Fußballer und ihre Plätze

Wie FCH-Trainer Frank Schmidt den Maulwurf des RSV Oggenhausen adelte

Er gräbt immer weiter: Die Fußballer des RSV Oggenhausen tragen ihr härtestes Duell mit einem Maulwurf aus. Warum das nun auch eine äußerst stinkende Angelegenheit ist und wie FCH-Trainer Frank Schmidt die Oggenhausener zum Schmunzeln brachte:   

Er kann größere Erdmassen bewegen. Doch bisweilen auch die Gemütslage von Menschen. Wegen eines Maulwurfs (oder mehrerer Maulwürfe) haben die Fußballer des RSV Oggenhausen eine Taskforce gegründet. Eine Gruppe, die sich verstärkt dem kleinen Säugetier mit dem spindelförmigen Körper und kurzem Hals widmen soll. Der Maulwurf soll weg, damit die RSV-Kicker wieder gute Bedingungen auf ihrem Trainingsplatz haben. Diesen müssen sie seit Jahren mit dem anpassungsfähigen Insektenfresser teilen. Doch eines Tages soll wieder der Sprung aus der untersten Fußballklasse Württembergs (Kreisliga B4) gelingen.

Alexander Schuh ist Vorsitzender des RSV Oggenhausen. Foto: Rudi Penk

Der Oggenhausener Maulwurf hat es aber auch in die Bundesliga geschafft, zumindest in die Gedanken von Frank Schmidt. Der Trainer des 1. FC Heidenheim erklärte Anfang März nach der 1:2-Heimniederlage seiner Mannschaft gegen Eintracht Frankfurt, bei der aufgrund eines Platzfehlers ein kurioses Eigentor fiel, in einem Fernsehinterview: „Vor kurzem stand in der Zeitung, dass nicht weit von hier, das sind zehn Kilometer, in Oggenhausen, sehr viele Maulwürfe sind. Ich glaube, einer hat sich verirrt nach Heidenheim.“

Plattgewalzte Hügel: Der Maulwurf verschwindet dennoch nicht. Foto: Rudi Penk

So schaffte es der „Buddler“, wie er beim RSV Oggenhausen genannt wird (ein Maskottchen gibt es auch), aus der  „Lokalpresse“ (so die Präzisierung der „Süddeutschen Zeitung“) auf die große Fernsehbühne. Für die von Maulwurfshügeln geplagten Fußballer des RSV eine willkommene Abwechslung. So hat auch Alexander Schuh die Worte von Frank Schmidt förmlich aufgesogen. „Man muss es ja mit Humor nehmen“, sagt der Vorsitzende des RSV Oggenhausen. Da verwundert es auch kaum weiter, dass selbst ein humoristisches „Interview“ mit dem Buddler im Rahmen eines Fußball-Tippspiels in der HZ beim Verein sehr gut ankam, wie Schuh betont.

A bissl Spaß muss sein: Das Maskottchen der Fußballer des RSV Oggenhausen ist der „Buddler“. Foto: Rudi Penk

Und wie fällt die Resonanz von anderen Vereinen aus? „Schmach gibt es keine, Mitleid vielleicht“, weiß Schuh zu berichten. „Sie sind wohl froh, wenn sie keinen Maulwurf haben. Aber wir können ja einen fangen und verteilen. Damit jeder etwas hat“, scherzt Schuh – und lacht.

Beim RSV Oggenhausen geht man – aufgrund der Anzahl der Maulwurfshügel auf dem Trainingsplatz – von drei Maulwürfen aus. Auch Wühlmäuse seien schon gesichtet worden, sagt Schuh. Die Hügel an sich bereiten weniger Sorgen. Die betroffenen Stellen können mithilfe einer Baustallmatte glattgezogen und anschließend mit einer Walze verdichtet werden. „Die Gänge und die damit verbundenen Unebenheiten sind das Problem. Du läufst immer in ein Loch rein. An manchen Stellen ist es extrem, da sinkt man bis zum Knöchel in die Gänge ein“, sagt Schuh und schiebt wieder einen Scherz nach: „Da hat der Spaß ein Loch.“

Mit so einer Baustallmatte wird der Trainingsplatz des RSV Oggenhausen eben gemacht. Foto: Rudi Penk

In der Winterpause kam die Überlegung eines Neustarts. Soll heißen: Den Platz komplett umzugraben und wieder eben zu ziehen. Der Plan wurde aber wieder verworfen. „Es bringt nichts, wenn der Maulwurf noch da ist. Dann ist der Boden noch lockerer – und er freut sich noch mehr“, vermutet Schuh.

Also muss der Maulwurf (oder müssen die Maulwürfe) zunächst vertrieben werden. Und eben dies soll der Taskforce gelingen. Ihre Hauptaufgabe: „Intensive Bespaßung“, wie es Schuh ausdrückt, des Maulwurfs. Die Fußballer haben zusammen mit Platzwart Georg Kolb und Jürgen Frey, seines Zeichens Karbid-Experte, einen – wie es in Fußballdeutsch neuerdings heißt – Matchplan erarbeitet. Und der stinkt gewaltig. In schöner Regelmäßigkeit wird in die Maulwurfsgänge Kalziumkarbid gelegt. Sobald dieses mit der Bodenfeuchtigkeit in Kontakt kommt, reagiert es darauf mit Gasbildung. Dieser sehr unangenehmer Geruch soll Maulwürfe vertreiben, tödlich sei diese Abwehrmethode nicht.

Die Walze ist beim RSV Oggenhausen im Dauerbetrieb. Foto: Rudi Penk

Es bleibt aber dabei: Maulwürfe arbeiten größtenteils im Untergrund, doch ihr Wirken schlägt hohe Wellen. Dass es ihr „Buddler“ bis in die Voith-Arena geschafft haben soll (die Erwähnung durch FCH-Trainer Frank Schmidt wird beim kleinen Verein durchaus als Adelung angesehen), gibt den Kickern aus Oggenhausen aber Auftrieb. Bei ihrem Dauerduell mit einem größtenteils unsichtbaren Gegner.

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