Na, na, na, na-na-na-naa

Bei Albert Hammond und Siggi Schwarz wackelte in Heidenheim der Lokschuppen

Ein herzlicher Stargast, eine starke Band und jede Menge Hits: Heidenheim erlebte im restlos ausverkauften Lokschuppen die „Albert Hammond Experience“.

Irgendwann enden die meisten Abende und Nächte im Bett. Irgendwie. Manchmal auch irgendwo. Wie der Freitagabend im Lokschuppen. Der nämlich endete im Bett von John Lennon und Yoko Ono. Gewissermaßen.

Jedenfalls beschwor die letzte Zugabe beim Konzert mit Albert Hammond und Siggi Schwarz eine Zeit herauf, als man noch wusste, was ein Bed-in ist. Und im Laufe eines solchen entstand der Song „Give Peace a Chance“. Es geschah in einem Hotelbett in Montreal. In dem saßen Yoko und John, und drum herum hopsten, außer kanadischen Krishna-Jüngern, zum Beispiel auch noch Timothy Leary und Petula Clark. 1969 war das.

Besuch aus Kairo

Begonnen hatte der Abend im Lokschuppen allerdings im Jahr 1972. Mit einem Song der „Doobie Brothers“. „Listen to the Music“. Na klar, genau deshalb waren die Menschen ja ins restlos ausverkaufte Haus geströmt. Und selbstverständlich wegen des Mannes mit der „Free Electric Band“: Albert Hammond. Zwei Gäste waren extra für ihn sogar aus dem fernen Kairo bis an die Brenz gereist.

Doch los ging’s zunächst mal ohne ihn. Die Siggi-Schwarz-Band, aus der an diesem Abend, frei nach Jimi Hendrix, eine Art „Albert Hammond Experience“ wurde, heizte den Schuppen erst mal ohne Hammond an. Das klappte selbstverständlich wie am Schnürchen und vergrößerte die Vorfreude. Die allerdings, um einen Wermutstropfen in den Freudenbecher fallen zu lassen, dadurch getrübt wurde, dass der an sich ja als Sänger über alle Zweifel erhabene Tom Croèl seine Texte derart offensichtlich vom unten vor ihm auf der Bühne platzierten Teleprompter ablas, dass es einen beim Zusehen irgendwann schon ärgerte.

Superhits

Mal ganz abgesehen davon, dass sich Croèl damit selber den Spaß nahm, freier und als Frontmann damit emotionaler zu agieren, machte das Ganze, wie bisweilen zu hören war, offenbar auch nicht textsicherer als die einfache, aber technisch vielleicht veraltete Methode des Auswendiglernens. Auch einen Andreas Kümmert nicht, der sich in einem Fall ebenfalls auf die Mattscheibe verließ und „Don’t You Love Me Anymore“ mit ein paar songfremden Vokabeln präsentierte.

Womit wir beim Star des Abends angelangt wären. Albert Hammond. Der zuvor letztgenannte Hit ist ja von ihm. Geschrieben für Joe Cocker. Und mit eben diesem Lied wurde Hammond, wenn man so will, von Andreas Kümmert gewohnt stimmgewaltig auf die Bühne des Lokschuppens gerufen. Dort brodelte es dann auch gleich noch mehr – und Hammond, mit fast 80 zwar nicht mehr bei Stimme wie einst im Mai, aber mit einer beinahe schon greifbar herzlichen Aura und Bühnenpräsenz und mit einer sich auf den Zuhörer übertragenden Freude am eigenen Tun zugange, sorgte mit „Down By The River“, „I’m a Train“ oder „The Free Electric Band“ dafür, dass das bis zur Pause auch so blieb.

Zwei, die es miteinander können: Albert Hammond und Siggi Schwarz beim Konzert im Heidenheimer Lokschuppen. Oliver Vogel

Starkes Miteinander

Nun hat Albert Hammond eine solche Menge an erfolgreicher Musik geschrieben, dass es nicht die Frage ist, was man aufführen könnte, sondern eher, was man weglassen muss, weil kein Konzert ja ewig dauert. Die Protagonisten im Lokschuppen entschieden den Fall wohl ganz im Sinne des Publikums. Denn auch im zweiten Teil des Abends, in dem ebenfalls die zweite Hälfte für den Stargast reserviert war, gab’s vorzugsweise die Superhits unter den Hits aus dem Hause Hammond zu hören. „It Never Rains in Southern California“, „One Moment in Time“, „The Air That I Breathe“, diese Art Hausnummern, eine enorme Kragenweite also.

Und enormen Anteil daran, dass die auch gebührend erklangen, hatte nicht nur deren Schöpfer, sondern auch die Band von Siggi Schwarz. Der Chef hatte ohnehin einen Lauf im Lokschuppen und sich schon ganz zu Beginn etwa bei „While My Guitar Gently Weeps“ von den „Beatles“ derart freigespielt, dass er sogar noch mehr als sonst aus sich und seiner Gitarre herausholte. Übrigens auch im Bandkontext, wenn er sich mal fein zurücknahm, um einfach nur ganz starken Sound zu liefern. Danny O’ Steen am Bass, Max Hunt (Keyboards) und die beiden Schlagzeuger Steve Cobey und Bernd Elsenhans funktionierten in allen Belangen dieses ja nicht groß eingeübten Programms wie ein Schweizer Uhrwerk. Verlass war auch auf die Chorsänger unter den Instrumentalisten und auf die von Rebecca Wick, der Tochter des Bassisten, die solistisch ebenso mit Hammonds Tina-Turner-Hit „I Don’t Wanna Lose You“ gefiel, angeführten Abteilung Hintergrundgesang.

Selbstverständlich ließ sich auch das Publikum immer wieder gern und volltönend aus der Reserve locken und hatte ganz, ganz am Ende, als selbst schon John und Yoko Ruhe gaben, noch jede Menge Kraft für eine mächtig klingende Kostprobe aus „Hey Jude“. Da wackelte der Lokschuppen: na, na, na, na-na-na-naa . . .

Der Lokschuppen in der „Landesschau“

Ausschnitte aus dem Konzert im Heidenheimer Lokschuppen und vom Besuch Albert Hammonds in Heidenheim sendet übrigens am Mittwoch, 13. März, das SWR-Fernsehen im Rahmen der um 18.15 Uhr beginnenden „Landesschau“.