„Den Bären kannte ich schon“

Wie sich Albert Hammond plötzlich erinnerte, schon mal in Heidenheim gewesen zu sein

Der Mann, der mit „The Free Electric Band“ Karriere machte: Weltstar Albert Hammond gibt am Freitag ein Konzert im Lokschuppen in Heidenheim und fand sich hier zu seiner Überraschung in einem Hotel wieder, in dem er schon einmal logiert hatte.

Selbstverständlich regnete es nicht. Es regnet bekanntlich niemals, wenn Albert Hammond mit im Spiel ist. Nicht in Southern California – und nicht in Heidenheim. Tatsächlich: Albert Hammond ist in der Stadt. Am Freitag wird er im Lokschuppen zu erleben sein. Am Donnerstag aber nahm er sich schon ein wenig Zeit. Für ein Gespräch im Hotel.

Ob er wusste, dass es Heidenheim gibt?, will ich zwischendurch einmal von ihm wissen. Und tatsächlich: Er erinnert sich. „Ich war schon einmal hier“, sagt Albert Hammond und lacht. „Ich hätte es nicht mehr gewusst. Aber ich habe das Hotel erkannt, besser, ich habe mich an den riesigen Stoff-Bären erinnert, der links von der Rezeption steht. Den hatte ich schon einmal gesehen.“ Das müsse auf irgendeiner Tournee gewesen sein. „2019“, schätzt Albert Hammond. Richtig. 2019, Dezember. Konzerthaus.

Der Superhitschreiber

So viel zur Rückkehr nach Heidenheim. Die wird, wie erwähnt, am Freitag in einem Konzert an der Seite von Siggi Schwarz und mit dessen Band im Lokschuppen gipfeln. Der Star freut sich darauf. „Ich bin noch nie mit einem solch guten Gitarristen auf der Bühne gestanden. Siggi zählt zu den besten seines Fachs, und wir haben uns auf Anhieb gemocht.“

Dass die Menschen Albert Hammonds Musik mögen, steht außer Zweifel. Er ist als Komponist an über 360 Millionen Schallplattenverkäufen beteiligt. Wer von ihm redet, redet auch von Welthits der Kragenweite „It Never Rains in Southern California“ oder „The Free Electric Band“.  Aber er hat nicht nur für sich geschrieben, sondern unter anderem auch für Whitney Houston („One Moment in Time“), die „Hollies“ („The Air That I Breathe“), Tina Turner ("I Don’t Wanna Loose You"), „Starship“ („Nothing Gonna Stop Us Now“) oder Joe Cocker (Don’t You Love Me Anymore“).

Der Lieblingssong

Ist einer davon ein Lieblingssong? „Nein“, sagt Albert Hammond. „Einen Lieblingssong habe ich nicht, ich liebe sie alle gleich. Sie sind wie meine Kinder, jeder ist anders, der eine mal hier besser, der andere woanders, jeder besitzt einen anderen, eigenen Charakter. Was wäre ich für ein Vater, wenn ich, egal ob im richtigen Leben oder in der Musik, eines meiner Kinder den anderen vorziehen würde? Ich liebe sie alle gleich.“

Eingeflogen nach Heidenheim ist Albert Hammond via Malaga und Stuttgart. Gekommen ist er von zu Hause. Das ist für ihn entweder Los Angeles oder Gibraltar, wo er aufgewachsen ist. Dort bewohnt er noch regelmäßig sein Elternhaus. „Das habe ich ihnen damals von dem Geld gebaut, das ich mit meinen ersten Hits verdient habe.“

Der Weltbürger

Fühlt er sich mehr als Amerikaner, als Gibraltarier, als Spanier oder als Engländer? „Nichts von alledem“, sagt Albert Hammond. „Ich wollte nie ein Staatsbürger sein, habe mich auch nie als ein solcher gefühlt. Ich betrachte mich als Weltbürger.“ Und zwar als Bürger einer Welt, die er immer stärker bedroht wähnt. „Die Menschen lernen nichts dazu, und es hat momentan den Anschein, als ob es immer schlimmer wird. Mehr schlechte Politiker denn je, Korruption, Lügen, Bomben – und es geht gerade mal so weiter. Dazu will ich nicht schweigen, und was ich dazu zu sagen habe, findet sich auch in den Songs meiner neuen CD.“

Die heißt „Body of Works“. Und ein paar Songs daraus wird man auch am Freitag im Lokschuppen hören können. Neben vielen der alten Hits. Aber auch unter denen finden sich zahlreiche, in denen Albert Hammond nicht, wenn man so will, schweigt und einfach das schöne Leben besingt, sondern in denen er das tut, was er immer tun wollte: „Die Wahrheit sagen“, sagt, er. „Zum Beispiel in ,Down by the River`, darin geht’s um Umweltverschmutzung, das war 1972, der erste grüne Song, wenn man so will. Und dann mal ganz allgemein gesprochen: Es reicht nicht, von Liebe nur zu singen, man muss sie auch zeigen.“

Der Kirchenchor

Was ihn als Musiker angeht, so hat er es tatsächlich so ähnlich wie in seinem Hit „The Free Electric Band“ gehalten. „Der handelt davon, nichts zu machen, was man nicht liebt. Und ich liebe die Musik, seit ich als Junge in Gibraltar im Kirchenchor gesungen habe. Danach habe ich Glück gehabt, vielleicht aber war es auch Zauberei oder Schicksal. Aber letztendlich war es dann wohl doch die Qualität der Songs, die sie bis heute am Leben gehalten hat und sie so, wie es aussieht, denn ich werde bald 80, auch mich überleben lassen wird. Es ist immer und überall und bei allen Dingen die Qualität, die zählt, nicht die Quantität.“

Trotzdem werden die Fans am Freitag sicherlich nichts gegen ganz viele gute Songs von Albert Hammond einzuwenden haben. Das Konzert im Lokschuppen wird übrigens Albert Hammonds allererstes nach Corona sein, also seit vier Jahren. Rechnet man einen Auftritt dieses Jahr beim Presseball in Berlin nicht mit dazu. „Aber da war ich allein auf der Bühne, nicht mit einer Band.“ Mit einer Band, die er tatsächlich erst ein paar Stunden vor dem Auftritt kennenlernen wird.

Die Band und der Lokschuppen. Viel Neuland in Heidenheim also für Albert Hammond. Nur den Bären, den kannte er schon.

Der Lokschuppen ist ausverkauft

Das Konzert mit Albert Hammond und der Siggi-Schwarz-Band beginnt am Freitag um 20 Uhr. Eintrittskarten gibt es keine mehr, der Lokschuppen ist seit Wochen ausverkauft.

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