Historisches Gebäude

Vom Kornspeicher zum Kulturjuwel: Die Erfolgsgeschichte der Schranne in Giengen

Die Schranne in Giengen ist sei 30 Jahren als Kulturzentrum und Bürgerhaus in Betrieb. Der Umgang mit dem 1869 errichteten Getreidemarktplatz war lange Zeit umstritten.

Aus dem öffentlichen Leben der Stadt Giengen ist das Bürgerhaus Schranne unmöglich wegzudenken: Feste finden hier statt, es wird getanzt, gelacht und geschmaust. Metalbands erklimmen die Schranne-Bühne, Jule Malischke veranstaltet jährlich ihr Gitarrenfestival hier, und als es den Verein „Kleinkunst in der Schranne“ noch gab, war der Ort regelmäßige Anlaufstelle für Kabarettisten von Rang. Es wirkt heimelig, wenn man von außen auf die hell erleuchteten Sprossenfenster schaut. Und die bisweilen die Sicht störenden eisernen Pfeiler im Innern gehören zu den längst liebgewonnenen Eigenheiten des Gebäudes.

Die Schranne vor Beginn der Sanierung. Die Tore, hinter denen die Feuerwehrautos standen, sind noch zu erkennen. HZ-Archiv

Die Schranne ist als saniertes und mit neuem Zweck versehenes, historisches Gebäude ein Erfolgsmodell, vergleichbar mit dem Lokschuppen in Heidenheim und der Hammerschmiede in Königsbronn. Dabei war es vor wenigen Jahrzehnten noch offen, was aus dem so zentral gelegenen Schmuckkästchen der Stadt werden sollte. Das lag am Geld.

Bis 1977 Heimat der Feuerwehr

Errichtet wurde die Schranne 1869, damals bereits als „neue Schranne“, weil das alte Kornhaus am Geißenmarkt zu klein geworden war. Als Getreidehandelsplatz wurde die Schranne im Verlauf des 20. Jahrhunderts nicht mehr gebraucht. Bis 1977 nutzte die Freiwillige Feuerwehr Giengen das Gebäude als Gerätehaus, bis sie schließlich in ihren Neubau in der Schwage zog. Ein Konzept für die weitere Nutzung der Schranne gab es noch nicht.

Während des Umbaus kam im Innern auch schweres Gerät zum Einsatz. HZ-Archiv

Im Bürgermeisterwahlkampf 1977 brachte der damalige Kandidat Bernd Aker allerdings die Idee auf, das Gebäude könnte künftig als eine Art Markthalle dienen, angelehnt an die ursprüngliche Nutzung. Ein Jahr später – ein paar offenbar gut angenommene „Schranne-Feste“ des Stadtjugendrings waren da bereits gefeiert worden – schlug der von 1977 bis 2001 amtierende Bürgermeister Siegfried Rieg Alarm: Kreisbrandmeister, Gewerbeaufsicht und Gesundheitsamt hatten die Schranne besichtigt und erhebliche Mängel festgestellt: fehlende sanitäre Anlagen und Notausgänge, gefährliche Stromleitungen. Die Schranne könnte, so folgerte die Heidenheimer Zeitung damals, „bei frohen Festen zur Menschenfalle werden“.

Aufwändige Sanierung

In der Folge wurde viel nachgedacht und gerechnet. Bereits Anfang der 1980er-Jahre stand der Begriff eines „Kulturzentrums Schranne“ im Raum, das neben der Schranne auch das Eichamt und die Grabenschule einschließen sollte. Zwölf Millionen Mark Baukosten standen zur Debatte. 1991 fasste der Giengener Gemeinderat schließlich den Beschluss zur Sanierung der Schranne. Dabei setzte sich ein Architekten-Entwurf durch, der auch den Erhalt des alten Eichamts vorsah.

Für die Sanierung blieb die Schranne lange Zeit eingerüstet. HZ-Archiv

Die aufwändige Sanierung des zwischenzeitlich denkmalgeschützten Gebäudes barg auch einige Herausforderungen: Der Charme des Gebäudes musste erhalten bleiben, gleichzeitig sollte die Schranne technisch und energetisch behutsam modernisiert werden.

Bei der Einweihung im Juni 1995 stellte Bürgermeister Rieg fest, es sei gelungen, aus einem Rohdiamanten ein Juwel zu schleifen. Rieg weiter: „Ich denke, dass man in diesem Versammlungsraum eine wohltuende Harmonie und einen feierlichen Glanz empfindet.“

Kornspeicher und Gerichtsgebäude

Der Begriff Schranne ist in Süddeutschland und Österreich verankert. Während die Schranne in Deutschland für einen Kornspeicher oder einen Getreidemarkt steht, kann das Wort in Österreich auch für ein Gerichtsgebäude stehen. Heute noch erhaltene Schrannen sind vor allem in Bayern zu finden.

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