In Heidenheim und Giengen

Kritische Infrastruktur: Wenn es mit dem Breitbandausbau klemmt

In Heidenheim wurden die Glasfaser-Planungen von UGG beendet, in Giengen will man vorsorglich wieder selbst Leerrohre verlegen. Darüber, welche Probleme es mit sich bringt, wenn private Firmen kritische Infrastruktur bauen wollen, denkt Silja Kummer von der HZ-Redaktionsleitung nach.

Viele können das Wort Breitbandausbau schon nicht mehr hören, so oft wird darüber gesprochen und auch in unserer Zeitung geschrieben. Wenn man sich aber mal kurz klarmacht, wie viele Dinge mittlerweile über das Internet erledigt werden, von Bankgeschäften über Einkaufen bis zum Medienkonsum, wie viele Menschen (zumindest zeitweise) von zu Hause aus arbeiten oder lernen, ahnt man es: Das Netz ist unverzichtbar geworden, und Datenleitungen gehören zur notwendigen Infrastruktur genauso sowie Straßen oder Strom- und Wasserleitungen.

Für Infrastruktur, die alle nutzen, ist der Staat zuständig. Das ist sinnvoll, weil es allen zugutekommt. Und für schnelles Internet gilt das eben mittlerweile auch. Wenn private Anbieter Glasfaserkabel legen, lohnt sich das logischerweise nur dort, wo viele Menschen wohnen und bei dieser Firma einen Anschluss bezahlen. Damit wären wir bei „Toni“: Unter diesem Namen hat die Firma BBV, die heute unter UGG firmiert, massiv für ihr Produkt geworben, selbst Einkaufswagen in Supermärkten kamen im Toni-Look daher.

Offenbar hat das nichts genutzt, vor zwei Wochen teilte die Firma der Stadt Heidenheim mit, dass es nichts wird mit dem Glasfaserausbau. In Giengen steht die Absage noch aus, aber die Stadtverwaltung lässt vorsorglich wieder selbst Leerrohre in Neubaugebieten verlegen, in die dann relativ problemlos Glasfaserkabel eingebaut werden können.

Oberbürgermeister kooperierten

Was auch nichts genutzt hat, war das massive Engagement der Oberbürgermeister Henle und Salomo für „Toni“. Beide Stadtoberhäupter haben sich in die Kampagnen des Unternehmens einbinden lassen, es wurden Kooperationsverträge geschlossen und teilweise lief die Kommunikation über die Rathäuser. Der Einsatz ist verständlich, im besten Fall hätte das Unternehmen den Städten Ausgaben in Millionenhöhe gespart. Dafür legt man den Bürgerinnen und Bürgern doch gerne mal nahe, auch einen Vertrag zu unterzeichnen.

Scheitert dann das Vorhaben, ist das für die Verwaltungschefs ärgerlich, es gibt kein Glasfaserkabel, und die Bürger sind sauer, möglicherweise auch auf sie. Das Risiko ist aber immer inbegriffen, wenn sich ein Rathauschef mit einem Unternehmen gemein macht. Und Zweifel daran, dass BBV das Projekt tatsächlich gut umsetzen würde, gab es schon von Anfang an.

An diesem Wochenende kann man das Internet zum Glück auch mal sich selbst überlassen und eines der vielen Feste im Landkreis Heidenheim besuchen – ganz analog und ohne Verbindungsstörung. Feiern Sie schön!