Bürgermeister und Gastgeber Daniel Vogt begrüßte kürzlich in der Bibrishalle zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Feuerwehren des Landkreises, Mitglieder anderer Blaulichtorganisationen, politische Gäste und Ehrengäste. Eingeladen hatten Kreisbrandmeister Michael Zimmermann und der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands Heidenheim, Hans-Frieder Eberhardt. Im Mittelpunkt standen ein Rückblick auf 2024 und die Betrachtung der Herausforderungen, mit denen die Feuerwehren im Landkreis zunehmend konfrontiert sind: von steigenden Einsatzanforderungen bis zu den Folgen des Klimawandels.
Blick auf den Landkreis Heidenheim: Probleme mit Tagesverfügbarkeit
Kreisbrandmeister Michael Zimmermann erklärte, dass er den Blick in diesem Jahr verstärkt auf die Situation im Landkreis richten wolle. In den vergangenen Jahren seien Themen wie Bevölkerungsschutz und globale Herausforderungen im Vordergrund gestanden. Nun gehe es darum, die Entwicklungen vor Ort sachlich und kritisch zu betrachten. Er nannte vier Schwerpunkte seiner Rede: Personalentwicklung, Einsätze, Zusammenarbeit und Bevölkerungsschutz.
Zimmermann stellte fest, dass die Gesamtzahl der Feuerwehrangehörigen im Landkreis weiterhin stabil sei. In den Feuerwehrbedarfsplänen der Kommunen zeige sich jedoch, dass viele Wehren mit der Tagesverfügbarkeit Schwierigkeiten hätten. Besonders betroffen seien die Funktionen Maschinist, Fahrzeugführer, Zugführer und Atemschutzgeräteträger. Um Engpässe auszugleichen, würden häufig zusätzliche Kräfte alarmiert, Nachbarwehren hinzugezogen oder Tagesalarmausrücker eingesetzt, die in der jeweiligen Gemeinde beruflich beschäftigt seien.
Ob diese Maßnahmen in Zukunft ausreichten, müsse überprüft werden. Der Kreisbrandmeister erklärte, dass die Jugendfeuerwehren allein das Personalproblem nicht lösen könnten. Ihre Mitgliederzahlen seien leicht rückläufig. Die Kinderfeuerwehren hätten diese Entwicklung landesweit etwas abgemildert. Es sei notwendig, statistisch zu erfassen, wie viele Kinder tatsächlich in die Jugendfeuerwehren übertreten. Wichtig bleibe dennoch eine gute Jugendarbeit, um weiterhin Nachwuchs zu gewinnen. Weiter sprach er sich dafür aus, künftig mehr Frauen für den Einsatzdienst zu gewinnen, Personal aus den Rathäusern zu rekrutieren und Synergien durch interkommunale Zusammenarbeit zu nutzen.
Bagatelleinsätze belasten Feuerwehr zusätzlich
Die Einsatzzahlen seien weiterhin hoch, auch wenn sie im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen seien. Der Rückgang sei darauf zurückzuführen, dass der Landkreis 2024 von größeren Unwetterlagen verschont geblieben sei. Zimmermann erklärte, dass die Feuerwehr zunehmend zu Bagatelleinsätzen gerufen werde. Dieses Phänomen sei bereits aus dem Rettungsdienst bekannt. Immer häufiger würden vermeintliche Notlagen gemeldet, die sich als weniger gravierend herausstellten. Zudem nehme die Zahl der Einsätze durch Brandmeldeanlagen zu. Auch Türöffnungen und Einsätze aufgrund der älter werdenden Bevölkerung seien häufiger geworden. Hinzu kämen Einsätze, bei denen die Feuerwehr tätig werde, obwohl eigentlich keine Zuständigkeit bestehe. Diese Entwicklung führe zu einer höheren Belastung des überwiegend ehrenamtlichen Personals. Er äußerte die Erwartung, dass das neue Feuerwehrgesetz mehr Klarheit über den Kostenersatz bringen werde, um den Kommunen Rechtssicherheit zu geben und eine bessere Abgrenzung von Pflicht- und Kannaufgaben zu ermöglichen.
Zusammenarbeit zwischen den Feuerwehren stärken
Zimmermann betonte, dass Städte, Gemeinden und der Landkreis angesichts wachsender Herausforderungen enger zusammenarbeiten müssten. Ein Schwerpunkt der kommenden Jahre liege auf der Vorbereitung und Durchführung von Einsätzen bei Hochwasser, Starkregen und Vegetationsbränden. Im Landkreis würden derzeit Hochwasser-, Alarm- und Einsatzpläne mit Unterstützung eines externen Beraters erstellt. Drei Workshops hätten bereits stattgefunden. Für Dezember sei eine weitere Veranstaltung mit Fokus auf Starkregenereignisse geplant.
Zimmermann nannte Beispiele für erfolgreiche Kooperationen im Landkreis. So übernähmen etwa die Feuerwehren Heidenheim, Giengen, Herbrechtingen und Steinheim Sonderaufgaben für den gesamten Kreis, etwa die Führungsgruppe, den Gefahrgutzug, die Messtechnik oder die Löschwasserversorgung. Aber auch die Werkfeuerwehren leisteten durch ihre Ausstattung wertvolle Unterstützung.
