Jahrgänge

Pfingsten in Giengen: Wiedersehensfeiern im Zeichen des Einhorns

Giengen feiert an Pfingsten traditionell den Zusammenhalt und die Zugehörigkeit zur Stadt. Die Jahrgänge, die runde Geburtstage haben, treffen sich, um Erinnerungen aufzufrischen und Verbindungen neu zu knüpfen. Ein Rundgang am Samstagabend:

Weißt Du noch? Ich erinnere mich, wie Du früher immer… Dein Gesicht kenn‘ ich, aber der Name… - Das waren vermutlich die Sätze, die am Samstagabend in Giengen am häufigsten fielen. Die ganze Stadt feierte das Wiedersehen mit alten Freunden und Bekannten, aber auch das Kennenlernen von Gleichaltrigen, die erst später zugezogen sind, oder denjenigen, die ihre Partner zu den Jahrgangsfeiern begleiteten.

Acht Feste in Giengen

Acht große Feste waren bei der Stadt angemeldet, dazu kamen sicherlich noch kleinere Stammtische von Jahrgängen, die in diesem Jahr keinen runden Geburtstag feiern, und private Treffen von Freunden, die mal wieder in der Stadt waren.

Lustig ging es auch bei den 75ern zu, die sich am Samstagabend im Feuerwehrmagazin trafen. Oliver Vogel

Ein Giengener Besonderheit

„Die Giengener Jahrgangsfeiern sind etwas ganz Besonderes“, sagte Oberbürgermeister Dieter Henle am Samstagabend, und dies war kein offizielles Statement des Stadtoberhaupts, sondern eine ganz private Erfahrung, die Henle bei der Feier der 50er im Margarete-Steiff-Gymnasium machte, an der er selbst teilnahm. Organisator Stefan Heger bestätigte dies unabhängig vom prominenten Gast in den gleichen Worten, wobei er mit dem Orga-Team schon zum zweiten Mal tätig war: Auch das 40er-Fest hatte der „Weltmeisterjahrgang“ 1974/75 gefeiert. An Deutschlands zweiten Fußballweltmeister-Titel erinnerte die Dekoration mit Fußbällen, an die Schulzeit erinnerten sich alle gemeinsam. Und getanzt wurde später auch noch, sodass sich auch hier Hegers Aussage bestätigte: „Wir waren schon immer alle gut drauf.“

Party im Margarete-Steiff-Gymnasium: Manche der 50er durften in ihrer alten Schule feiern. Oliver Vogel

Wie das so funktioniert mit den Jahrgangsfeiern, müssen sich in jedem Jahr die 40er neu erarbeiten, die zum ersten Mal in den Kreis derer aufrücken, die das Wiedersehen an Pfingsten feiern. Birgit Pantelidis berichtete, dass das Orga-Team der diesjährigen Jahrgangs-Neulinge schon vor einem Jahr die Arbeit aufgenommen hat. Eine Whats-App-Gruppe wurde gegründet, die auf weit über 100 Personen anwuchs, es wurden aber auch Flyer gedruckt und verteilt, zum Teil bei den Eltern von früheren Schulkameraden in den Briefkasten geworfen.

Abrocken fast so wie früher: Die 40er machten in der Walter-Schmid-Halle die Tanzfläche unsicher. Oliver Vogel

Mit 61 Personen wurde schließlich gefeiert, wobei das sorgsam ausgearbeitete Programm des Jahrgangs 1984/85 beinahe durchgehend die Zeit von Samstagabend bis Dienstagabend umfasst. Den 40ern wird traditionell zugetraut, die Nacht durchzufeiern, sodass hier der Kandelmarsch um 4.30 Uhr mit Singen und Tanzen an den Brunnen der Stadt auf dem Programm steht und der Samstagabend erst am Sonntag um 6 Uhr mit Weißwurstfrühstück endet.

