Sommerserie Wohnwelten

Der Traum von Kanada auf dem Hofgut Bernau – wo sich Geschichte, Natur und Mensch begegnen

Eingebettet in weitläufiges Grün und sanfte Hügel bei Herbrechtingen liegt das Hofgut Bernau – ein malerischer, fast schon verwunschener Ort, an dem sich Geschichte, Natur und Mensch begegnen.

Schon von Weitem ist der Hof mit seinen alten Gemäuern, den zugehörigen Stallungen und den weitläufigen Wiesen und Feldern zu sehen. Herzstück des Hofes, der sich seit Ende der 1920er Jahre im Besitz der Familie Heithecker befindet, ist ein kanadisches Blockhaus. Ein Traum, den sich der vor acht Jahren verstorbene Dieter Heithecker gemeinsam mit seiner Familie erfüllt hat. Ein Traum im Grünen – fernab von der Hektik des Alltags. Im Einklang mit der Natur und Tieren.

Wandel und Entwicklung des Hofguts

Doch zurück zu den Anfängen: Zu Beginn der 1920er Jahre lag das Hofgut Bernau in den Händen eines jüdischen Landwirts. Die damaligen politischen Umstände und Hetzkampagnen führten dazu, dass der Landwirt sein Gut verkaufte. Mit Kurt Heithecker fand er einen würdigen Nachfolger, der den Fortbestand des Hofguts Bernau sicherte.

Rund 80 Limousin-Rinder samt ihren Kälbern sowie zwei Bullen sind auf Hofgut Bernau beheimatet. Foto: Rudi Penk Rudi Penk

Dieser führte den Hof zunächst als Milchviehbetrieb, sattelte Ende der 1950er Jahre aber schließlich auf Mutterkuhhaltung um. „Mein verstorbener Mann Dieter hat den Hof dann Anfang der 1980er Jahre übernommen und weiter ausgebaut“, erzählt seine Witwe Lucia Heithecker, die bis heute im großen Blockhaus auf dem Hofgut Bernau lebt.

„Die Liebe zu den Tieren und zur Natur war meinem Mann unglaublich wichtig“, erinnert sie sich zurück. Kein Wunder also, dass Dieter Heithecker seinen Betrieb vollständig auf biologische Landwirtschaft umstellte und komplett auf chemische Düngemittel, Pestizide und fremdartige Futterzusätze verzichtete.

Unter der Führung von Dieter Heithecker wurde auch ein eigenes Schlachthaus gebaut, das stressfreie und kurze Transportwege für die Tiere gewährleistet. Im Einklang mit dem Gedanken einer nachhaltigen und artgerechten Tierhaltung.

Ein kanadischer Traum in Deutschland

Die kräftigen Holzstämme wurden eigens per Schiffscontainer angeliefert. Rudi Penk

Um dem Sinnbild seines Lebens in Harmonie mit der Natur gerecht zu werden, erfüllte sich Dieter Heithecker schließlich einen lang gehegten Traum. Den Traum eines kanadischen Blockhauses. „Die einzelnen Stämme wurden in Schiffscontainern angeliefert und dann wie Legosteine aufeinandergestapelt“, sagt Lucia Heithecker.

Der Traum von Kanada auf Hofgut Bernau ist umgeben von einem weitläufigen Garten, sattem Grün, hohen Tannen und allerlei weiteren Büschen und Sträuchern. Die groß angelegte Terrasse bietet einen herrlichen Blick auf die Rinderweide und die umliegenden Felder. Ein Rückzugsort, der Leben und Arbeit vereint.

Mehr als ein klassischer Bauernhof

Die Enten genießen ihren Auslauf im Grünen. Rudi Penk

Und gerade deshalb ist Hofgut Bernau weit mehr als ein klassischer Bauernhof. Neben Dinkel- und Haferfeldern, die bewirtschaftet werden müssen, grasen rund 80 Limousin-Rinder, mit ihren Kälbern und zwei Bullen, friedlich auf der Weide. Zudem beherbergt Hofgut Bernau im angrenzenden Mischwald auf einer eingezäunten Fläche von rund 50 Hektar auch Rothirsche. Komplettiert wird das tierische Hofleben durch Enten, Puten, Gänse und Hühner, die in hellen und weitläufigen Stallungen auf Stroh und angrenzenden Grünflächen jede Menge Platz und Auslauf haben.

Neugieriges Federvieh: Die Puten haben in ihrem Stall jede Menge Platz. Rudi Penk

Mit im Team ist seit nahezu 25 Jahren Landwirt Michael Abele aus Nattheim-Auernheim, der in seinem Heimatdorf auch einen eigenen Landwirtschaftsbetrieb führt. Dieter Heithecker hatte ihn im Jahr 2000 gebeten, auf Hofgut Bernau mitzuhelfen. Nur ein Jahr später gründeten die beiden eine GbR. Im Jahr 2007 pachtete Michael Abele Hofgut Bernau schließlich offiziell. Auch heute noch kümmert sich der Landwirtschaftsmeister liebevoll um die Tiere und Felder des 200 Hektar großen Anwesens. „Unsere Tiere bekommen nur Futter aus Eigenanbau und Kleegras“, erzählt er, während er den Besuch zur Rinderherde führt.

Eingespieltes Team: Michael Abele und seine Töchter Janina (links) und Carolina kümmern sich um Tiere und Felder auf dem Hofgut Bernau. Rudi Penk

Und Abele ist nicht allein: Unterstützt wird er von seinen beiden Töchtern Janina und Carolina, die beide sowohl im heimischen Betrieb in Nattheim-Auernheim als auch auf Hofgut Bernau tatkräftig mit anpacken und den elterlichen Betrieb später übernehmen möchten.

Die nächste Generation übernimmt

Noch vier weitere Jahre hat Michael Abele das Hofgut Bernau gepachtet. Derzeit bereitet sich der älteste Sohn der Familie Heithecker darauf vor, das Hofgut zu übernehmen. „Seinen Landwirtschaftsmeister hat er bereits. Momentan macht er zusätzlich noch eine Ausbildung zum Metzger“, erklärt Lucia Heithecker und ergänzt: „In vier Jahren, wenn mein jüngster Sohn 21 wird, wird mein ältester Sohn das Hofgut dann übernehmen. Das war immer der Wunsch meines Mannes.“

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