Es dauerte gerade einmal eine Minute, ehe alle verfügbaren Tageskarten für die Heimspiele des 1. FC Heidenheim gegen den Bayern München und RB Leipzig weg waren. Doch nicht die Spiele auf dem Schlossberg, die in dieser Saison allesamt ausverkauft waren, sind ein echter Anziehungspunkt für die Fans des FCH geworden. Auch wenn Trainer Frank Schmidt und Co. in der Bundesliga zu Auswärtspartien reisen, machen mitunter Tausende den Weg mit und unterstützen ihren Herzensklub. Das Kontingent der Heidenheimer für die Partie an diesem Samstag, 9. März, beim FC Augsburg von etwa 3.000 Tickets war ebenfalls innerhalb weniger Minuten ausverkauft. „Aufgrund der Nähe und des etwas geringeren Kontingents als in manchen noch größeren Bundesliga-Stadien war unser Gäste-Kontingent so schnell vergriffen wie noch nie“, sagt Fabian Strauß, der beim 1. FC Heidenheim für die Bereiche Fanwesen, gesellschaftliches Engagement und Nachhaltigkeit verantwortlich ist.
Zahl der Auswärtsfans fast zehnmal so hoch wie in der 2. Bundesliga
Der FCH boomt, auch auswärts. Oder besser gesagt: jetzt auch auswärts. In der 2. Bundesliga waren die Heidenheimer vornehmlich dafür bekannt, dass bei Auswärtsspielen im Gästebereich während der 90 Minuten viel Bewegungsfreiheit blieb. Nur die eingefleischten Fans schlugen sich die Wochenenden um die Ohren, um quer durch die Republik von der Ostalb nach Rostock oder Kiel zu fahren – und nach dem Abpfiff wieder zurück. Selbst in der Aufstiegssaison dauerte es bis zu den letzten drei Auswärtsspielen, ehe sich die Fans in Massen auf den Weg machten.
Zum Vergleich: Vor der Partie in Augsburg liegt die durchschnittliche Anzahl von Auswärtsfahrern laut dem Fußball-Portal diefalsche9.de bei etwa 2.300. Damit rangiert der FCH derzeit ligaweit auf dem 13. Platz, Spitzenreiter in diesem Ranking ist Werder Bremen (ca. 5.400). „Das ist auch im ligaweiten Vergleich als Aufsteiger eine super Zahl“, sagt Fabian Strauß, „diesen sehr erfreulichen Trend wollen wir jetzt nachhaltig festigen.“ In der zweiten Liga lag der Durchschnitt zum gleichen Zeitpunkt der Saison bei 250.
Wie sehr die Bundesliga und das Interesse an den noch unbekannten Stadien zugenommen hat, zeigt schon allein die Art des Transportmittels. Hätten die Auswärtsfahrer für ein Spiel in der 2. Liga noch in wenige Busse gepasst, half eine Etage höher mitunter ein ganzer Zug. Zum Auswärtsspiel in Dortmund, für das der FCH 4.300 Tickets absetzte, fuhren 500 Fans in einem Sonderzug. „Bei besonderen Aktionen geschieht dies in enger Abstimmung mit unserem FCH-Fanbeirat und unserer aktiven Fanszene“, sagt Fabian Strauß. „Ob es diese Saison noch mal einen Sonderzug geben wird, ist noch nicht klar.“
Mehr als 8.000 FCH-Fans beim Auswärtsspiel beim FC Bayern München
Der Rekordwert an mitreisenden Heidenheimern wurde erwartungsgemäß in München erreicht: Im November waren 8.000 in Rot und Blau dabei. Für die Partie am Samstag wird der Weg nach Augsburg wohl über die Autobahn führen. „Vornehmlich werden die FCH-Fans individuell nach Augsburg reisen“, sagt Strauß, der außerdem mit etwa zehn Bussen rechnet.
Auch in der Fuggerstadt wird Strauß mit seinem Team der Fanbetreuung als Ansprechpartner für die Fans, den FCA, aber auch als Berater und Kommunikator für die Behörden und Sicherheitskräfte vor Ort sein, „damit der Spieltag möglichst reibungslos ablaufen kann“, so der FCH-Verantwortliche.
Neben der Fanbetreuung des FCH können sich die Mitreisenden auch an das Team des Heidenheimer Fanprojekts wenden. Vincent Conte und Oliver Cloos dienen rund um die Auswärtsspiele als Kontaktpersonen und Mediatoren. „Sollte es Auseinandersetzungen geben, schlüpfen wir in eine vermittelnde Rolle“, sagt Cloos. Zudem dienen sie für die organisierte Fanszene ebenfalls als Ansprechpartner und stehen auch in Kontakt mit den Fanprojekten der anderen Bundesliga-Vereine. „Im Stadion läuft vieles über den Fanbeauftragten“, sagt Conte, „wir agieren eher anlassbezogen und halten die Augen offen“, fügt er an. Bei der gestiegenen Zahl an Fans ist die Beobachterrolle der beiden aufwendiger geworden.
Fanprojekt bietet Auswärtsfahrten für junge FCH-Fans an
„Es ist etwas unübersichtlicher, es sind mehr Personen, mehr Gespräche, aber man knüpft auch mehr Kontakte“, sagt Oliver Cloos, der die Euphorie mit seinem Fanprojekt-Kollegen als durchgehend positiv empfindet. Auch, weil es noch keine relevanten negativen Vorfälle bei den Spielen gab. „Wir freuen uns darüber und hoffen, dass die Euphorie so groß bleibt“, sagt Conte, der auch zu den weiten Auswärtsspielen mit einem Fanbus reisen wird. Mit vielleicht ein oder zwei Ausnahmen: Für die Partien beim SV Darmstadt 98 und dem SC Freiburg plant das Team des Fanprojekts, möglicherweise wieder eine Auswärtsfahrt für junge FCH-Fans anzubieten. Bei den U18-Auswärtsfahrten wird jungen FCHlern die Möglichkeit gegeben, betreut, sicher und kostengünstig mit zu den Spielen fahren. „Wir koppeln die Auswärtsfahrt mit einem kulturellen Programm und bieten auch die Möglichkeit für einen Fan-Austausch an“, erklärt Oliver Cloos.
Augsburger bieten Programm für Auswärtsfans
Nicht nur die Fans des FCH freuen sich auf die Fahrt nach Augsburg, sondern auch andersherum. Die Fan-Initiative Augsburg Calling bietet für die Auswärtsfans ein besonderes Programm an. Neben einem Freigetränk, einem Snack und einer kostenlosen Stadttour gibt es freien Eintritt in mehrere Museen. Alle Informationen zu dem Angebot für die FCH-Fans gibt es hier.
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