Kleines Elektrofahrzeug

Warum Wolfgang und Aloisia Streicher mit dem ersten Microlino Deutschlands nach Giengen fuhren

Wolfgang und Aloisia Streicher aus Weil der Stadt waren die ersten Kunden in Deutschland, die einen Microlino ausgeliefert bekommen haben - ein kleines E-Auto, bei dem man vorne einsteigt. Nach der Abholung aus München sind sie zuerst nach Giengen gefahren. Warum? Und was sagen sie zu ihrem neuen Fahrzeug?

Warum Wolfgang und Aloisia Streicher mit dem ersten Microlino Deutschlands nach Giengen fuhren

Es gibt zwei Dinge, von denen Wolfgang und Aloisia Streicher große Fans sind: Teddybären von Steiff und Elektrofahrzeuge. Zunächst einmal hat das nichts miteinander zu tun, kürzlich aber ließen sich die beiden Leidenschaften des Ehepaars aus Weil der Stadt doch verknüpfen: Nach mehreren Jahren Wartezeit konnten die Streichers endlich ihren bereits 2016 bestellten, so genannten Microlino in München abholen.

Nach dem Vorbild der BMW Isetta

Der Microlino ist ein kleines E-Fahrzeug, das an eine BMW Isetta erinnert. Zwei Personen haben darin Platz, eingestiegen wird vorne, in vier Stunden kann man ihn einmal aufladen und parkt man ihn quer, passen gleich drei davon auf einen üblichen Parkplatz. “Längs sollte man ohnehin nicht einparken, weil man sonst die Türe nach vorne nicht mehr aufbekommt”, erzählt Aloisia Streicher schmunzelnd. Nachdem Wolfgang Streicher das Fahrzeug auf einer Messe gesehen hatte, war ihm sofort klar, dass er den Microlino haben möchte. “Wir sind von da an auf sämtlichen Messen gewesen, auf denen er ausgestellt worden ist”, erzählt seine Frau. Dadurch, dass die Streichers sich gleich einig waren, gehörten sie früh zu denjenigen, die sich das Fahrzeug reserviert hatten. “Wir wussten sicher, dass wir ihn kriegen. Die Frage war nur, wann”, so Wolfgang Streicher.

Glücklich im neuen Fahrzeug: Aloisia und Wolfgang Streicher. Aloisia und Wolfgang Streicher

Mittlerweile hat sich auch diese Frage geklärt. Seit ein paar Monaten gehört der Microlino, der in der Schweiz konzipiert und in Italien hergestellt worden ist, den Streichers. Wegen ein paar Schwierigkeiten in der Produktion hatte sich alles etwas in die Länge gezogen, für das Ehepaar stellte das aber kein großes Problem dar. Dass sie ihr Fahrzeug nicht per Anhänger von München nach Weil der Stadt bringen wollten, sondern gleich im Microlino fahren wollten, stand von Anfang an fest. 252 Kilometer liegen zwischen München und Weil der Stadt, wenn man über die A 8 fährt. Die Streichers wollten es mit dem höchstens 90 Kilometer pro Stunde schnellen Fahrzeug aber gemütlich angehen und nicht zwischen Lkw nach Hause fahren, entschieden sich also für die Strecke über Land, was noch mal rund 30 Kilometer mehr bedeutet. Der Microlino der Streichers verfügt über eine Reichweite von 120 Kilometern – es war also klar, dass sie Zwischenstopps brauchen würden.

Für einen längeren Zwischenstopp mit Übernachtung fiel die Wahl auf Giengen. Dort konnten sie ihr neues Fahrzeug hinterm Rathaus aufladen und im nahegelegenen Griechen zum Essen gehen. “Das sollte einfach so sein. Im Restaurant wurde uns dann gleich noch das Stadthotel für die Nacht vermittelt”, erzählen die Streichers. Einziger Wermutstropfen: Weil sie den Parkplatz zu lange beansprucht hatten, zahlten sie zwölf Euro Strafe.

