Sommerserie Wohnwelten

Idyll direkt an der Brenz: Darum ist Ingrid Trautmann so stolz auf ihren Garten in Hermaringen

Bunte Blumen, unzählige Schmetterlinge und summende Bienen: Ingrid Trautmann aus Hermaringen hat sich über die Jahre ihr ganz eigenes Paradies direkt an der Brenz erschaffen. Warum ein Eckchen im Garten eine ganz besondere Bedeutung für sie hat:

Ein Haus, mitten im Ort. Eigentlich nichts Besonderes. Und so wirkt es auch nicht, wenn man direkt davor steht; zumindest nicht von vorne. An der Haustür, die sich zur Straße hin befindet, hängt ein kleiner weißer Zettel: „Zu Trautmann über die Hofeinfahrt“. Steht man dann jedoch vor besagter Tür von Trautmann, vergisst man vor lauter Staunen beinahe das Klingeln. Blumen und Pflanzen in sämtlichen Farben und Formen, Schmetterlinge und Bienen so weit das Auge reicht und ein Rasen, wie aus dem Bilderbuch. Dieses Idyll nennt Ingrid Trautmann ihr Zuhause.

Es ist auch schon immer ihr Zuhause, aber es sah anfangs ganz anders aus. „Das alles hier war mal ein Bauernhof“, sagt die 68-Jährige. Der vordere Teil an der Straße diente zum Wohnen, hinten war der Kuhstall und oben, über dem Kuhstall, befanden sich Lagerplätze für Getreide und Heu. In dem heute bezaubernden Garten waren Hühner- und Schweineställe sowie ein Schuppen für Gerätschaften und Fahrzeuge. Dieser Schuppen steht nach wie vor im Garten, aber optisch im Einklang mit allem anderen. „Da hab ich bis heute noch meine Utensilien drinnen.“

Die Scheune stammt noch aus der Zeit, als das Haus ein Bauernhof war. Noch heute dient sie Ingrid Trautmann als Lagerraum für Gartenutensilien. Rudi Penk

„Mein Vater ist leider sehr früh gestorben und dadurch musste meine Mutter die Landwirtschaft aufgeben. Damals war ich 14“, erzählt Trautmann. 1980, nachdem sie Mutter einer Tochter geworden war und zusammen mit ihrer Mutter und ihrem heutigen Ex-Mann in dem Bauernhaus gelebt hatte, wurde der Platz zu eng. Zwei Jahre habe es gedauert, den Bauernhof zu dem umzubauen, was er heute ist. „Wir haben außer dem Dachstuhl und der Heizung alles selber gemacht“, so die gebürtige Hermaringerin. Der Garten jedoch ist nicht schon immer ihr Steckenpferd gewesen.

Gartenarbeit ist für Trautmann keine Arbeit

„Früher hat das alles meine Mutter gemacht und ich hab nur hin und wieder mal geholfen.“ Anders sei das, für sie, mit Beruf und Kind damals nicht möglich gewesen. Bei der Firma Wikora in Hermaringen war sie bis zur Insolvenz 2019 Vertriebsassistentin. Mittlerweile ist sie Rentnerin. Eigentlich. Drei Tage die Woche arbeitet sie bei Schmidt Landtechnik in Bissingen im Büro. „Ich kann nicht nichts tun“, sagt Trautmann und lacht. Aber zurück zum Garten: Das Interesse habe sich erst mit circa 40 Jahren entwickelt.

Ein Blick vom Balkon auf die bunte Blumenwelt. Rudi Penk

„Meine Mutter konnte es selber auch nicht mehr machen und so hab ich angefangen, nach und nach immer mehr Eckchen im Garten zu gestalten.“ Die Arbeit im Garten hatte für sie aber nie wirklich was mit Arbeit zu tun: Für Ingrid Trautmann ist es eine schöne Aufgabe, um sich auszugleichen und auszulassen. „Ich war schon immer sehr kreativ und nach einer Arbeitswoche hab ich meinen Garten einfach gebraucht, um herunterzukommen“, so die 68-Jährige. Über die Jahre hinweg hat sie sich so ihr eigenes buntes Paradies geschaffen. Und das i-Tüpfelchen: Der Garten verfügt über einen direkten Zugang zur Brenz.

Vom Garten kommt man über einen direkten Zugang zur Brenz. Rudi Penk

Ein besonderes Highlight ist allerdings weder eine Blume noch ein bestimmter Baum: Eine kleine weiße Hütte aus Holz ziert das linke Eck. „Diese Hütte habe ich mit meinen Lebensgefährten und dem jüngeren meiner zwei Enkelsöhne gebaut.“ Durch etliche Besuche auf Landesgartenschauen und Inspirationen in Zeitschriften wuchs der Wunsch nach solch einem Hüttchen. „Ich zeigte meinen Partner damals ein Bild, aber leider waren die alle sehr teuer. Irgendwann beschloss er einfach, dass wir das auch selber machen können“, erzählt sie stolz.

Opa war der „Bauleiter“

Drei Jahre habe es aber gedauert, bis der Gedanke in die Tat umgesetzt wurde. „Mein Lebensgefährte wurde jedoch krank und war dadurch eingeschränkt“, erzählt Trautmann. Also entstand ein Team aus Oma, Opa und Enkel. „Paulino war damals 14 und wir haben den kompletten Boden ausgehoben und die Wurzeln ausgegraben.“ Im Vorfeld hat Trautmanns Partner die Balken zugeschnitten und für den Bau alles, was der gesundheitliche Zustand zuließ, vorbereitet. Innerhalb von zwei Wochen stand die Hütte. „Der Opa hat die Anweisungen gegeben, was und wie wir es machen sollen und hat es danach dann wieder kontrolliert. Ausgeführt haben aber alles Paulino (heute 19 Jahre alt) und ich.“

Zusammen mit ihrem Lebensgefährten und ihrem Enkelsohn hat sich Ingrid Trautmann in ihrem Garten einen Lieblingsplatz gebaut. Rudi Penk

Mittlerweile lebt Trautmann alleine. Ihr Lebensgefährte ist vor zwei Jahren gestorben. „Er hat mir so viel ermöglicht und auch dazu beigetragen, dass ich es jetzt so schön habe“, sagt sie und lächelt. Das Haus ist heute in zwei Bereiche aufgeteilt. Was einst der Kuhstall war, ist heute Trautmanns Heim und das ehemalige Bauernhaus bzw. Wohnhaus hat sie vermietet. „Ich bin stolz und froh, dass ich dieses Idyll aus eigener Kraft erhalten kann.“ Und auf die Frage, ob es nicht unendlich viel Arbeit ist, hat sie eine simple Antwort: „Regelmäßigkeit ist das A und O bei der Gartenarbeit.“

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