Sie sind winzig, magisch und manchmal ganz schön frech: Der ursprünglich nordische Brauch der Weihnachtswichtel erfreut sich auch hierzulande zunehmender Beliebtheit. Die kleinen Wesen ziehen in der Vorweihnachtszeit allerorten in Hauswände oder Häuschen ein und bescheren den Familien eine zauberhafte Vorweihnachtszeit – mit Briefchen, Aufgaben und lustigen Streichen.
In Stetten ob Lontal ist das halbe Dorf im Wichtelfieber. Hier gibt es einen ganzen Wichtelweg, den man ablaufen – und auf dem man allerlei Wichtelhäuschen entdecken kann, die die Stettener eigens und teils aufwändig gebaut und in ihren Gärten platziert haben. 41 sind es dieses Jahr. Sie sind überall in Stetten verstreut.
Dieses Jahr gibt es 41 Wichtelhäuschen in Stetten
Initiatorin ist Beate Niedrist-Wernitz. Sie hat den Wichtelweg 2023 ins Leben gerufen. Dieses Jahr gibt es ihn also zum dritten Mal – und was als zartes Pflänzchen startete und „etwas zaghaft begann“, ist nun ein „richtiger Selbstläufer geworden“, wie die Stettenerin sagt.

Mit einer süßen Idee und 26 Wichtelherbergen war sie gestartet. Über eine Whatsapp-Gruppe wurde kommuniziert und nach und nach kam ein Wichtelhaus nach dem anderen dazu. Die Initiatorin, die im Ort übrigens liebevoll „Frau Oberwichtel“ genannt wird, sagt: „Es ist richtig schön, dass so viele im Ort mitmachen. Ohne deren Engagement wäre das natürlich nicht möglich gewesen. Das macht mich echt stolz.“
Beate Niedrist-Wernitz brachte den Zauber nach Stetten
Wie kam’s? Beate Niedrist-Wernitz, die aus dem Berliner Umland der Liebe wegen nach Stetten kam, arbeitet als Erzieherin. In ihrer Einrichtung in Rammingen war und ist sie als Frühdienst auch immer als Wichtelbeauftragte tätig und spielt den Kleinen allerlei Streiche. Zudem ist sie mit ihren Kindergartenkindern immer auf dem Ramminger Wichtelweg unterwegs. So ist der Zauber auch auf sie übergeschwappt. „Ich dachte mir, wenn der Wichtelweg in Rammingen funktioniert, dann funktioniert er auch in Stetten“, erzählt sie. Viel Arbeit sei es nicht, man brauche nur jemanden, der es in die Hand nimmt.

Ihr Einsatz hat sich gelohnt: „Die Leute haben sich so viel Mühe mit den Häuschen gemacht“, sagt sie. Mit Wurzeln, Moos, Steinen und Lichtern wurden verschiedene Unterkünfte für die magischen Wesen gebaut. Jedes Häuschen hat seinen eigenen Stil. Eine Hebamme aus dem Ort hat zum Beispiel die „Geburtsstätte der Wichtel“ gebaut. Beate Niedrist-Wernitz sagt: „Es ist lustig, aber jedes Haus passt immer zu seinem Besitzer.“ Für Bastelwillige hat die 52-Jährige eine Wichtelbaustelle ausgerufen. Dort lagert Material und jeder darf sich bedienen und lostüfteln. „Oder man geht in den Wald und holt sich seine Sachen selbst, das geht ja auch“, sagt sie.

Der Wichtelweg soll im besten Fall weiter wachsen
Die Resonanz ist gut. Der Wichtelweg in Stetten hat sich langsam herumgesprochen. Immer wieder sieht Beate Niedrist-Wernitz Familien und Gruppen durch die Straßen ziehen. Autos kämen von überall her. Nicht selten geht die Stettenerin auf die Wichtelerkunder zu: „Ich bin da sehr offen und interessiert.“ Bei so viel Wichtelfieber steht fest: Den Wichtelweg in Stetten soll es weiterhin geben – und im besten Fall soll er immer weiter wachsen.
Start, Weg, Karte: Wissenswertes zum Wichtelweg
Der Wichtelweg in Stetten kann jederzeit abgelaufen werden. In der Dämmerung und abends ist es natürlich am schönsten: Dann nämlich leuchten die kleinen Häuschen stimmungsvoll. Prinzipiell kann man überall starten, eine feste Route gibt es nicht. Dennoch: Wer möchte, kann sich an der Mitteldorfstraße 25 einen Plan abholen. Das ist für Auswärtige ratsam. Die Häuschen sollen auf jeden Fall noch bis 11. Januar stehen. Will man alle Wichtelhäuschen sehen, sollte man durchaus eineinhalb Stunden Laufzeit einplanen.