Zwei Wochen lang waren sechs junge Menschen im Naturtheater Heidenheim während eines Workcamps aktiv: Henar Gonzalez Martin (27) aus La Palma, Aina Castane Clos (30) aus Katalonien, Soffia Moskalenko (19) aus der Ukraine, Solène Gasque (24) aus Frankreich, Nicholas Wanyonyi (29) aus Kenia und Albertas Šalčius (22) aus Litauen.
„Es war wie ein ‚Now or never‘-Moment“, erzählt Soffia Moskalenko aus der Ukraine. Sie hatte das Workcamp online entdeckt und war sofort interessiert – Theaterarbeit faszinierte sie schon lange. Henar Gonzalez Martin aus La Palma wollte ursprünglich nur zwei Wochen mitarbeiten und nutzte das Camp, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Albertas Šalčius aus Litauen kam, um gleichzeitig seine Freundin zu besuchen – Henar Gonzalez Martin scherzte dazu: „Es ist eine Liebesgeschichte.“ Solène Gasque aus Frankreich suchte nach ihrem Studium eine Möglichkeit, international aktiv zu bleiben und Menschen aus anderen Kulturen kennenzulernen.
Arbeiten und Alltag im Camp
Der Tagesablauf im Naturtheater war klar strukturiert: Um 8 Uhr begann der Tag mit Frühstück, ab 9 Uhr standen rund sechs Stunden Arbeit auf dem Programm. Die Aufgaben waren vielseitig – von Kulissenbau und Malerarbeiten über das Reinigen von Kissen bis hin zu Holzarbeiten und Unterstützung im Kostümfundus.
Nach Feierabend wurde gemeinsam gekocht, Karten gespielt und viel gelacht. „Arm wrestle for the beer“, sagt Albertas Šalčius lachend – „Wir mussten Armdrücken machen, um das Bier zu gewinnen.“ Auch gemeinsame Ausflüge gehörten dazu: Die Gruppe besuchte Lindau am Bodensee und nahm an einer Nachtführung durch Heidenheim teil, die von einem Ensemblemitglied des Theaters in historischem Kostüm geleitet wurde.
Aina Castane Clos, die Teamleiterin des Camps, war bereits im Frühjahr vor Ort gewesen. Sie engagiert sich für ein Jahr als Freiwillige und betont: „Ziel der Gemeinschaft ist es, Orte wie dieses Theater zu erhalten – Orte, an denen man wirklich zusammenarbeitet und Gemeinschaft erlebt.“
Internationale Begegnungen
Die Teilnehmenden kamen aus ganz unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Für Nicholas Wanyonyi aus Kenia war das Besondere, „dass man mit Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenlebt und jeden Tag neue Perspektiven kennenlernt“. Albertas Šalčius ergänzt: „Einige Stereotype werden bestätigt, andere verschwinden völlig.“
Ein besonderes Erlebnis war ein Spiel, bei dem jede Person nur in ihrer eigenen Sprache sprechen durfte. Verständigung war dabei zwar schwierig, wurde aber genau dadurch zum zentralen Teil des Spiels.
Das Workcamp wurde im Rahmen des Europäischen Solidaritätskorps (ESK) gefördert und vom Bundesministerium unterstützt. Die Teilnehmenden verwalteten ein gemeinsames Budget für die Verpflegung und erhielten zusätzlich ein kleines Taschengeld. Da Soffia Moskalenko nicht offiziell Teil des Programms war, legte die Gruppe zusammen, um sie zu unterstützen – sie hatte bereits ihre Anreise mit fünf verschiedenen Zügen selbst bezahlt.
Fazit der Workcampler
Die zwei Wochen im Naturtheater Heidenheim boten eine besondere Mischung aus Theaterarbeit, Teamgeist und internationalem Austausch. Henar Gonzalez Martin fasst zusammen: „Man erlebt hier, wie Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenkommen und etwas schaffen, das bleibt.“
Auch Nicholas Wanyonyi zieht positives Fazit: „Man lernt neue Fähigkeiten und gewinnt Freunde aus vielen Ländern.“
Was sind Workcamps?
Workcamps wie dieses werden weltweit angeboten. Sie richten sich an Menschen, die für zwei bis drei Wochen ihre Arbeitskraft in den Dienst eines gemeinnützigen Projekts stellen möchten – ob im Bereich Kultur, Umwelt, Soziales oder Denkmalpflege. Gearbeitet wird meist fünf bis sechs Stunden täglich, montags bis freitags. Unterkunft, Verpflegung und ein kleines Taschengeld sind inbegriffen.
Organisiert werden die Camps unter anderem von der IBG (Internationale Begegnung in Gemeinschaftsdiensten e.V.), die seit 1965 internationale Freiwilligencamps vermittelt und Projekte in Deutschland und Europa betreut. Ziel ist es, interkulturelle Begegnungen zu fördern, neue Fähigkeiten zu vermitteln und Menschen aus aller Welt durch gemeinsames Engagement zu verbinden.