Achim Ziegler und sein Sohn Johannes verpassen kein Heimspiel des 1. FC Heidenheim. Wenn sie die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt im Block F1 der Voith-Arena anfeuern, ist in Gedanken auch der im Sommer verstorbene Opa und Schwiegervater Gottfried Braun dabei.
Fußballinteressiert waren Achim Ziegler und Gottfried Braun schon immer, in der Saison 2018/19 erlebte dann der damals siebenjährige Johannes sein erstes Spiel im Stadion. Danach fieberte er meistens mit dem Opa am Fernseher mit, ein weiterer Meilenstein war das legendäre 4:5 des 1. FC Heidenheim im DFB-Pokal im April 2019 beim großen FC Bayern München. Schließlich bekam der Junior, der einige Jahre lang selbst Fußball spielte, über den TV Steinheim Karten für die Partie gegen den Karlsruher SC und war nun endgültig mit dem Stadionfieber infiziert.
Von da an lag er seinem Vater in den Ohren, und der war von der Ernsthaftigkeit angetan, beantragte die Mitgliedschaften und nahm den Kampf um die Dauerkarten auf. „Wir standen um 7 Uhr vor dem Stadion, haben es gleichzeitig über Hotline, die Online-Buchung und die Warteschlange versucht“, erinnert sich Johannes Ziegler. „Zum Glück hatte ich zwei Anträge ausgefüllt dabei“, berichtet sein Vater. Und Fortuna war mit ihnen, noch beim Anstehen klappte es mit dem Online-Antrag.
Um 7 Uhr in der Schlange eingereiht
Es wurden Plätze im Block F1 (Familienblock), in der Kurve zwischen West- und Haupttribüne. Dort nehmen der 49-jährige Cyber-Security-Manager und sein 14-jähriger Sohn, der das Heidenheimer Max-Planck-Gymnasium besucht, meist schon zwei Stunden vor Spielbeginn ihre Plätze ein. Johannes hat übrigens die Technikbegeisterung seines Vaters geerbt und unter anderem mittels 3D-Drucker Getränkehalter konstruiert, die an den Stehplätzen eingehängt werden können und schon viel Begeisterung bei den um sie herumstehenden Besucher hervorriefen.

Nun musste noch möglichst jedes Mal ein Einzelticket für den Opa ergattert werden. Ein heißer Tanz mit meist gutem Ende, und so erlebten die drei viele mitreißende Begegnungen des FCH. „Ich war zweimal krank, sonst immer da, auch in der Conference League“, erzählt Johannes Ziegler, der alle Spieltermine seines Herzensvereins im Kopf hat.
Gemeinsame Stadionerlebnisse
Die Stimmung im Block könnte nach Meinung der Zieglers manchmal noch besser sein. „Es ist immer so, dass erst die Mannschaft liefern muss, dann kommt das Stadion, aber es sollte eigentlich andersherum sein“, sagt Achim Ziegler und sein Sohn ergänzt: „Wir sehen uns ein bisschen als Außenposten, versuchen, alle mitzunehmen.“ Dass es in der Voith-Arena manchmal nicht ganz so wie in anderen Stadien zugehe, liege vielleicht auch an der im Verhältnis hohen Anzahl von Businessplätzen. „Wenn es nur die gäbe, wäre es leiser als in der Bücherei“, scherzt Johannes Ziegler. Die Frage, ob da ein Platz auf der Osttribüne passender wäre, stellt sich nicht wirklich, denn dort sind längst keine Dauerkarten mehr zu ergattern.
Meistens passt aber doch alles und für die beiden ist die Stadionstimmung einfach das Wichtigste beim Fußball. Highlights waren natürlich der 3:2-Heimsieg Anfang April 2024 gegen die Bayern sowie eigentlch alle Partien gegen den Rekordmeister. Vergangenes Wochenende waren die Zieglers natürlich wieder im Stadion, hätten sich dabei etwas mehr Unterstützung fürs Team gewünscht. „In der zweiten Halbzeit wurde es besser, aber dass manche beim 0:3 gehen, finde ich nicht gut“, so Achim Ziegler. Als Nächstes fallen ihnen das internationale Duell gegen Chelsea und natürlich das Aufstiegsdrama von Regensburg ein.
Emotionen auf den Rängen
Doch vergangenen Sommer gab es einen unerwarteten Einschnitt, überraschend verstarb Gottfried Braun im Alter von 71 Jahren. Der in Steinheim auch als „Godde“ bekannte langjährige Gemeinderat, war äußerst beliebt und hinterließ eine Lücke – auch auf der Tribüne. „Wir haben gleich gesagt, dass wir versuchen wollen, ihm ein Andenken zu bewahren“, berichtet Achim Ziegler. So ist das Trikot mit der Nr. 54, das der Opa zum 70. Geburtstag geschenkt bekommen hatte, immer dabei – und das werde auch in Zukunft so bleiben.

Die Zieglers wissen, dass „Godde“ mitgefiebert und mitgelitten hätte, wenn es für den FCH in dieser Saison wieder knallhart um den Klassenerhalt geht. Zu diesem Thema haben die beiden ihre eigene Sichtweise. „Ich glaube daran, dass sie es schaffen; aber es wäre vermessen, den Anspruch zu haben, dass Heidenheim immer in der 1. Liga spielen muss“, sagt Johannes Ziegler.
Ein Andenken bleibt
Ein Abstieg würde an ihrer Begeisterung nichts ändern und die Kritik am Weg des FCH können die beiden nicht nachvollziehen. „Wer jetzt bruddelt oder den Trainer infrage stellt, hat keine Ahnung“, so ihre Meinung. Und wer in der 2. Liga nicht mehr ins Stadion komme, könne eigentlich auch jetzt schon wegbleiben.
Achim Ziegler stellt vor allem die Mentalität des 1. FC Heidenheim heraus: „Bis auf ganz kleine Ausnahmen haben sich Spieler und Verantwortliche stets gut verhalten, Respekt vor den anderen Mannschaften und Trainern gezeigt. Und der FCH ist ohne große Investitionen, sondern einfach mit Bodenständigkeit und Beharrlichkeit dort hingekommen, wo er jetzt ist.“ So werden die Zieglers und das Trikot von „Godde“ auch im kommenden Jahr wieder dabei sein – egal in welcher Liga.

