Die Awo Heidenheim hat am vergangenen Wochenende 100 Jahre Kinderfreizeit gefeiert – bewusst ohne Festreden oder Bühnenprogramm, sondern mit einem persönlichen Treffen für die Menschen, die die Freizeit über Jahrzehnte geprägt haben. „Es geht uns um die Menschen, nicht um die Bühne“, so die Verantwortlichen. Stattdessen wurde bei bestem Wetter gemeinsam gegessen und erzählt. Mehr als 50 ehemalige und aktive Betreuerinnen und Betreuer kamen im Awo-Haus am Waldbad zusammen, um Erinnerungen auszutauschen, alte Freundschaften aufzufrischen und gemeinsam auf ein Jahrhundert Kinder- und Jugendarbeit zurückzublicken.
Von der Stadtranderholung zum pädagogischen Konzept
Die Kinderfreizeit der Awo hat in Heidenheim eine lange Tradition: Seit dem Sommer 1925 organisiert der Ortsverein ein Ferienangebot für Kinder aus der Stadt und der Umgebung. Begonnen hatte alles als Stadtranderholung – zunächst in Naturfreundehäusern, später im Josef-Märkel-Heim in Schnaitheim, seit 1998 im heutigen Haus am Waldbad. In den schwierigen Nachkriegsjahren waren die Freizeitangebote für viele Kinder eine der wenigen Gelegenheiten für regelmäßige Mahlzeiten. In den 1980er-Jahren entwickelte die Awo ein pädagogisches Konzept, das bis heute gilt: kleine Gruppen, viel Bewegung an der frischen Luft und Betreuung durch ehrenamtliche, geschulte Teams.
Bei dem Treffen am vergangenen Wochenende stand denn auch das Wiedersehen im Mittelpunkt. Drei Betreuer berichteten aus ihrer Zeit bei der Freizeit.
Erinnerungen aus mehreren Generationen
Sebastian Veh, 19 Jahre alt und aktuell im Team, beschrieb die Freizeit als „fast wie eine zweite Familie“. Die Arbeit mit den Kindern und das starke Gemeinschaftsgefühl im Betreuerteam seien für ihn prägend. Christine Schulten, heute Vorsitzende des Awo-Ortsvereins Heidenheim, war selbst als Jugendliche aktiv und später Freizeitleiterin: „Ich habe für mich selbst so viele Dinge gelernt, Qualitäten an mir erkannt, die diese Arbeit freilegt und Erfahrungen gemacht, die man sonst nirgendwo erleben kann.“ Stefan Oetzel, heute 62, erinnerte sich an kreative Spieltage in den 1980er-Jahren, bei denen Kinder zum Beispiel als Fantasiehelden die „Farben der Welt“ retten mussten – inklusive Regenbogen über dem Awo-Heim zum Abschluss.
Auch Oberbürgermeister Michael Salomo war zum Jubiläum gekommen. In einer kurzen Ansprache dankte er den vielen Ehrenamtlichen für ihr jahrzehntelanges Engagement: „Menschen wie Sie sorgen dafür, dass unser Sozialstaat funktioniert. Ich danke Ihnen sehr, dass sie über so viele Jahre so viel Gutes für die Kinder in Heidenheim getan haben.“ Als Zeichen der Anerkennung überreichte er ein Geldgeschenk der Stadt.
AWO-Kinderfreizeit auch in diesem Jahr
Die Kinderfreizeit des Awo-Ortsvereins Heidenheim findet dieses Jahr in den ersten fünf Wochen der Sommerferien beim Waldbad statt: vom 4. August bis zum 5. September, jeweils montags bis freitags. Wahlweise können die Kinder von 8 Uhr bis 13.30 Uhr oder von 8 Uhr bis 17.15 Uhr betreut werden. Die Anmeldung erfolgt wochenweise. Neben der regulären Betreuung finden zusätzliche Programmpunkte wie der Besuch des Waldbads, das Elternfest oder die wöchentliche „Freitagsäktschn“ statt. Ansprechpartnerin ist derzeit Fabienne Messner.