Die Stimmung war gedrückt, einige Besucher den Tränen nahe. Und doch überwog die Zuversicht bei der kürzlich erfolgten Entwidmung des Gottesdienstgebäudes der Neuapostolischen Kirche (NAK) in Steinheim. Bezirksevangelist Ulrich Mäck sprach am Ende des letzten Gottesdienstes die Formel zur Schließung des Kirchengebäudes.
Dieses 1954 eröffnete Gebäude an der Friedenstraße ist etwas älter als die katholische Heilig-Geist-Kirche, die nach dem Zuzug vieler Heimatvertriebener und Flüchtlinge errichtet wurde. Neuapostolische Christen gibt es in Steinheim seit 1924. Erster Gemeindeleiter war einst Priester Wüstner.
Vor wenigen Wochen schloss sich die NAK Steinheim mit jener in Gerstetten zusammen. Der Steinheimer Gemeindevorsteher Bernhard Wagner steht nun an der Spitze der größeren Gemeinde und deren 110 Mitgliedern.
Die Hintergründe der Entwidmung
Der Verzicht auf die Kirche in Steinheim hat zwei Gründe: Zum einen müsste ein niedriger sechsstelliger Betrag in die Sanierung des Gebäudes gesteckt werden, der kaum durch Opfer und Spenden aufzubringen war. Zum anderen sank vor allem aus Altersgründen die Zahl der Gemeindemitglieder.
Beim jetzigen Abschied sang die Gemeinde zu Anfang aus dem Himmelfahrtschoral des Steinheimer Liederdichters Philipp Friedrich Hiller etliche Strophen, ehe der Mitte Juli in den Ruhestand tretende Bezirksevangelist Mäck die Predigt hielt und Trost spendete. So ein Abschied von einem Gottesdienstort tue weh, knüpften sich an diesen Moment doch viele Erinnerungen. Und natürlich sei das Gebäude für viele auch Heimat gewesen. Gemeindevorsteher Bernhard Wagner sprach über ein Wort aus dem Korintherbrief und erinnerte an seine Vorgänger: Jeder habe besondere Geistesgaben eingebracht.
Ergreifend war schließlich der Augenblick, als die Abendmahlsgeräte, die Taufschale und die Altarbibel unter den letzten Takten der Orgel aus der Kirche hinausgetragen wurden.