Kunstmuseum Heidenheim

Hier über Herr Kubiak

Jetzt kommen die Ameisen

Hier über Herr Kubiak

So spielt das Leben. Und so schnell kann’s gehen: Gestern noch im Wald zu Hause, heute schon unterwegs in Sachen Kunst. Drei Heidenheimer Ameisen spazieren derzeit durchs Heidenheimer Kunstmuseum. Marco Hompes, dem Chef des Hauses, ist auch schon eine vierte über den Weg gelaufen. Aber die lässt sich heute nicht blicken. Wahrscheinlich scheut sie die Öffentlichkeit.

Das ist seine Zwischenzeil

Ameisen im Museum. Warum nicht? Kunst ist lebendig. Erst recht die Ausstellung, die derzeit im Heidenheimer Kunstmuseum präsentiert wird: „Wachsende Formen – organische Prozesse in der Kunst“. Es geht darin, wir hatten das an dieser Stelle anlässlich der Eröffnung der Schau Ende November bereits detailliert erläutert, um Wachstum, organische und chemische Austauschprozesse, Zerfall.

Das ist eine Zwischenzeile

Damit geht es auch um das Leben an sich, die Natur, den Menschen und damit zwangsläufig auch sofort darum, wie der sich darin aufführt. Dies alles aus dem Blickwinkel von Kunst, von vierzehn Künstlern, die im Kunstmuseum Naturprozesse sichtbar und erlebbar machen. Hier werden biologische Veränderungen selbst zu Kunstwerken – und der vom modernen Menschen in seinem zunehmend unnatürlichen, ja toxischen Verhältnis zur Natur zementierte Gegensatz zwischen Kultur und Natur wird aufgelöst.

Das ist eine Zwischenzeile

Womit wir weder bei den drei, den vier Waldmeisen angelangt wären. Die hatte niemand auf der Rechnung. Aber nun sind sie da. Und wenn es denn noch eines Beweises dafür gebraucht hätte, dass diese Ausstellung funktioniert, dann sind das diese Ameisen, die sich gleichsam aus dem Nichts als Teile der Kunst etabliert haben. Eigentlich sogar als Künstler

In die Schau gelangt sind die Ameisen als Teil von Markus Hoffmanns Tschernobyl-Ecke, zu der auch ein wenig Totholz aus dem Heidenheimer Stadtwald gehört, worin die Insekten – nolens volens und zunächst unerkannt – ins Kunstmuseum reisten.

Wieder im Mai und hoffentlich bei wolkenlosem Himmel: die Heidenheimer Musiknacht.
Musiknacht Heidenheim 2022 – Marienkirche : Hevy-Metal-Barpiano mit Walter „ Georgee “ Heinle

Dort nun haben sich die ehemaligen Waldbewohner als die gewieften Überlebenskünstler, die sie nun einmal sind, inzwischen gewissermaßen mit den Akteuren des Kunstwerks von Linda Weiss gegenüber angefreundet, in dem Kombucha-Pilze die Hauptakteure sind, aber auch Rohrzucker zu holen ist.

Das ist eine Zwischenzeile

Der Weg dorthin und wieder zurück ins Totholz ist nun freilich mit der Gefahr verbunden, unter die Schuhe von Ausstellungsbesuchern zu geraten. Allerspätestens hier gleicht die Kunst wieder dem Leben: Gefahr gehört mitunter dazu. Direkte Angriff indes müssen die Ameisen nicht fürchten. Marco Hompes: „Mal ganz abgesehen davon, dass ich das auch gar nicht wollte, kann ich ja in einer Ausstellung, in der wir thematisieren, wie wir symbiotisch mit der Natur leben, hergehen, und Ameisen töten.“

Red Fox – Vulpes vulpes, close-up portrait with bokeh of pine trees in the background. Making eye contact.

Ein Auge auf die Ameisen zu haben, gehört deshalb nun ebenso zur täglichen Arbeit des Kunstmuseumsdirektors, wie es ihm obliegt, morgens nach Dienstantritt zuallererst Pilze zu besprühen. Dabei handelt es sich um dreierlei Arten von Seitlingen, die gleich am Eingang zur Schau im Obergeschoss des Museums als Teil einer Installation von Mona Schmidtke und Raphael Masche wachsen. Auch diese Abteilung der Kunst in Heidenheim funktioniert. Sogar auf dem Teller von Marco Hompes, der die essbaren Pilze nicht nur wässert, sondern ab einer gewissen Größe auch erntet und in der eigenen Küche schmackhaft zubereitet. Nicht zum Verzehr geeignet, auch nicht in Teilen, ist hingegen die monumentale Gipsfigur von Attilio Tono, auch wenn auf ihr so verschiedene flüssige Lebensmittel wie Milch, Rotwein, Öl, Cola oder verschiedene Salzlösungen zum Einsatz gelangen. Das hat zur Folge, dass die zur Ausstellungseröffnung noch gänzlich jungfräulich und in strahlendem Weiß aus ihrer Ecke leuchtende Figur inzwischen ziemlich verändert dasteht. Und jeden Tag immer noch ein wenig anders, denn Marco Hompes begießt, nachdem er die Pilzkulturen befeuchtet hat, jeden Morgen auch den Solitär