Freut Euch, jubiliert: Diese Aufforderung erging vom Oratorienchor Heidenheim an sein Publikum beim Konzert am Samstagabend in der Pauluskirche. Versprochen war ein Feuerwerk der Wiener Klassik, für das die beiden miteinander befreundeten Komponisten Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart sorgen sollten. „Exultate Jubilate“ (Latein für: Freut Euch, jubliert) war aber nicht nur das Motto des Konzerts, sondern auch ein Stück von Mozart, das zur Aufführung kam.
Freude und sehr viel Applaus
Nun ist es für das Publikum eines klassischen Chorkonzerts möglicherweise ein wenig zu viel verlangt, dass es jubilieren möge. Aber Freude und sehr viel Applaus lösten Chor, Orchester und Solisten in der nicht ganz vollbesetzten Kirche auf jeden Fall aus – und das vollkommen verdient, denn das Konzert war insgesamt ein großer Genuss. Der traditionsreiche Heidenheimer Oratorienchor unter Leitung von Chordirektorin Ulrike Blessing präsentierte sich als strahlender, großer Klangkörper, in den sich die vier Solisten Katarzyna Jagiello (Sopran), Ann-Kathrin Roth (Alt), Rob Tilson (Tenor) und Emanuel Pichler (Bariton) bestens integrierten und das von Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters Ulm kongenial begleitet wurde. Dieser Eindruck entstand schon beim ersten Stück, dem Marien-Lobgesang „Regina coeli“ mit jubelnden Halleluja-Rufen und von Mozart in reinem C-Dur geschrieben.
Nach dem gelungenen Auftakt hatten die rund 60 Chor-Sängerinnen und -Sänger erstmal Pause, da bei „Exultate Jubilate“ nur die Sopranistin und das Orchester gefragt waren. Die in Polen geborene Katarzyna Jagiello sang mit starkem Vibrato und einer sehr dunklen Klangfarbe der Stimme, sodass ihr Sopran auch in den Höhen nicht schrill klang.
Feierliches Abendgebet von Wolfgang Amadeus Mozart
Das umfassendste Werk des Konzerts war die „Vesperae solennes de confessore“ von Mozart. Eine Vesper ist in der katholischen Liturgie ein Abendgebet, „solennes“ bedeutet feierlich. Textlich greift das Werk fünf Psalmen aus dem Alten Testament auf. Beeindruckend dabei waren die klaren Einsätze der Chorstimmen, die oft in schneller Reihenfolge hintereinander erfolgten. Die Sopranistinnen setzen immer wieder Glanzlichter, ohne die anderen Stimmen dabei zu übertönen. Auch die Männerstimmen hatten ihre Sternstunden, insbesondere beim vierten Satz „Laudate pueri“, bei dem sie die Einsätze anführten. Hier arbeitet der Komponist sehr viel mit absteigenden Notenlinien, die quasi in die tiefen Stimmen hineinführen und eine ganz andere Atmosphäre als in den anderen Sätzen erzeugen.
Die etwas düstere Stimmung löst sich im anschließenden „Laudate dominum“ im schwelgerischen 6/8-Takt und mit den langen Melodiebögen des Solo-Soprans auf, bei denen Katarzyna Jagiello nochmals ihre herausgehobene Stellung unter den Solisten beweisen konnte. Die Solostimmen waren alle nochmal im abschließenden Satz „Magnificat“ zu hören.
Höchste Virtuosität
Ulrike Blessing verwob in ihrem Dirigat Chor, Solisten und Orchester – und das nicht nur in diesem Satz – zu einem feinen Klanggewebe. Die Mozartschen Melodien, die immer einfach und eingehend klingen, verlangen den Musizierenden doch höchste Virtuosität ab, was beim Konzert aber nicht zu spüren war. Und Mozart, so muss man es einfach sagen, liegt sowohl dem Oratorienchor als auch seiner Dirigentin.
Joseph Haydn, dessen „Te Deum“ für Kaiserin Marie Therese das letzte Stück des Konzertprogramms war, wirkte nach dem leichtfüßigen Mozart wie ein Rückschritt in der Musikgeschichte, obwohl der Komponist nur 24 Jahre älter war als Mozart. Rob Tilson und Emanuel Pichler reihten sich für dieses Stück in den Chor ein, der hier ohne Solisten auskam. Und der „Ora“ zeigte nochmal, zu welcher Wandlungsfähigkeit er fähig ist: Der Chor agierte mit großer Homogenität und Klangfülle, beherrschte aber auch den Wechsel zu den feineren, leiseren Abschnitten und in die Moll-Tonart, und arbeitete den Gegensatz zum an sich hymnischen, lobpreisenden Charakter des „Te Deum“ heraus.
Das furiose Ende des Konzerts ließ eigentlich keine Wünsche offen, aber das Publikum wurde trotzdem mit dem „Ave verum corpus“ von Mozart belohnt.
Als nächstes kommt Händels „Messias“
Das nächste Konzert des Oratorienchors findet am Samstag, 15. November, statt. Dafür studiert das Ensemble „Der Messias“ von Georg Friedrich Händel ein. Mitsängerinnen und -sänger sind gesucht, insbesondere für Bass oder Tenor. Interesse an Chormusik und Notenkenntnisse sollten mitgebracht werden. Kontakt über den Vorsitzenden: norbert.tempel@web de.