Noch am Donnerstagmorgen gingen in Giengen besorgte Blicke gen Himmel, bis gegen Abend klar war, dass das Kirchplatz-Open-Air von gänzlich unangenehmem Wetter verschont bleiben würde. Mit dem Song „Labyrinth“ eröffneten Stefanie Heinzmann und ihre Band das Konzert am frühen Abend äußerst druckvoll und mit funkigen Anleihen. Bei „Better Than Nothing“, ebenfalls ein Titel vom „Labyrinth“-Album, wurde das Publikum zum Tanzen animiert, während „My Man Is A Mean Man“ vom Debüt „Masterplan“, ihrem bis heute - gemessen an den Verkaufszahlen - erfolgreichsten Album, ein purer Gute-Laune-Song ist.
Im Anschluss folgte die erste große Überraschung des Abends: Zum ersten Mal sang Stefanie Heinzmann den Titel „Power“ vom kommenden Werk live und kredenzte einen spannenden, sehr erwachsen wirkenden Popsong mit viel Bombast. „Would You Still Love Me“ zeigte Heinzmanns gesanglichen Gegenpart Eva Schäfer in bestechender Form. Dieses Kompliment darf man allerdings der gesamten, charismatischen Band machen, allen voran der Rhythmussektion um Schlagzeuger Patrick Fa und Ephraim Salzmann (Percussion), die mit ihrer Spiellaune zum gelungenen Konzert beitrugen.
Sehr persönliche Momente auf der Giengener Bühne
„Mother’s Heart“ stammt vom 2019 veröffentlichten Album „All We Need Is Love“ – ein schöner Poptitel, der für Heinzmann mit einer ganz persönlichen Geschichte verbunden ist. „Knocking Down The Wall“ ist ein echter Ohrwurm mit leichtem Reggae-Touch, der Song ließ die knapp 1000 Zuhörerinnen und Zuhörer aus Giengen und Umgebung kräftig mitsingen. Dabei erzählte die Schweizerin über ihre Depression und die Wege, wie sie diese schwierige Phase Schritt für Schritt hinter sich lassen konnte.

„Colors“ von „Labyrinth“ wurde in einer sehr ruhigen Atmosphäre auf der Akustikgitarre und dem E-Bass in besonderer Art und Weise akzentuiert. Ein weiteres Highlight des Abends, das die gesanglichen Qualitäten von Stefanie Heinzmann in besonderem Maße herausstellte und ganz nebenbei dem aufgrund der kühler werdenden Temperaturen etwas fröstelnden Publikum eine gelungene Lagerfeuer-Romantik suggerierte.
Auch „Carry The World“ wurde in einer Akustik-Version präsentiert und erinnerte an „Hole Hearted“ von "Extreme". „Build A House“ überzeugte als richtig guter Popsong, bevor Heinzmann mit „Happy“, „You Got Soul“ und „Second Time Around“ Soul-, Blues-, Funk- und Gospelklänge gelungen miteinander verwob. Keine Frage: das Schweizer Energiebündel hatte die Gäste jederzeit im Griff. Bei „Diggin‘ In The Dirt“ waren die Konzertbesucher wiederum gefragt, um den Wirbelwind auf der Bühne tatkräftig zu unterstützen. „In The End“ beendete den offiziellen Teil der Aufführung. Mit „All We Need Is Love“ und „Best Life“ gab es im Finale noch zwei gelungene und von den Zuhörern vehement geforderte Zugaben obendrauf.

Gute Laune am kühlen Abend
Stefanie Heinzmann war eine gelungene Wahl für die Open-Air-Serie in Giengen. Stimmlich beeindruckend und mit einer wunderbaren Bandbreite an Stilmitteln ausgestattet, begeisterte die 36-Jährige die Besucherinnen und Besucher an diesem Abend. Oberbürgermeister Dieter Henle jedenfalls outete sich in seinen einleitenden Worten als Fan und bezeichnete Heinzmann als „eine tolle Soul- und Popstimme, die wir in Giengen brauchen“. Recht sollte er behalten, und Stefanie Heinzmann hatte nach dem Konzert sicherlich noch ein paar Freunde hinzugewonnen. Die Vorfreude aufs nächste Jahr dürfte schon jetzt groß sein. Man darf gespannt sein, wen die Veranstalter dann aus dem Hut zaubern.
Siebtes Album im Vorbereitung
Sechs Alben hat die Schweizerin Stefanie Heinzmann seit 2008 auf den Markt gebracht. Im Oktober wird das neue Werk „Circles“ in den Plattenregalen stehen und auf das 2021 veröffentlichte Album „Labyrinth“ folgen. Laut Aussage von Stefanie Heinzmann wird „Circles“ eine von persönlichen Momenten geprägte Reise zu sich selbst darstellen.