Ausgelassen in Hohenmemmingen: Die 65er trafen sich in der Gemeindehalle des Giengener Teilorts. Oliver Vogel

Die gleiche Band seit 30 Jahren

Tanz mit den "Dominos": Das haben die
70er, die im kleinen Saal der Walter-Schmid-Halle feierten, schon mehrfach eingeübt. Oliver Vogel

Während die 40er im großen Saal der Walter-Schmid-Halle feierten, waren die 70er nebenan im blauen Saal zu finden. Hier ging es etwas ruhiger und gediegener zu, wobei den Jahrgang die Band „Dominos“ schon seit dem 40er-Fest begleitet und auch am Samstag wieder auf die Tanzfläche lockte. Das 65-er-Fest musste wegen Corona ausfallen, sodass man sich besonders auf die diesjährige Feier gefreut habe, berichtete Organisator Jürgen Weinberger. Die weiteste Anreise hatte beim Jahrgang 1954/55 ein Teilnehmer aus Kanada.

Preistanz im Garten: Die 55er feierten im Vereinsheim am Hürbener Sportplatz. Silja Kummer

Ebenfalls einen coronabedingten Ausfall hatten die 55er (Jahrgang 1969/70) bei ihrer 50er-Feier. Deshalb traf man sich quasi außer der Reihe (in Fünferschritten wird sonst erst ab 65 gefeiert) am Samstagabend mit stolzen 75 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Vereinsheim am Hürbener Sportplatz. Dass sie die Giengener Traditionen nicht verlernt haben, zeigten die Mitglieder des feierlustigen Jahrgangs beim Preistanzen im Freien.

Ein schwäbischer Hefezopf in Form einer 60 versüßte dem Jahrgang 1964/65 die Feier. Silja Kummer

Die „Boomer“ in der Schranne

Fester Programmpunkt war das Preistanzen ebenfalls bei den 60ern, die mit 90 Gästen in der Schranne feiern durften. Der geburtenstarke „Boomer“-Jahrgang 1964/65 freue sich, den Abend im „Schmuckkästchen der Stadt“ verbringen zu dürfen, so Andrea Werner vom Organisationsteam. Die frischgebackenen 60-Jährigen haben ebenfalls ein umfangreiches Programm organisiert und kündigten an, „vier Tage im Feiermodus“ zu verbringen, wobei es am ausgelassensten am Samstagabend mit der Band „Timeless“ zuging. Der Gast mit der weitesten Anreise kam hier aus Griechenland.

Das Preistanzen auch in Griechenland nicht verlernt hat Stavros Louridas (weißes Hemd), der die weiteste Anreise bei den 60ern hatte. Oliver Vogel

Während bei den 65-ern in der Gemeindehalle Hohenmemmingen mit rund 80 Personen auch einiges los war und viel getanzt wurde, feierten die 75er in der Feuerwache und die 80er im Schlüsselkeller etwas ruhiger. Aber auch gute Gespräche bei einer leckeren Mahlzeit und ausreichend Getränken reichen für eine schöne Feier aus.

Essen, Trinken, Reden: Die 80er feierten im Schlüsselkeller. Oliver Vogel

Glossar für Nicht-Giengener

Jahrgänge: Die Feste werden nicht streng nach Geburtsjahrgang gefeiert, sondern nach Zugehörigkeit zu den Klassenstufen der Schulen. So kommt es, dass diejenigen, die im Herbst und Winter ihren runden Geburtstag haben, meist erst im Jahr danach mit dem Jahrgang feiern.
Preistanzen: Findet eigentlich am Kinderfest nach dem Festzug auf den Schießberg im Tanzkreis statt und wird von den Jahrgängen gerne wieder aufgegriffen. Die Kinder gehen paarweise zur Musik im Kreis, Mitarbeitende der Stadt stehen ebenfalls im Kreis verteilt und geben Holzstäbe an die Kinder, die an der nächsten Station wieder abgegeben werden müssen. Die Paare, die einen Stab in der Hand halten, wenn die Musik aufhört zu spielen, gewinnen einen Preis.

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