Für mehr Sicherheit

Steinheim soll zwei Fahrradstraßen bekommen

Vorrang für zwei Räder: In Steinheim sollen zwei Strecken in der Ortsmitte zu Fahrradstraßen werden. Davon könnten nicht nur Radfahrer profitieren, sondern auch Fußgänger – und sogar Autofahrer.

Wer die Steinheimer Ortsdurchfahrt mit dem Fahrrad befährt, der ist entweder nicht ortskundig oder scheut kein Risiko. Vor allem zu Stoßzeiten ist die Verkehrssituation für Radfahrerinnen und Radfahrer gefährlich: viele parkende Autos, Lkw-Verkehr, unübersichtliche Ein- und Ausfahrten.

Wer sich auskennt im Ort, der nutzt mit dem Rad stattdessen die Albuchstraße im Norden oder die Hirsch- und Hegelstraße im Süden, um beispielsweise Richtung Einkaufsmärkte und zurück zu kommen. Genau diese beiden Strecken sollen nun im Rahmen des Steinheimer Radverkehrskonzepts zu Fahrradstraßen werden.

Radfahrer haben Vorrang

Was bedeutet das konkret? Auf Fahrradstraßen haben Radfahrer Vorrang, sie dürfen auch nebeneinander fahren. Autos dürfen die Straße befahren, allerdings nur mit maximal 30 km/h. Überholen dürfen Autofahrerinnen und Autofahrer die Radler nur dann, wenn sie den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten können. Das wird auf den Steinheimer Strecken nur selten der Fall sein.

Der Ausschuss für Umwelt, Bau und Verkehr diskutierte am Dienstag nochmal über die verschiedenen Möglichkeiten der Ausgestaltung. Bauamtsleiter Sven Krauß erklärte die generellen Pläne:

Albuchstraße: Parken nur noch auf einer Seite

Entlang der Albuchstraße wird derzeit beidseitig geparkt. Das soll sich künftig ändern: Parkflächen werden nur noch auf einer Seite ausgewiesen, was nicht nur den Radfahrern mehr Sicherheit bieten soll, sondern auch gleichzeitig den Autofahrern das Slalomfahren ersparen wird. Die Kreuzung zur Bartholomäer Straße soll neue Markierungen für den Abbiegeverkehr bekommen: „Der Ein- und Ausfahrttrichter der Kreuzung ist extrem weit“, erklärte Sven Krauß. Auch das führe zu gefährlichen Situationen, weil Radfahrer aus der gegenüberliegenden Wagnerstraße oft frontal auf linksabbiegende Fahrzeuge zufahren.

Die Zeiten, in denen immer das Auto Vorfahrt hatte, sind vorbei.

Bürgermeister Holger Weise

An „Rechts vor Links“ wird sich entlang der Albuchstraße auch künftig nichts ändern. „An einigen Stellen werden entsprechende Vorfahrtsschilder angebracht, um daran zu erinnern“, so Krauß.

Fraglich ist derzeit noch, ob auch die kurze Strecke von der Albuchstraße zur Hauptstraße (Gartenstraße) zur Fahrradstraße gemacht werden soll. Mechthild Freist-Dorr (Unabhängige/Grüne) jedenfalls wies darauf hin, dass für ortsfremde Radfahrer nur so schon von der Hauptstraße aus ersichtlich sein wird, dass es eine Alternativstrecke gibt. Die Gartenstraße wird in den Auftrag fürs Planungsbüro aufgenommen.

Hinweis auf die Strecke Richtung Wental

Martin Prager (CDU) schlug zudem vor, per Schild an der Kreuzung zur Bartholomäer Straße darauf hinzuweisen, dass Radfahrer von dort aus weiter über die Wagnerstraße ins Wental gelangen können. Auch das soll geprüft werden.

Die Albuchstraße zweigt von der Bartholomäer Straße ab. Der weite Ein- und Ausfahrttrichter soll künftig enger sein - eine Verbesserung nicht nur für Radfahrer, die aus der Wagnerstraße kommen. Foto: Dennis Straub

Entlang der Hegelstraße ist die Situation deutlich weniger angespannt, entsprechend sollen hier auch lediglich Markierungen angebracht werden, um die Ausweisung als Fahrradstraße kenntlich zu machen. Anders sieht es da schon ab der Kreuzung zur Ostheimer Straße und dann weiter entlang der Hirschstraße aus. Auch hier sollen künftig Abbiegeflächen markiert werden, entlang der Hirschstraße soll nur noch einseitiges Parken möglich sein. Gerade im Bereich des Kindergartens und der Arztpraxis ist der Parkdruck zu Stoßzeiten hoch, die Situation oftmals unübersichtlich.

Auch die Hirschstraße soll zur Fahrradstraße werden. Parken wäre dann auch dort nur noch auf einer Seite der Straße möglich. Dennis Straub

Wo die Fahrradstraße künftig beginnen soll, stand zur Debatte. „Es gibt die Möglichkeit, sie schon direkt ab der Kreuzung der Schwalbenstraße zur Hauptstraße beginnen zu lassen“, so Bauamtsleiter Krauß. „Das ist insofern kritisch, als wir dann direkt neben dem Parkplatz des Getränkemarkts beginnen.“ Der Vorschlag deshalb: Start der Fahrradstraße ist weiter oben an der Kreuzung der Schwalbenstraße zur Hirschstraße.

Der UBV-Ausschuss stimmte jeweils einstimmig für die Vergabe der Planungsleistungen an das Büro Var+ aus Darmstadt, das auch schon das Radverkehrskonzept ausgearbeitet hatte. Die Ergebnisse sollen dann nochmal im großen Gremium mit allen Gemeinderatsmitgliedern diskutiert werden.

Bürgermeister Holger Weise jedenfalls wies nochmals auf die Wichtigkeit der Veränderungen hin: „Die Zeiten, in denen immer das Auto Vorfahrt hatte, sind vorbei. Wir wollen den Radverkehr in Steinheim fördern.“

Besichtigung per Google Street View

Ursprünglich war geplant, die künftigen Fahrradstraßen während der UBV-Sitzung am Dienstag vor Ort zu begehen und zu begutachten. Da spielte allerdings das Wetter nicht mit: Just um kurz vor 18 Uhr begann ein Gewitter. Die Mitglieder des UBV machten sich deshalb von der Albuchstraße zurück auf den Weg Richtung Sitzungssaal, um sich die Straßen per Google Street View anzusehen. Die meisten übrigens mit dem Auto.

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