Der Landkreis Heidenheim ist beim Ausbau der Brenzbahn so weit vorangekommen wie noch nie zuvor. „Das ist eine historische Chance, das Ding jetzt endlich aufs Gleis zu bekommen“, sagte Landrat Peter Polta in der Kreistagssitzung am Montag und verwies auf eine zentrale Hürde, die diesen Monat gefallen ist: Das Land Baden-Württemberg hat seine Förderzusage erweitert und beteiligt sich nun zur Hälfte an der Vorfinanzierung der vier Planungsphasen, die vor einem Baustart zwingend notwendig sind – ein Schritt, den Polta nach eigenen Worten „ziemlich massiv“ in Stuttgart eingefordert hatte.
Für den Landkreis Heidenheim bedeutet das eine erhebliche finanzielle Entlastung. Statt wie ursprünglich vorgesehen rund 36 Millionen Euro vorfinanzieren zu müssen, liegt der Anteil nun bei 18,2 Millionen Euro – verteilt auf einen Zeitraum von fünf bis acht Jahren. Die jährliche Belastung sinkt damit auf zwei bis drei Millionen Euro. „Das ist eine stemmbare Größe“, so Polta.
Doch trotz dieser verbesserten Ausgangslage droht das Projekt aus einem anderen Grund zu stocken oder im schlimmsten Falle zu scheitern: Der Alb-Donau-Kreis hat bisher keine verbindliche Zusage über seinen Finanzierungsbeitrag gemacht. „Wir haben dem Alb-Donau-Kreis eine Frist bis 10. Juni gesetzt“, erklärte Polta. Bis dahin solle der dortige Landrat mitteilen, ob und in welchem Umfang sich der Kreis an der Vorfinanzierung der Planungen beteiligt.
Planungsstart im Herbst 2025 möglich
Ursprünglich war man in Heidenheim davon ausgegangen, dass der Alb-Donau-Kreis rund 1,3 Millionen Euro zumindest für den zweigleisigen Ausbau zuschießen würde. Eine finanzielle Beteiligung an der Elektrifizierung hatte der dortige Kreistag schon früher ausgeschlossen. Aus dem dortigen Kreistagsinformationssystem sei jedoch zu entnehmen, dass nur 657.000 Euro an Beteiligung vorgesehen sind – ein Rückschlag für das Projekt.
Dann müssen wir uns Gedanken machen, ob wir das Projekt platzen lassen. Dafür würde ich aber nicht plädieren.
Peter Polta, Landrat Heidenheim
Die Planungen seien inzwischen so weit vorbereitet, dass ein Start im Herbst 2025 möglich wäre – allerdings nur, wenn die Finanzierung bis dahin gesichert ist. Ein Planungsteam der Deutschen Bahn stehe bereit, könne jedoch nicht auf unbestimmte Zeit freigehalten werden. „Wenn wir nicht startklar sind bis Herbst, geht das Fenster zu.“
Was, wenn der Alb-Donau-Kreis nicht liefert?
Und was passiert, wenn der Alb-Donau-Kreis nicht reagiert oder seinen Anteil nicht bezahlt? „Dann müssen wir uns Gedanken machen, ob wir das Projekt platzen lassen. Dafür würde ich aber nicht plädieren“, warnte der Landrat und zeigte eine Option für den schlimmsten Fall auf: „Dann müssen wir uns überlegen, ob wir die fehlenden 2,2 Millionen Euro auf die willigen Landkreise umlegen.“ Für den Landkreis Heidenheim würde dies einen zusätzlichen Beitrag von etwa 60 Prozent dieser Summe bedeuten.

Im Kreistag stieß diese Option auf Verständnis, es gab aber auch Warnungen. „Wenn wir jetzt signalisieren, dass wir die Lücke übernehmen, zahlt der Alb-Donau-Kreis am Ende gar nichts“, gab Bernhard Ilg (CDU/FDP) zu bedenken. Polta versicherte, weiterhin auf eine Beteiligung aus dem Nachbarkreis zu drängen: „Ich sehe den Alb-Donau-Kreis in der Pflicht. Ich werde da weiter nachsetzen.“ Andreas Stoch (SPD) ermutigte dazu, fraktionsübergreifend aktiv zu werden: „Wir müssen den politischen Druck in Richtung Alb-Donau-Kreis aufmachen. Bei Ulms Oberbürgermeister Martin Ansbacher haben wir offene Türen erlebt, ich finde es sehr schade, dass der Alb-Donau-Kreis mit einem nicht so riesengroßen Anteil im Bremserhäuschen sitzt.“ Ein Vorschlag aus der AfD-Fraktion lautete, die Freien Wähler als größte Fraktion könnten gezielt Kontakt zum Alb-Donau-Kreis aufnehmen.
Nach zwölf Jahren haben wir endlich ein Fundament, das eine Aussicht auf Realisierung bietet.
Werner Häcker, Kreisrat Freie Wähler
Darüber hinaus gab es durchweg Lob für die Verhandlungserfolge Poltas. Besonders deutlich wurde Werner Häcker (Freie Wähler), der in der Vergangenheit zu den Mahnern angesichts der fehlenden Finanzierungsbereitschaft von Bund und Land gezählt hatte: „Nach zwölf Jahren haben wir endlich ein Fundament, das eine Aussicht auf Realisierung bietet. Bislang war der Ausbau immer nur eine Vision – jetzt ist er ein Meilenstein.“
So geht es mit der Brenzbahn-Planung weiter
Neben dem Alb-Donau-Kreis sind auch der Ostalbkreis und der Stadtkreis Ulm an dem Ausbauprojekt beteiligt. Der Ostalbkreis hat den Finanzierungsbeschluss bereits gefasst. Aus Ulm gibt es laut Polta zwar noch keinen offiziellen Gremienbeschluss, aber positive Signale vonseiten des Oberbürgermeisters.
Bei der nächsten Kreistagssitzung vor der Sommerpause will Landrat Polta detailliertere Zahlen vorlegen. Eines steht für ihn bereits jetzt fest: „Wenn wir das jetzt nicht packen, wird es diese Chance so schnell nicht wieder geben.“
Wer zahlt was bei der Brenzbahn?
Das Gesamtprojekt umfasst drei Ausbaustufen: einen stündlichen Takt mit zusätzlichen Halten, einen Halbstundentakt zwischen Heidenheim und Aalen sowie die Elektrifizierung der Strecke. Insgesamt verläuft die Brenzbahn durch vier Landkreise und den Stadtkreis Ulm. Ohne Infrastrukturmaßnahmen sind Angebotsverbesserungen nicht möglich.
Die Gesamtkosten für den Ausbau werden auf rund 594 Millionen Euro geschätzt – auf Basis von Baupreisständen aus dem Jahr 2023. Allein die Elektrifizierung schlägt dabei mit mehr als der Hälfte der Summe zu Buche.
Nachdem das Land seinen Anteil erheblich aufgestockt hat, wird die Last für die beteiligten Landkreise deutlich geringer. Bislang hätten sie insgesamt 128 Millionen Euro aufbringen müssen, jetzt sind es noch 57 Millionen Euro, was einen Anteil an der Gesamtsumme von knapp zehn Prozent ausmacht.
Vom Land kommen nun 147 Millionen Euro. Bisher waren es 84 Millionen Euro. Der Anteil des Bundes ist gleich geblieben und beträgt 373 Millionen Euro. Da die Brenzbahn ein Stück durch Bayern führt, ist auch der Freistaat beteiligt mit knapp 16 Millionen Euro an Planungs- und Baukosten.