Streichers sind Mitglied im Steiff-Club

Der eigentliche Grund für Giengen aber ist die Firma Steiff. Schon seit etlichen Jahren sind die Streichers große Fans der Kuscheltiere, gehören auch dem Steiff-Club an und besuchten bereits mehrfach das Steiff-Museum und den Steiff-Sommer – beispielsweise in dem Jahr, in dem Otto zu Besuch war. Kein Wunder also, dass die Streichers auch die Chance nutzten und mit dem Microlino am Steiff-Museum vorfuhren. Vor Ort trafen sie Simone Pürckhauer, die für den Steiff-Club und das Steiff-Museum verantwortlich ist. “Unsere Vitrine zu Hause ist voll mit Steiff-Tieren. Da passt keins mehr rein”, verrät Aloisia Streicher.

Zu gerne hätten sie auch den Stopp bei Steiff mit im Video verewigt gehabt, das ein Bekannter von der Abholung und der ersten Fahrt angefertigt hat. Zu sehen ist es auf Youtube, diese Woche schon freute sich Wolfgang Streicher riesig darüber, dass es bereits 9999 Zugriffe auf den rund zehnminütigen Film gab (mittlerweile sind weitere hinzugekommen). “Unsere Kameramann musste aber irgendwann mal weiter”, so Streicher. Wenn er vom Kameramann spricht, meint er einen guten Bekannten, der schon mehrere Filme über die Streichers angefertigt hat.

Auf ihrer Reise von München nach Weil der Stadt übernachteten die Streichers in Giengen. Auf einen üblichen Parkplatz wie hier würde der Microlino quer dreimal draufpassen. Wolfgang und Aloisia Streicher

Der Microlino ist nämlich bei Weitem nicht das erste E-Fahrzeug, das dem Ehepaar gehört: Bis vergangenes Jahr vermieteten sie E-Roller und boten geführte Touren damit an. 2010 beschäftigte sich Wolfgang Streicher bei der EnBW mit dem Bereich Elektromobilität, besaß bald sein eigenes E-Moped und fuhr es bei Wind und Wetter. Nach und nach hat sich der Fuhrpark dann erweitert: zwei E-Mopeds von Elmoto, Tiefeinsteiger, zwei E-Mopeds im Retro-Style aus Holland von Meijs Motorman, schließlich ein E-Roller von Emco. Mittlerweile sind die Fahrzeuge alle wieder verkauft, dafür steht der Microlino in der Garage und damit eine Mischung aus Motorrad und Auto, wie es auf der Homepage des Herstellers heißt.

Ein Auto ohne Schnickschnack

Für die Auslieferung in München verantwortlich war Moritz Sigl und damit Sohn von Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbandes E-Mobilität. Viel zu beachten gibt es im Microlino eigentlich nicht. Die Grundidee: ein platzsparendes Stadtauto ohne viel Schnickschnack. “Es bräuchte nicht mal einen Rückspiegel, wir haben uns jetzt aber einen im Baumarkt geholt”, sagt Aloisia Streicher. Das Ehepaar war erstaunt darüber, wie komfortabel die Sitze seien. Einen Einkauf unterzubringen sei ebenfalls kein Problem, bis zu vier Kästen Wasser fänden in dem kleinen Fahrzeug Platz. Der einzige Punkt, an dem sie jetzt mit einer Bekannten noch basteln, sei ein Akustikpanel für den Kofferraum, um die Geräusche des Fahrzeugs etwas zu reduzieren. “Es ist aber auch so kein Problem”, sagt Aloisia Streicher. Geplant hat das Ehepaar als nächstes eine längere Tour mit dem Microlino – mit wenig Gepäck und vielen Zwischenstopps. Vielleicht gehört bald auch Giengen wieder dazu.

Die Nummer 416 unter 999

Beim Kauf ihres Microlino entschieden sich die Streichers für ein Modell der Pioneer-Sonderserie, von dem es nur 999 Stück gibt. Das Ehepaar hat die Nummer 416 und war das erste Deutschlands, das einen Microlino ausgeliefert bekommen hat. 500 Kilogramm wiegt das Fahrzeug mit einer selbsttragenden Stahlkarosserie. Das Auto braucht weit weniger Energie und Bauteile als andere Autos, was die Streichers letztlich überzeugt hat. 22.650 Euro hat der Microlino gekostet, es gibt aber auch Modelle mit kleineren Batterien, die günstiger sind.