Sontheimer Mordfälle

Leiche nach 17 Jahren identifiziert: Fragen an die Staatsanwaltschaft

17 Jahre nach seinem Verschwinden wurde das Schicksal eines 22-Jährigen aus Mergelstetten geklärt: Eine bereits 2008 in Südtirol gefundene Leiche wurde jetzt als das erste Opfer in den Sontheimer Mordfällen identifiziert. Was brachte die Ermittler auf diese Spur, was bedeutet das für den Fall und wo ist die Leiche jetzt?

Dr. Klaus Schwichtenberg ist Staatsanwalt in Ellwangen, für Presseanfragen zuständig und wirkt auch am Telefon sehr ruhig und besonnen. Entsprechend zurückhaltend seine Formulierung: „Wir hätten nicht unbedingt vorgesehen, mit diesen neuen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit zu gehen.“ Mit diesen neuen Erkenntnissen meint er die Identifizierung einer 2008 in Südtirol entdeckten, enthaupteten Leiche als erstes Opfer der Sontheimer Mordfälle.

Der Kollege in Bozen, der neue leitende Oberstaatsanwalt Axel Bisignano, sah das offenbar anders und gab vor wenigen Tagen die Identifizierung bekannt. Abgesprochen war das mit den Ermittlern in Deutschland offenbar nicht. Äußern will sich Schwichtenberg nicht weiter dazu: Zum Kollegen in Italien könne er nichts sagen, er kenne ihn auch nicht. Wohl aber kann er noch einige offene Fragen beantworten, die es zu dem Fall des 2008 verschwundenen 22-Jährigen aus Mergelstetten gibt, für dessen Tod sein Schwiegervater 2020 zu zehn Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden ist.

Der Tote wurde bereits im Februar 2008 an der Brennerautobahn in Südtirol entdeckt, 2019 kamen die Sontheimer Mordfälle ans Licht. Warum kamen die Ermittler in Deutschland erst 2024 auf die Idee eines möglichen Zusammenhangs?

„Die Frage ist etwas falsch gestellt“, sagt Staatsanwalt Schwichtenberg. Anders als vom Südtiroler Kollegen Axel Bisignano beschrieben, hätten nicht die deutschen Ermittler 2024 „einen Geistesblitz gehabt“: Die Vergleichs-DNA vom im Zusammenhang mit den Mordfällen vermissten 22-Jährigen aus Mergelstetten sei 2019 in die DNA-Datenbank eingepflegt worden. Erst 2024 habe es in Italien einen Treffer gegeben, nachdem der dort archivierte Cold Case des Toten von der Autobahn erneut abgeglichen worden sei. „Auch unser Landeskriminalamt hat zur Sicherheit nochmal einen DNA-Abgleich vorgenommen, das Ergebnis war uns bei der Staatsanwaltschaft dann im Dezember 2024 bekannt“, sagt Schwichtenberg.

„Wir hätten nicht unbedingt vorgesehen, mit diesen neuen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit zu gehen.“

Dr. Klaus Schwichtenberg, Staatsanwaltschaft Ellwangen

Wurde der Haupttäter in den Sontheimer Mordfällen zu diesem Fall nochmals befragt?

Das verneint Schwichtenberg. „Es gab dafür keinen Anlass: Der Mann ist in diesem Fall bereits rechtskräftig verurteilt worden und der Fall damit abgeschlossen.“

Wo befinden sich die sterblichen Überreste des jungen Mannes?

Schwichtenberg erklärt: „Diese wurden in Italien bereits bestattet.“ Es sei der Wunsch der Familie, dass sie dort bleiben.

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