Mit seinen Komplizen und einer Schadstoffsoftware soll ein in Stuttgart angeklagter mutmaßlicher Hacker Firmen und Einrichtungen in mehreren Bundesländern teils lahmgelegt haben. Sein Ziel sei es gewesen, Lösegeld in Millionenhöhe zu erpressen, warf die Staatsanwältin dem 45-Jährigen zum Prozessauftakt vor dem Landgericht in Stuttgart vor. Dort ist der Ukrainer wegen gewerbsmäßiger Erpressung und Computersabotage angeklagt. Der Mann war im Sommer in der Slowakei festgenommen und ausgeliefert worden.
Nach Angaben der Staatsanwältin soll sich der Mann spätestens seit Dezember 2018 illegal Zugang zu den Computernetzwerken von 22 Unternehmen und Einrichtungen verschafft haben. Zu den Opfern zählten demnach Hersteller von medizinischen Produkten und auch das Württembergische Staatstheater Stuttgart. Deren Daten verschlüsselte die Gruppe laut Staatsanwaltschaft mit einer Schadsoftware («Ransomware»), sodass die Nutzer keinen Zugriff mehr auf ihre Daten hatten.
Der Angeklagte äußerte sich zum Auftakt nicht zu Person und Sache. Seine Verteidigerin beanstandete vielmehr den Ort der Verhandlung, weil die vorgeworfene Tat außerhalb von Deutschland verübt worden sein solle. Darauf unterbrach die Kammer die Verhandlung und vertagte sich auf den 7. April (10.30 Uhr).
Schwerpunkt der Fälle in Baden-Württemberg
Ein Schwerpunkt der vorgeworfenen Taten liegt nach Angaben des Cybercrime-Zentrums Baden-Württemberg und der Staatsanwaltschaft in Süddeutschland. Erpressungsversuche soll es aber auch in Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und im Saarland gegeben haben. Allein den 22 Geschädigten sei durch Datenverschlüsselung, Systemausfall und modernere Sicherheitsvorkehrungen ein wirtschaftlicher Schaden von etwa 2,4 Millionen Euro entstanden, davon rund eine Million beim Staatstheater.
Im Stuttgarter Prozess plant die 18. Große Strafkammer nach dem kurzen Auftakt noch mindestens zehn weitere Verhandlungstage.