Grünes Klassenzimmer

Warum laut Werner Kinzler aus Heidenheim die Ameise Wertschätzung verdient hat

Er hat einen Doktortitel in Biologie, war Aquaristik-Fachverkäufer und packt auch auf dem Bauernhof gerne mit an: Dr. Werner Kinzler leitet das Grüne Klassenzimmer im Heidenheimer Brenzpark, in dem sich alles rund um die Natur dreht.

Es gibt so gut wie kein naturwissenschaftliches Thema, über das Dr. Werner Kinzler nicht aus dem Stegreif heraus etwas Fundiertes erzählen könnte. Der 49-jährige promovierte Diplom-Biologe leitet seit gut drei Jahren das Grüne Klassenzimmer im Brenzpark. 1993 machte er am Hellenstein-Gymnasium sein Abitur und studierte nach dem Zivildienst Biologie in Ulm. Seine Abschlussnote 1,0 honorierte das Land Baden-Württemberg mit einem Promotionsstipendium. Kinzlers Tätigkeiten als Wissenschaftler umfassten Gewässeruntersuchungen des Rheins und des Bodensees, Waldinventuren im Biosphärengebiet Schwäbische Alb und Studentenausbildung in Ulm. Unvergessen und lehrreich blieben ihm die Erfahrungen als Aquaristik-Fachverkäufer nach seiner Diplomarbeit in der damaligen WLZ Heidenheim.

Seit 2015 ist er Referent des Grünen Klassenzimmers und bietet ein ganzes Bündel an Kursen über Pflanzen, Tiere und ihre Lebensräume an. Die Unterrichtseinheiten finden in der Regel vormittags statt und sind sowohl für Kindergärten als auch Schulklassen aus dem ganzen Landkreis und darüber hinaus gedacht. Unterstützung erhält Kinzler von zahlreichen Referentinnen und Referenten aus unterschiedlichen Berufsfeldern und auch von Heidenheimer Einrichtungen wie dem Kreisabfallwirtschaftsbetrieb, dem Kreisimkerverein, dem Kneipp-Verein oder dem Landratsamt. Werner Kinzler hat das Programm des Grünen Klassenzimmers kontinuierlich ausgebaut und erweitert, wobei der Grundstein des Erfolges seinen Worten nach von seinen Vorgängerinnen gelegt wurde.

„Es geht um Toleranz und Respekt“

„Die Arbeit mit den Kindern macht mir viel Freude, weil ich möchte, dass sie die Natur mit all ihren Facetten entdecken können“, sagt er. Naturkreisläufe für die Kinder und Jugendlichen erlebbar zu machen, sei das oberste Ziel seiner Arbeit. „Wenn ein Kind mit geringer Wertschätzung einer Ameise oder einer Blüte gegenübertritt, dann erkläre ich ihm, wie wichtig diese Tiere für die Abläufe in der Natur und damit auch für uns Menschen sind. Es geht auch um Toleranz und Respekt.“

Aber nicht nur mit Kindern begibt sich der 49-Jährige auf Exkursionen. Er ist auch in der Erwachsenenbildung tätig, beispielsweise als Gewässerführer. Das Programm des Grünen Klassenzimmers umfasst sowohl den Lebens- und Erlebnisraum der Gewässer mit Flora und Fauna als auch den überregionalen Blick auf die Bedeutung und Lebenskraft von Wasser. Außerdem bietet Werner Kinzler Teich- und Hausbaukurse sowie Führungen zum Thema Landwirtschaft an. „Ich bin einfach ein Allrounder, sowohl beruflich als auch privat“, erzählt der Kleinkuchener im Gespräch. Er liebt das Härtsfeld, hilft im Sommer als Traktorfahrer bei der Ernte auf dem Hof seines Bruders aus und hat ein Haus in Eigenregie gebaut und packt einfach gerne selbst an. So handhabt er es auch bei den von ihm betreuten Kindern: „Da bekommt schon mal eine Siebenjährige einen Akkuschrauber von mir in die Hand gedrückt, damit sie damit arbeiten kann.“

Unbekannte Leidenschaften entdecken

Werner Kinzler ist fest davon überzeugt, dass sich bisher unbekannte Leidenschaften entwickeln, wenn man neue Dinge ausprobieren kann. Deshalb sind seine Unterrichtseinheiten und die aller seiner Mitarbeiter sehr praxisorientiert. „Jeder darf sich ausprobieren. Wenn man Verständnis für die Abläufe in der Natur hat, dann bekommt man dadurch einen Weitblick und kann in seinem Berufsleben oder im Leben ganz allgemein Entscheidungen besser treffen“, ist sich der Biologe sicher. Werner Kinzler liebt seine Arbeit draußen in der Natur sowie die relativ flexiblen Arbeitszeiten. In den Hector-Kinderakademien Heidenheim und Aalen tüftelt und forscht er zusammen mit naturwissenschaftlich interessierten Kindern.

In der Natur etwas über die Natur lernen kann man im Grünen Klassenzimmer im Heidenheimer Brenzpark. Rudi Penk

Im Laufe der Jahre ist ihm das Aufklären über das Thema Klimaschutz immer wichtiger geworden und so können in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Heidenheim vom Land Baden-Württemberg geförderte Kurse im Grünen Klassenzimmer kostenfrei gebucht werden. Dabei werden unter anderem Themen wie Wassereinsparmöglichkeiten, Rolle der Wälder und der Meere, Artenvielfalt, Landwirtschaft und Bio-Lebensmittel, erneuerbare Energien und Handlungsmöglichkeiten für jeden Einzelnen behandelt. Diese Projekttage finden auf Wunsch auch in den Kindergärten und Schulen vor Ort statt und sind immer mit einer Exkursion verbunden.

Werner Kinzler hat als Leiter des Grünen Klassenzimmers in den letzten Jahren schon viel bewegt. Es gibt seit einigen Jahren ein eigenes Ferienprogramm in der ersten Sommerferienwoche sowie Kooperationen im Bereich Ferienbetreuung mit Kommunen. Kindergeburtstage können zu unterschiedlichen Themen gebucht werden und die Erwachsenenbildung kommt auch nicht zu kurz. Und auch neue Referenten sind in der Umweltbildungseinrichtung jederzeit willkommen.

Entstanden aus der Landesgartenschau

Das Grüne Klassenzimmer im Brenzpark entstand aus der Landesgartenschau 2006. Auf die Initiative von Kirsten Schröder-Behrendt wurde die naturpädagogische Einrichtung auch nach der Veranstaltung weiter etabliert. Nach dem Unfalltod der Agrarbiologin im September 2014 übernahm Stephanie Krause die Leitung der Einrichtung. Transparenzhinweis: Unsere Autorin Katja Maier-Grau ist auch als Referentin im Grünen Klassenzimmer tätig.

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