Wärmewende

Heizzentrale in Betrieb genommen: In Zöschingen fließt jetzt nachhaltige Wärme

Ein Dorf geht seinen Weg: In Zöschingen wurde jetzt die Heizzentrale des eigenen Wärmenetzes in Betrieb genommen. Die ersten Haushalte werden bereits versorgt.

Es ist vollbracht: Am Montag wurde in Zöschingen die Heizzentrale des dorfeigenen Wärmenetzes feierlich in Betrieb genommen. Im November 2023 wurde mit dem Bau des Wärmenetzes begonnen, an der Heizzentrale wurde seit Oktober 2024 gearbeitet. Sukzessive ging es voran: Bauarbeiten, Akquise und Feinarbeit liefen parallel und gingen ineinander über. Jetzt folgte der symbolische Einweihungsakt. Die ersten Zöschinger Haushalte und auch öffentliche Gebäude (Rathaus, Gemeindehalle, Kindergarten) werden bereits mit Nahwärme versorgt. Zöschingen macht sich damit unabhängig von fossilen Brennstoffen und läutet im eigenen Dorf die Wärmewende ein.

In Anwesenheit einiger politischer Vertreter, Bürger und Geldgeber zeigte sich Zöschingens Bürgermeister Tobias Steinwinter stolz und sagte: „Wir gehören zu den Spitzenreitern und wir sind stolz darauf, mit einer der Ersten zu sein.“ Von den 280 Haushalten in Zöschingen sind laut Steinwinter nach jetzigem Stand 53 Prozent ans Nahwärmenetz angeschlossen oder wollen einen Anschluss realisieren. „Das ist eine sehr, sehr gute Quote“, so Steinwinter. 45 Prozent davon wollen direkt Wärme beziehen, der Rest erst zu einem späteren Zeitpunkt.

Nach einem ersten Boom sind die Bürger aktuell zurückhaltend

Steinwinter ordnete ein: Unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs und der spürbaren Versorgungsunsicherheit im ganzen Land habe man zu Beginn einen deutlichen Boom bemerkt. Aktuell herrsche eher Verhaltenheit, das wiederum schreibt der Bürgermeister auch der politischen Lage zu. „Jetzt haben sie das Heizungsgesetz verkorkst, das tut Projekten wie unseren nicht gut.“ Dennoch ist er sich sicher: „Wir haben hier in Zöschingen ein sehr gutes Angebot geschaffen. Wir sind einer der wenigen, die ein Nahwärmenetz haben. Ich bin froh und stolz über diesen Meilenstein heute.“

Wir sind einer der wenigen, die ein Nahwärmenetz haben. Ich bin froh und stolz über diesen Meilenstein heute.

Tobias Steinwinter, Bürgermeister in Zöschingen

Geschäftsführer attestierte der Gemeinde Zukunftsglaube und Mut

Auch Gerhard Rohde, Geschäftsführer von GP Joule Wärme als planende und umsetzende Firma, sprach bei der Inbetriebnahme und sagte: „Vor rund drei Jahren fiel die Entscheidung für das Wärmenetz in Zöschingen. Dazu gehört viel Zukunftsglaube und Mut.“ Er betonte: „Während viele andere noch über Wärmenetze reden, haben Sie jetzt schon eines.“

Projektleiter Philip Kraus skizzierte im Anschluss den zeitlichen Verlauf der Bauarbeiten, führte über die Anlage an der Forststraße und erläuterte Details. So sei der erste große Bauabschnitt mit nahezu zwei Dritteln des Ortes fast vollständig erschlossen. 4,8 Kilometer Leitungen seien verlegt worden. In einem weiteren Bauabschnitt sei östlich und westlich des bisher erschlossenen Gebietes eine Erweiterung geplant. Dabei soll das Leitungsnetz um 1,6 Kilometer wachsen. Fertigstellung ist für August 2026 geplant. Ziel ist es, möglichst viele Haushalte für das Wärmenetz zu gewinnen.

Kosten für das Wärmenetz liegen bei 9,6 Millionen Euro

Ein Projekt dieser Dimension kostet Geld: Es stehen aktuell kalkulierte Kosten von rund 9,6 Millionen Euro im Raum – die geplante Photovoltaik-Anlage inbegriffen. Betreiber und Investor des Wärmenetzes ist die Renergiewerke GmbH, eine eigens gegründete Tochtergesellschaft des Energieversorgers GP Joul GmbH, welcher wiederum das gesamte Projekt geplant und realisiert hat. Die Gemeinde Zöschingen hält 25 Prozent der Anteile an den Renergiewerken und hat einen Eigenanteil von 300.000 Euro eingebracht.

Kurz erklärt: So funktioniert das Zöschinger Nahwärmenetz

An der Forststraße steht das Herzstück des Zöschinger Nahwärmenetzes: die Heizzentrale mit Großwärmepumpe (maximale thermische Leistung 922 Kilowatt), Steuerungstechnik, Gaskessel für Spitzenlasten und Redundanzen und einem rund zwölf Meter hohen Warmwasser-Pufferspeicher mit einem Fassungsvermögen von 124 m3. Perspektivisch soll ein weiterer Pufferspeicher hinzukommen, auch ein Elektroheizkessel ist in Planung.

Eine Luft-Wärmepumpe erzeugt vor Ort regenerative Wärme – vereinfacht gesagt aus der Umgebungsluft. Die erzeugte Wärme wiederum gelangt über ein Leitungsnetz in die Haushalte. Eine Übergabestation überträgt die Wärme an den Heizkreislauf im Haus.

Die Heizzentrale soll möglichst CO₂-neutral laufen und wird künftig weitgehend mit eigens produziertem Photovoltaik-Strom betrieben werden. Bis zur Installation der Anlage (geplant in den nächsten ein bis zwei Jahren) und auch wenn nicht genügend PV-Strom zur Verfügung steht, wird die Heizzentrale mit grün zertifiziertem Netzstrom gespeist.