Preispolitik im ÖPNV

HTV-Ticketpreise im Landkreis Heidenheim bleiben 2024 stabil

Gute Nachricht für Bus- und Bahnfahrende: Die HTV-Ticketpreise bleiben dieses Jahr stabil. Um steigende Kosten der Busfahrunternehmen abzufedern, schießt der Landkreis Heidenheim Geld nach.

Bessere und mehr Busverbindungen und günstige Ticketpreise: Auf diese beiden Säulen setzt die Politik im Landkreis Heidenheim, um einen Anreiz zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu schaffen und damit zur Verkehrswende beizutragen. Ein besseres Angebot soll in zwei Pilotregionen im Landkreis 2025 kommen durch On-Demand-Verkehre (ÖPNV auf Bestellung), die Preispolitik schlägt bereits in diesem Jahr durch zugunsten aller Bus- und Bahnfahrerinnen und -fahrer. Im vierten Jahr in Folge sollen die Preise stabil bleiben. Der Kreistag hat dazu zwar noch das letzte Wort, doch der Fachausschuss des Kreistags hat bereits einstimmig diese Preispolitik empfohlen, die der Landkreis durch weitere Zuschüsse finanziert.

Rund fünf Millionen Fahrgäste waren 2023 im Heidenheimer Tarifverbund (HTV) unterwegs. Damit liegen die Fahrgastzahlen immer noch leicht unter dem Vor-Corona-Niveau. „Unser Ziel muss es sein, die Busse voll zubekommen, wir wollen damit zur Verkehrswende beitragen“, sagte Ralf Willuth (Freie Wähler) und schlug sich damit auf die Seite von Landrat Peter Polta, der für die stabile Preispolitik geworben hatte, hinter der das Gremium einstimmig stand.

So viel lässt sich der Landkreis Heidenheim die stabilen Fahrpreise kosten

Doch irgendwer muss für die höheren Löhne und Betriebskosten aufkommen. Wenn nicht der Kunde, dann der Landkreis. Ein Verzicht auf eine Tariferhöhung um circa fünf Prozent hätten voraussichtlich Mindereinnahmen von rund 100.000 Euro pro Jahr zur Folge. Bezogen auf den Zeitraum von August bis Jahresende muss der Landkreis 42.000 Euro zuschießen. Doch was, wenn Kosten für die Unternehmen noch weiter steigen und der Zuschussbedarf noch höher wird als bisher geplant? Für diesen Fall gibt es laut Landrat Polta die Möglichkeit, zum 1. März 2025 die Fahrpreise zu erhöhen. Im letzten Quartal 2024 soll deshalb noch einmal Bilanz gezogen werden, um dann neu über die Ticketpreise zu entscheiden.

Doch kann der Landkreis mit dieser Preispolitik überhaupt etwas erreichen? Fahren deshalb mehr Menschen mit Bus und Bahn? Laut Polta begleitet aktuell das Institut für Eisenbahn- und Verkehrswesen an der Universität Stuttgart das tarifliche Maßnahmenpaket und eruiert die Auswirkungen. Ergebnisse würden für die zweite Jahreshälfte 2024 erwartet. Betrachtet werden dabei auch die besonderen Abo-Preise im Landkreis Heidenheim.

Günstiger als das 49-Euro-Ticket: das Heidenheimer Abomodell

Der Landkreis hatte schon vor der Einführung des Deutschlandtickets ein noch preisgünstigeres Abomodell als das 49-Euro-Deutschlandticket, die HTV-Jedermann-Monatskarte, eingeführt. Wer diese bestellt, kann sich innerhalb des HTV-Tarifgebietes für 487 Euro im Jahr, bewegen, umgerechnet sind das rund 40,50 Euro im Monat. Im Januar 2024 hatten insgesamt 723 Kundinnen und Kunden dieses Abo-Jedermann.

Noch günstiger ist das Angebot für Seniorinnen und Senioren mit dem Jahresticket Abo Mobil 63 für 365 Euro. Bisher wurden laut Polta mehr als 200 Abonnements abgeschlossen. Für beide Zielgruppen soll eine Preisstabilität gewährleistet sein, nicht zuletzt, um einen preislichen Abstand zum Deutschlandticket zu erreichen und die Menschen im HTV-Tarif zu halten. Polta bezeichnete die beiden Karten als „segensreiche Angelegenheit für Leute, die nur im Landkreis fahren“.

Bringt das Deutschlandticket dem Landkreis Heidenheim Einbußen?

Bleibt die Frage, wie viele Einbußen das Deutschlandticket dem HTV beschert. Denn wer ein 49-Euro-Ticket hat, kann damit Bus und Bahn im Landkreis nutzen, kann dieses Ticket jedoch überall erwerben. Einige hundert, so Landrat Polta, habe man im Landkreis davon als Chipkarte verkauft. „Da bleibt wenig bei uns hängen“, so Polta. „Ziel muss sein, dass die Kommunen nicht auf ihren Kosten sitzenbleiben“, so der Landrat, der die Finanzierungsverantwortung bei Bund und Land sieht. Doch wie kommt der Landkreis anteilsmäßig an das Geld? Dies sei für die Zukunft noch nicht geregelt. Doch werde von kommunaler Seite gefordert, dass das Geld nach dem Wohnortsprinzip wieder bei den Kommunen lande.

Seit 1. Dezember 2023 gilt das Deutschlandticket Jugend. Statt landesweit können Jugendliche damit deutschlandweit für 30,42 Euro Bus und Bahn fahren auf Regionallinien. Das reißt bislang beim Landkreis ein Loch in die Kasse von einer Viertelmillion Euro. Ausgleich soll der Landkreis über einen Solidartopf bekommen, der laut Landrat Polta derzeit ausgehandelt wird.  Denn Landkreise, die bislang ein teures Schülermonatsticket angeboten hatten, bekommen von Bund viel mehr Ausgleichszahlung als der Landkreis Heidenheim mit seinem vergleichsweise günstigen Jugendticketpreisen. Doch trotz Ausgleichstopf wird der Landkreis voraussichtlich knapp 200.000 Euro draufzahlen müssen.

Die meisten fahren mit ÖPNV-Flatrate

Rund 80 Prozent der Fahrgäste im HTV-Gebiet sind mit Abokarten unterwegs. Davon wiederum ist mit 90 Prozent der überwiegende Teil im Schülerverkehr zu finden. Dort hat das Jugend-BW-Ticket die Schülermonatskarte weitgehend abgelöst. Der Rest verteilt sich auf das Deutschlandticket, das HTV-Jedermann-Ticket und das Heidenheimer Seniorenticket.

Umso absurder wäre es nun, die Ticketpreise auf Einzelfahrscheine zu erhöhen, also die wenigen Wenigfahrer für die allgemeine Preissteigerung zahlen zu lassen, so der politische Konsens im Landkreis Heidenheim.

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