Der Kreisbrandmeister forderte, in Zukunft stärker über Kosteneffizienz und Zusammenarbeit nachzudenken. Denkverbote oder überemotionale Entscheidungen dürfe es dabei nicht geben. Er stellte Fragen zur Einsatzfähigkeit aller 40 Abteilungen im Landkreis und zu möglichen gemeinsamen Lösungen, beispielsweise bei der Gerätewartung oder bei Tagesbesetzungen.
Klare Regeln für den Bevölkerungsschutz gefordert
Zum Thema Bevölkerungsschutz sagte Zimmermann, dass sich ein neues Landeskatastrophenschutzgesetz in der Endabstimmung befinde. Er sprach die Notwendigkeit einer Helfergleichstellung an, um Nachteile für ehrenamtliche Kräfte zu vermeiden. Zudem kritisierte er, dass Aufgaben des Landes zunehmend auf Landkreise und Kommunen übertragen würden, ohne ausreichende personelle und finanzielle Ausstattung. Ein Beispiel sei die Verantwortung für Maßnahmen zur Selbsthilfefähigkeit und zur Sicherstellung der Handlungsfähigkeit von Krisenstäben.
Zimmermann forderte, dass das Land eine klare Definition für den Mindeststandard im Bevölkerungsschutz vorgeben müsse. Die derzeitige Situation, in der jeder Kreis unterschiedlich vorgehe, sei nicht zielführend. Auch die neue Verwaltungsvorschrift „Bevölkerungswarnung“ solle im Gesetz selbst geregelt werden, um eine klare Finanzierungsbasis zu schaffen.
Landkreis stärkt Feuerwehren und Bevölkerungsschutz
Landrat Peter Polta bedankte sich bei den Feuerwehrangehörigen für ihren Einsatz. Er erklärte, dass Brände, Verkehrs- und Gefahrstoffunfälle, Unwetterereignisse, und Evakuierungen aus kritischen Lagen die Einsatzkräfte stark forderten.
Polta berichtete über die Projektförderung 2024. Neun Förderanträge mit einer Gesamtsumme von 372.500 Euro seien bewilligt worden. Das Gesamtbeschaffungsvolumen habe 2,38 Millionen Euro betragen. Fahrzeuge seien unter anderem in Heidenheim, Giengen, Steinheim, Gerstetten und Niederstotzingen angeschafft worden. Auch die Umstellung auf Digitalfunk schreite voran: Bis Jahresende sollen alle Wehren im Landkreis damit ausgestattet sein.
Ein zentrales Zukunftsprojekt sei der Neubau der integrierten Regionalleitstelle, deren Spatenstich im Mai 2025 erfolgte. „Wir investieren damit in eine moderne Sicherheitsarchitektur für die gesamte Region“, sagte Polta.
2024 – ein Jahr der Krisen und Herausforderungen
Verbandsvorsitzender Hans-Frieder Eberhard berichtete, der Landesfeuerwehrverband habe an der Verwaltungsvorschrift „VwV-Z-Feu“ maßgeblich mitgewirkt. Die dort verankerte Sammelbestellung für Fahrzeuge bedeute Bürokratieabbau, weil kleinere Kommunen von europaweiten Ausschreibungen entlastet würden. Baugleiche Fahrzeuge sorgten für einheitliche Bedienung und modernen Technikstand und stärken damit den Zivil- und Katastrophenschutz.
Kreisfeuerwehrverband Heidenheim feiert 75 Jahre und setzt wichtige Akzente für die Zukunft
Ein Höhepunkt war das 75-jährige Bestehen des Kreisfeuerwehrverbands Heidenheim. Gefeiert wurde im Kommunikationszentrum der Paul Hartmann AG mit Vertreterinnen und Vertretern von Landkreis, Städten und Gemeinden, Blaulichtorganisationen, befreundeten Organisationen und Verbänden sowie Ehrenvorsitzenden und -mitgliedern.
Mehr als 1000 Einsätze im Jahr 2024
Im Jahr 2024 verzeichneten die elf Feuerwehren im Landkreis Heidenheim insgesamt 1076 Einsätze. Im Jahr 2023 waren es 1311. Die Einsätze wurden von rund 1525 aktiven Feuerwehrangehörigen bewältigt (2023: 1479). Die sechs Werkfeuerwehren hatten 184 aktive Mitglieder und rückten zu 517 Einsätzen aus. Die Jugendfeuerwehr zählte 398 Mitglieder. Die Altersabteilungen umfassten 572 Feuerwehrsenioren (2023 563). Der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Giengen besteht aus 24 Musikerinnen und Musikern, die weiterhin für den guten Ton im Landkreis und darüber hinaus sorgen.
Hans-Frieder Eberhardt ehrte bei der Versammlung Hauptbrandmeister Thomas Baß aus Heidenheim mit der silbernen Ehrenmedaille des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg für herausragende Leistungen im Feuerwehrwesen.