In ihrem bislang letzten Youtube-Video im Oktober 2023 hatten sie es versprochen: „Boriss und Melissa kommen wieder – es ist einfach nur eine Pause.“ Jetzt wollen ihre Alter Egos Inge Grein-Feil und Siggi Feil diese Ankündigung wahrmachen und als das beliebte Comedy-Duo mit einer zweiten Staffel von Online-Videos zurückkehren.
Von der Leitung der Dischinger Aktion Freunde schaffen Freude (FSF), bei der auch „Boriss und Melissa“ als Programmteil heimisch waren, ist deren Gründungsvorsitzende Inge Grein-Feil ja Ende April 2024 zurückgetreten. „In den vergangenen 14 Monaten hat Boriss aber keine Ruhe gegeben und sich immer in den Vordergrund gedrängt. Seine Trainingshose habe ich nie weggelegt“, erzählt die 79-Jährige lachend. Aber die von ihr in über 600 Videos verkörperte Figur des „liebenswerten Machos“ sei eben auch in den Ruhestand getreten. Jedoch: „Boriss geht es wie der Inge – er ist kein Typ zum nur Rumsitzen und die Ruhe genießen.“ Und in Gesprächen mit zwei Freunden aus der früheren inklusiven Theaterarbeit bekam sie die Bestätigung, dass es ihnen wie auch Melissa alias Ehemann Siggi Feil ebenso geht.
Wie aus Corona Melissa wurde
Seit 1998 macht das Ehepaar Feil inklusive Theaterarbeit. Beide sind ausgebildete Klinik-Clowns und Theaterpädagogen. Und hier liegen auch die Ursprünge des Comedy-Duos „Boriss und Melissa“, die aufgrund der Anfänge in Zeiten der Pandemie im Mai 2020 noch Corona hieß. „Es war unser Ziel, trotz des Lockdowns Menschen zu erreichen und zum Lachen zu bringen“, erläutert Inge Grein-Feil die Hintergründe ihrer Idee. Der Name Corona für die von Siggi Feil verkörperte „brave, aber trotzdem aufmüpfige Hausfrau“ – wie Grein-Feil die weibliche Komponente des Duos charakterisiert – sollte damals zeigen, dass es noch etwas anderes gibt als die Pandemie. Dann aber kam es zur Umbenennung in Melissa, „weil der Name Corona lästig wurde“.
Mit sich selbst in den Hauptrollen als das in einer Zweckgemeinschaft zusammenlebende Paar realisierten sie mit Gaststars wie etwa dem ehemaligen Heidenheimer Stadtbibliothekar Klaus-Peter Preußger die große Menge an kurzen Filmen, die dann auf dem Youtube-Kanal von Freunde schaffen Freude eingestellt wurden. Die Gesamtleitung hatte Grein-Feil mit Unterstützung ihres Manns, an der Kamera zu finden und für Schnitt, Endbearbeitung und die Betreuung bei Youtube zuständig war in dieser ersten Staffel Steffi Zengerle, damals neu angestellt bei FSF. Die begeisterte Zusammenarbeit der Drei war Teil des Gelingens, das schließlich auch die „Freunde“ erfolgreich durch die Corona-Krise brachte.
Mit Hägi und Mama
Grundlegend für die Hunderte an Videos war eigentlich immer ein komödiantischer Gedanke Inge Grein-Feils, die Umsetzung stets comedy- und gagorientiert, aber auch kombiniert mit echten Sachinformationen. Die etwa fünf- bis 15-minütigen Geschichten griffen typische Alltagsthemen auf, so etwa Urlaub auf Mallorca oder auch den Besuch einer Kunstausstellung, bei dem Boriss die moderne Kunst säuberte und aufräumte. Zuletzt folgte eine Reihe über eine humoristische Tour auf dem Albschäferweg. Unterstützung erfuhren die Hauptfiguren in den Filmen durch den Moped-Rocker Hägi – den Sohn von Boriss – sowie die sich häufig einmischende Mama des mit osteuropäischem Akzent sprechenden Boriss, beide ebenfalls verkörpert von Inge Grein-Feil.
Und nun ist die Zeit reif für Staffel zwei, diesmal ohne FSF und komplett in Eigenregie. „Boriss hat als Alter Ego auf mich eingewirkt, dass man aus dem Ruhestand einen Unruhestand machen muss“, schmunzelt die rastlose Komödiantin. So will das Feil-Duo unter dem Titel „Boriss lässt nicht locker“, der auch zum Namen des neuen Youtube-Kanals werden soll, in seinen beliebten Rollen zurückkehren. Just zum 80. Geburtstag von Grein-Feil am 13. Oktober 2025 soll das erste neue Video zu sehen sein.
Die Arbeiten für die zweite Staffel haben freilich bereits begonnen. Handlungsort ist das Wohnstift Hansegisreute in Heidenheim, wo sich eine Gruppe älterer Menschen zum regelmäßigen Austausch trifft – und Boriss ist einer von ihnen, ohne aber dort zu wohnen. Dem bekannten Humor treu bleibend, soll es unter anderem um den Umgang mit dem Alter oder auch um versäumte, erfüllte und noch anstehende Träume gehen. Inge Grein-Feil lacht: „Es ist die Kunst, aus dem Drama eine Komödie zu machen.“ Es gebe schon immer eine Idee, aber letztlich sei vieles auch Improvisation.
Zusätzliche Darsteller für die zweite Staffel
Neben den aus den „Boriss und Melissa“-Videos bekannten Figuren kommen diesmal Co-Darsteller hinzu. So tritt die in der Hansegisreute wohnende Heidenheimerin Ruth Eckardt auf. Die 90-Jährige verkörpert Berta, eine sangesfreudige Seniorin, die sich für alles interessiert. Und der 81-jährige Dischinger Otto Kipp soll als Boriss‘ Freund Frizzi zu sehen sein, ein sozialkritischer und empathischer Mensch, der immer einen Kompromiss findet. Inge Grein-Feil zufolge ist darüber hinaus geplant, weitere Personen einzubeziehen: „Es soll auch einen Kontakt zur Jugend geben.“
Bislang beabsichtigen die rührigen Macher, so viele Videos zu drehen, dass von Mitte Oktober 2025 bis voraussichtlich ins Frühjahr 2026 wöchentlich ein neues Werk veröffentlicht werden kann. Ein hochgestecktes Ziel. Aber wenn diese Aussicht kein Grund zum Freuen und Lachen ist – was sonst?