Unter uns

Heidenheimer Handel: Als Kunden haben wir die Macht

Wieder schließen Geschäfte in Heidenheim. Darüber zu klagen, ist allerdings nur bedingt zulässig, findet Catrin Weykopf von der HZ-Redaktionsleitung. Denn wir bestimmen als Kunden doch selbst, wo und bei wem wir unsere Euros ausgeben. Je seltener wir alle vor Ort, aber dafür umso mehr im Internet einkaufen, desto weniger Geschäfte wird es in Zukunft geben.

Der Heidenheimer Handel verändert sich immer wieder. Aber so viele Meldungen wie diese Woche gab es lange nicht auf einmal. Kurz zusammengefasst: Nordsee hat zu, Juwelier Scheuble macht zu, der Raumausstatter TTL hat Insolvenzantrag gestellt, im ehemaligen Café Balzac gibt’s demnächst Kebab, das Talhof-Café schließt und ein Brautmodengeschäft sowie ein Pop-Up-Outlet öffnen. Es sind also nicht nur schlechte Nachrichten dabei, es entsteht auch Neues. Klar ist: Mit Scheuble und Nordsee verschwinden zwei feste Größen der lokalen Geschäftswelt. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Im Wesentlichen ändern beide Unternehmen ihre Strategien. Und in diesen gibt es für die Heidenheimer Filialen keinen Platz mehr.

Als ich in Sozialen Medien die Kommentare zu diesen Schließungen gelesen habe, dann stand da oft: „Die Politik muss etwas tun“ oder „Heidenheim ist tot“.  Ich möchte dem entgegnen: Heidenheim ist nicht tot und es ist nicht Aufgabe der Politik zu regulieren, dass es in der heimischen Fußgängerzone ein Fischgeschäft gibt. Nein, die Geschäftsinhaber entscheiden das. Und dafür brauchen sie uns als Kunden.

Unser aller Kaufverhalten entscheidet maßgeblich, welche Läden Bestand haben. Natürlich gehört dazu auch das Geschick des Unternehmers und die Qualität der Ware. Aber unterm Strich liegt’s doch an uns. Wenn wir allerdings unser Geld lieber bequem in Online-Shops ausgeben, stirbt der Handel am Ort tatsächlich. So ehrlich muss man sich machen.

Klar ist: Wenn eine Ware nicht lokal zu bekommen ist oder nicht wie gewünscht, ist der Internetkauf oder eine Fahrt in eine größere Stadt die einzige Alternative. Aber was nicht geht, ist in Geschäften vor Ort Beratung in Anspruch nehmen, den Gegenstand der Wahl anfassen und ausprobieren und dann aber online woanders kaufen, weil’s billiger ist. Möglicherweise, ohne zuvor im Laden je gefragt zu haben, ob nicht noch ein Nachlass drin wäre. Wer zahlt diese Beratung, die man bekommen hat? Keiner. Die Folge: Sie verschwindet – und mit ihr das Geschäft. Und selbst in Läden ohne Beratung gilt: Diese Shops gibt’s nur, wenn durch den Umsatz die Miete, die eingekaufte Ware und das Personal bezahlt werden können. Ist das nicht der Fall, wird ausgeräumt. Und dann heißt es wieder: Heidenheim sei tot. Am Ende liegt es einfach an uns.

Schönes Wochenende

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