Einzelhandel

Warum das Schuhgeschäft Merkle in Herbrechtingen schließt

Seit 40 Jahren gibt es in der Lange Straße 49 Schuhmode Merkle. Zum 30. Juni schließt Inhaber Günther Scharpf nun das Geschäft in Herbrechtingen. Leicht ist ihm die Entscheidung nicht gefallen.

Im Frühjahr wurde das Jubiläum noch gefeiert: 40 Jahre Schuh Merkle in Herbrechtingen. Doch schon damals war absehbar, dass Günther Scharpf den Laden in der Langen Straße 49 schließen wird müssen. „Ich wollte das Jubiläum trotzdem feiern“, sagt der Inhaber. „Auch weil viele vermutlich gar nicht wissen, wie lange es uns schon gibt.“ Günther Scharpf hat das Rentenalter schon mehr als erreicht, das hat aber nichts mit dem Entschluss zu tun, das Ladengeschäft in Herbrechtingen zu schließen. Seine Tochter hat seine Nachfolge bereits angetreten und sie teilen sich derzeit die Geschäftsführung. Schuhmode Merkle hat eine weitere Filiale in Langenau und die bleibt geöffnet. Hier laufe das Geschäft besser, das Einzugsgebiet sei wesentlich größer, erklärt der Inhaber.

Vielleicht entspricht es nicht mehr dem Zeitgeist, einen Schuhladen traditionell zu führen.

Günther Scharpf

Der Grund für die Schließung der Filiale in Herbrechtingen ist einfach: Es fehlt an zahlender Kundschaft. „Vielleicht entspricht es nicht mehr dem Zeitgeist, einen Schuhladen traditionell zu führen“, sinniert Scharpf, der das Geschäft seit 40 Jahren leitet. „Es gibt eben so viele Möglichkeiten, online einzukaufen. Wir haben mit Aktionen versucht, die Leute zu mobilisieren, aber es hat nicht gefruchtet.“ Seit Mitte Mai läuft der Räumungsverkauf und am 30. Juni wird dann endgültig Schluss sein. Besonders bitter für den Geschäftsmann: „Der Ausverkauf läuft hervorragend, wenn regulär nur ein Viertel der Leute gekommen wäre, müssten wir nicht schließen.“

Schuhmode in Herbrechtingen: „Corona war der Wendepunkt“

Vor Corona sei das Geschäft besser gelaufen. „Es war rentabel, Corona war der Wendepunkt“, sagt Günther Scharpf. Sein Eindruck: Allein der Preis zählt heute noch. „Aber auf so einer Basis kann man kein Geschäft führen.“ Da ist die Miete für den rund 200 Quadratmeter großen Laden, der Strom, die gestiegenen Kosten für Heizung und Personal. „Als Geschäftsmann braucht man Wachstum, wenn die Preise steigen.“ Eine Voll- und eine Teilzeitkraft beschäftigt Scharpf in Herbrechtingen. Für die Vollzeitkraft, die bereits ihre Ausbildung bei Schuh Merkle absolviert hat, wird Ende Juni ebenfalls Schluss sein. „Das betrübt mich, ich hätte sie gerne bis zur Rente behalten, aber es geht nicht.“

Wie ist es aber mit der Beratung, die man in einem Fachgeschäft erwartet? Bringt die nicht Kundschaft in den Laden? „Die Beratung wird sehr gerne von den Kunden angenommen“, sagt Scharpf. Aber der Einzelhandel werde von Online-Käufern missbraucht. „Die Kunden legen großen Wert auf die Beratung vor Ort und kaufen dann anschließend online.“ Dreist findet er das Verhalten nicht einmal. „Das ist Zeitgeist und einfach normal.“ Dass durch dieses Verhalten, keine lebendige Innenstadt bestehen bleiben kann, so weit würden die meisten nicht denken.

Im Laden beraten lassen und dann online kaufen

„Kinderschuhe sind so ein typisches Beispiel, da braucht man eine sehr gute und spezielle Beratung, da gehört Fachwissen dazu“, sagt Scharpf. „Aber wenn die Leute dann die Marke und Größe wissen, kaufen sie im Internet.“ Es sei natürlich, dass jeder nur an den eigenen Geldbeutel denkt. „Das Geld lässt sich nur einmal ausgeben und bei vielen hat sich der Schwerpunkt verschoben. Oberste Priorität haben Freizeit, Urlaub, Events. Und das Geld, das man dafür ausgibt, muss man eben woanders einsparen.“ 40 Jahre in der Geschäftswelt zu bestehen, das ist natürlich kein Pappenstiel. „Wir haben uns lange bewährt, aber jetzt ist es eben vorbei.“

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