben mit insgesamt rund 64 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel der Anträge kamen von Privatpersonen, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich ist dies, weil die Stiftung neben den Erträgen aus ihrem Kapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie „Glücksspirale“ erhält.

Um auf die Landesdenkmalstiftung aufmerksam zu machen und bereits abgeschlossene Projekte zu ehren, wurde im Januar 2004 das Format „Denkmal des Monats“ eingeführt. Dabei werden jährlich zwölf denkmalgeschützte Gebäude ausgezeichnet – allerdings nur, wenn für deren Erhalt kürzlich oder künftig ein Bauprojekt stattgefunden hat bzw. stattfinden wird, das von der Landesdenkmalstiftung gefördert wird.