Die Stadtverwaltung hat beim sogenannten Dienstleistungszentrum eine Rolle rückwärts vollzogen. Weil Geld an anderer Stelle – speziell für Schulen – dringender benötigt wird, wird das Großprojekt in den nächsten fünf bis sieben Jahren hinten angestellt. Es wird also nichts mit einem Neubau schräg gegenüber des Rathauses und damit einem weiteren Großvorhaben im Zentrum. Geplant war, in einem Neubau Büros für die Verwaltung, Praxen, Kanzleien und Geschäfte unterzubringen und damit den Rathausplatz sowie die Marktstraße weiter zu beleben.
Das Stoppschild, das beim Thema Dienstleistungszentrum aufgebaut wurde, bedeutet aber auch, dass die bestehenden Häuser – allen voran das Tedi-Gebäude, die zwei östlich daran angrenzenden Häuser sowie Gebäude an der Niederen Gasse - stehen bleiben.
Im Zuge der Beratungen zum städtischen Etat für das kommende Jahr hatte der CDU-Wählerblock folgendes beantragt: „Da das Projekt derzeit auf Eis liegt, bitten wir um Überlegungen zu kurzfristigen Quartiersnutzungs- und Entwicklungsplänen in diesem Bereich mit dem Fokus auf die Belebung der Innenstadt.“
Viel Platz von Verwaltung belegt
Ein großer Teil der Flächen, so die Antwort der Verwaltung in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats, sei momentan durch die städtische Verwaltung in Nutzung: Im Gebäude Marktstraße 18 bis 20 (Tedi) sei das Tiefbauamt und das Baurechts- und Planungsamt untergebracht. Im Gebäude Marktstraße 24 habe derzeit das Amt für Bildung und Soziales seinen Sitz. Dazwischen befindet sich das ehemalige Kanne-Gebäude mit einer Kneipe im Erdgeschoss.
Im Gebäude Niedere Straße 3 sei, so die Verwaltung, im Erdgeschoss ein Tattoo-Studio eingemietet. Teilweise befänden sich die restlichen Flächen in einem Zustand, die vor einer weiteren Nutzung noch saniert beziehungsweise teilweise auch entrümpelt werden müssten. Eine kurzfristige Vermietung sei möglich – jedoch stünden dem gegebenenfalls höhere Kosten zur Mietreifmachung entgegen.
Der städtische Flächenmanager und die Wirtschaftsförderung könnten eine mögliche Nutzung zur Belebung der Innenstadt erarbeiten. Mietanfragen oder Ideen stünde die Verwaltungen offen gegenüber.
Positive Nachricht aus Stuttgart
Oberbürgermeister Dieter Henle hatte hinsichtlich des Quartiers und der Verschiebung des Großvorhabens auf einen späteren Zeitpunkt, gute Nachrichten: Er sei zusammen mit der Leiterin des Amts für Baurecht, Claudia Schnürle, in Stuttgart gewesen. Dort habe es ein Gespräch gegeben – mit positivem Ausgang: Beim sogenannten Strategiegespräch hätten unter anderem Vertreter des Regierungspräsidiums Giengen attestiert, dass die Stadt bewiesen habe, dass sie Projekte umsetzen könne. Positiv sei auch gewertet worden, dass bereits Grundstückskäufe getätigt wurden. Durch das Aufschieben des Vorhabens könne das Quartier nicht mehr von Vorteilen des Sanierungsgebietes profitieren, weil dieses zeitlich begrenzt ist. „Uns wurde zugesagt, dass wir, bei weiteren Planungen, mit einem Bundesförderprogramm rechnen können“, so der Oberbürgermeister.
Stadtrat Michael Zirn (CDU-Wählerblock) regte daraufhin an, im Sinne der Belebung der Innenstadt in diesem Quartier „auf null“ zu gehen, also auch in Betracht zu ziehen, gänzlich neue Überlegungen anzustellen. „Wir sind für alles offen“, so OB Henle.
Müller offenbar weiter an Bord
Während das Dienstleistungszentrum auf Eis liegt, verfolgt das Unternehmen Drogerie Müller offenbar weiter Pläne, in der mittleren Marktstraße neu zu bauen. „Herr Müller hat die Freigabe für die beiden noch zu erstellen Gutachten zur Wirtschaftlichkeit im November freigegeben. Er hat weiter großes Interesse, das Areal zu entwickeln“, so OB Dieter Henle hinsichtlich einer Frage der SPD-Fraktion.