Erweiterung der Aktivitäten

Heidenheimer Stadtwerke kaufen Hebel Wohnbau

Das städtische Energieunternehmen Heidenheimer Stadtwerke AG erweitert seine Aktivitäten im Bereich Wohnungsbau und kauft die Mergelstetter Firma Heinrich Hebel.

Die Heidenheimer Stadtwerke AG, die sich zu 100 Prozent im Besitz der Stadt Heidenheim befinden, kaufen die Heinrich Hebel Wohnbau GmbH. Die Übertragung der Firmenanteile erfolge zum 1. Januar 2026, teilen die Stadtwerke in einer Pressemitteilung mit. Die Übernahme sei „in vertrauensvoller und partnerschaftlicher Abstimmung der beiden Unternehmen“ erfolgt. Man habe so eine Lösung für eine gesicherte Unternehmensnachfolge und das langfristige Fortbestehen des Wohnbau-Unternehmens gefunden.

Nach außen wird sich bei Hebel wenig ändern: Sowohl der Auftritt als auch die Arbeitsverhältnisse der 26 Mitarbeitenden bleiben bestehen, alle laufenden Projekte werden nahtlos fortgeführt, teilen die Stadtwerke mit. Das Energieunternehmen, das bislang schon mit der Tochtergesellschaft Baugesellschaft Heidenheim sowie der Baugesellschaft Frankenthal im Bereich Wohnungsbau tätig ist, erwirbt auch die beiden Tochtergesellschaften, die Heinrich Hebel Gewerbe- und Industriebau GmbH und die Heinrich Hebel Schlüsselfertiges Bauen GmbH sowie weitere Beteiligungen.

Vor mehr als 40 Jahren gegründet

Die bisherigen Firmeneigentümer waren Heinrich Hebel sowie seine beiden Partner Jürgen Beyrle und Walter Dörflinger. Während sich Heinrich Hebel in den Ruhestand verabschiedet, werden Jürgen Beyrle und Walter Dörflinger dem Unternehmen weiterhin als Geschäftsführer erhalten bleiben. Ab dem 1. Januar 2026 wird zudem Erich Weber, Vorstandsmitglied der Stadtwerke AG, in die Geschäftsführung eintreten. Die in Mergelstetten beheimatete Heinrich Hebel Wohnbau GmbH wurde vor über 40 Jahren von Heinrich Hebel gegründet und hat aktuell mehrere Bauprojekte im Landkreis Heidenheim, unter anderem in Mergelstetten und Herbrechtingen. In Planung ist auch ein Mehrfamilienhaus in der Ortsmitte von Bolheim.

Die Initiative für die Firmenübernahme sei von Heinrich Hebel ausgegangen, sagt der designierte Geschäftsführer Erich Weber. Der 71-jährige Unternehmer wollte seine Firmenanteile verkaufen, um sich zur Ruhe zu setzen. Die Wohnbaufirma sei eine ideale Ergänzung zum bisherigen Portfolio der Stadtwerke im Bereich Wohnungsbau. „Wir sind bisher eher in der Quartiersentwicklung tätig, beispielsweise auf dem ehemaligen Schlachthof-Areal, oder bei größeren Einheiten wie den Waldhorn-Apartments“, so Weber. Mithilfe von Hebel könne man nun auch Einfamilienhäuser oder kleiner Mehrfamilienhäuser anbieten.

Auf der Agenda von Oberbürgermeister Michael Salomo, der Vorsitzender des Stadtwerke-Aufsichtsrats ist, steht die Förderung des städtischen Wohnungsbaus. Dazu passe der Firmenkauf zwar gut, er sei aber nicht politisch motiviert gewesen, sagt Erich Weber. „Wir wollen auch Wohnraum schaffen, aber wir orientieren uns an der Nachfrage“, so der Stadtwerke-Vorstand.

In der Pressemitteilung heißt es, die Heinrich Hebel Firmengruppe habe sich in den letzten zwei Jahrzehnten vor allem durch die beiden Geschäftsführer und Mitgesellschafter Jürgen Beyrle und Walter Dörflinger sowie Horst Trittler, Prokurist und verantwortlicher Bereichsleiter vom Gewerbe- und Industriebau, ein hervorragendes Image in der Region erarbeitet. „Zahlreiche Projekte, enge Partnerschaften mit Bau- und Handwerksbetrieben und ein stetig wachsender Kundenstamm zeugen von der hohen Qualität und Verlässlichkeit, die das Unternehmen auszeichnen“, erklärt der Käufer.

Unternehmen steht finanziell gut da

Die Unternehmensbilanz von Heinrich Hebel bestätigt die positive Einschätzung: 2024 machte das Unternehmen einen Gewinn von rund 1,5 Millionen Euro bei einem Umsatz von rund 13 Millionen Euro. Das Unternehmen verfügt laut Jahresabschluss über eine hervorragende Bonität und eine Eigenkapitalquote von über 65 Prozent. Die Firma prosperiert sogar in einer Branche, die seit 2022 unter negativen Markt- und Rahmenbedingungen leidet.

Firmengründer Heinrich Hebel bezeichnet das Unternehmen als sein Lebenswerk und eine Herzensangelegenheit. „Es war mir daher besonders wichtig, einen Nachfolger zu finden, der nicht nur das Geschäft versteht, sondern auch unsere Werte lebt und dem wir zutrauen, die Heinrich Hebel Wohnbau GmbH in unserem Sinne weiterzuführen und weiterzuentwickeln“, so Hebel. Die beiden Geschäftsführer Jürgen Beyrle und Walter Dörflinger freuen sich darauf, die Arbeit mit den Stadtwerken fortzuführen: „Gemeinsam mit unseren langjährigen Mitstreitern, haben wir im Team Höhen und Tiefen gemeistert, uns Herausforderungen gestellt und etwas Nachhaltiges aufgebaut.“

Mit der Übernahme der Heinrich Hebel Wohnbau GmbH wollen die Stadtwerke die Kompetenzen vor Ort bündeln und ihr Leistungsspektrum im Geschäftsfeld Immobilienwirtschaft erweitern, bis hin zum Bau von Einfamilienhäusern. „Unsere Vision ist es, Bewährtes zu bewahren und gleichzeitig neue Impulse zu setzen“, fasst Erich Weber zusammen.

Ein Überbleibsel aus der GBH-Zeit

Wieso besitzen die Heidenheimer Stadtwerke eine Baugesellschaft in der Pfalz? Dies hängt mit der früheren Heidenheimer Baugesellschaft GBH zusammen, die im Besitz der Stadtwerke, der Kreissparkasse und der Firma Voith war. Sie wurde 2006 an den Gagfah-Konzern verkauft, zunächst mitsamt der Baugesellschaft Frankenthal, die zur GBH gehörte. Weil sich die Stadt Frankenthal mit ihrer Sperrminorität aber gegen diesen Verkauf stellte, blieben die Anteile im Besitz des Heidenheimer Energieunternehmens und begründeten quasi dessen Einstieg in die Immobilienwirtschaft.