Investition

Wie sich in Gundremmingen die Energiewende im Zeitraffer vollzieht

Erst wurden die Kühltürme des stillgelegten Atomkraftwerks Gundremmingen gesprengt, jetzt fand dort der Spatenstich für den aktuell größten Batteriespeicher Deutschlands statt. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder war dabei und erklärte, warum er bei der Sprengung am Samstag nicht dabei war.

Auf den Rückbau folgt der Neubau: Erst am Samstag waren die beiden Kühltürme des ehemaligen Atomkraftwerks Gundremmingen gesprengt worden, vier Tage später fand nun der symbolische Spatenstich für den laut dem Energiekonzern RWE derzeit größten Batteriespeicher Deutschlands statt. „In Gundremmingen erlebt man gerade den Umbau der Energieversorgung im Zeitraffer“, fasste der RWE-Vorstandsvorsitzende Markus Krebber nicht ohne Stolz zusammen. Damit sei klar: „Gundremmingen war, ist und bleibt Energie-Standort.“

Auch Markus Söder war in Gundremmingen beim Spatenstich für den bislang größten Batteriespeicher Deutschlands dabei. Rudi Penk

Diese Aussage und der Superlativ freuen natürlich auch Bayerns Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder, der beim Spatenstich vor Ort war. Anders als bei der Sprengung der Kühltürme. Dazu sei er auch gar nicht eingeladen gewesen, sagte Söder auf HZ-Nachfrage. Vermutlich wäre er einer Einladung aber auch nicht gefolgt. Denn die Sprengung sei für ihn ein „etwas depressiver Moment“ gewesen. Und die „Schmerzen“, die ihm die fallenden Kühltürme verursacht hätten, habe nur der Spatenstich für den Batteriespeicher gelindert.

Beim Thema Atomkraft hat Söder bekanntlich eine gewissen Wendehalsigkeit an den Tag gelegt. Nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima war er quasi über Nacht als bayrischer Umweltminister einer der ersten gewesen, die auf einen schnelleren Atomausstieg drängten, bevor er sich den Bürgern dann in den vergangenen zwei Jahren als entschlossener Befürworter des Weiterbetriebs alter und des Baus neuer Atomkraftwerke präsentierte.

Beim Spatenstich (von links): Nikolaus Valerius, Vorstandsvorsitzenden der RWE Generation, Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder, der Vorstandsvorsitzende der RWE AG Dr. Markus Krebber, Günzburgs Landrat Dr. Hans Reichhart (CSU) und Gundremmingens Bürgermeister Tobias Bühler (CSU). Rudi Penk

Der Spatenstich für den Batteriegroßspeicher sei jedenfalls ein Termin von nationaler Tragweite, betonte der bayrische Ministerpräsident. Solche Batterietechnik sei ein zentraler Baustein, um regenerative Energien zukunftsfähig zu machen. Mit einer solchen Anlage lässt sich überschüssiger Solarstrom zwischenspeichern und etwa bei Nacht wieder einspeisen. Von Windrädern generierter Strom kann ebenso für Zeiten mit Windflaute gespeichert werden. Laut RWE gleichen Batteriespeicher Schwankungen im Stromnetz in Sekundenschnelle aus und sind somit ein Schlüssel für eine zuverlässige Stromversorgung.

RWE investiert in Gundremmingen 230 Millionen Euro

Die Anlage in Gundremmingen, die aus 850.000 einzelnen Batterien bestehen soll, wird laut RWE über eine Leistung von 400 Megawatt und eine Speicherkapazität von 700 Megawattstunden verfügen und den bestehenden Netzanschluss des im Rückbau befindlichen Kernkraftwerks nutzen. Für den Bau investiert das Unternehmen rund 230 Millionen Euro. Die Inbetriebnahme ist für 2028 geplant.

Darüber hinaus sind weitere Projekte auf dem Gelände des stillgelegten AKW vorgesehen. Auf einer Fläche von rund 55 Hektar will RWE einen Solarpark errichten, der jährlich bis zu 70 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen soll – genug, um etwa 20.000 Haushalte zu versorgen. Der Baustart ist für das kommende Jahr angesetzt. Zudem plant der Konzern ein Gaskraftwerk, das bei Strommangel einspringen kann, etwa wenn Wind- und Solaranlagen witterungsbedingt nicht genügend Energie liefern.