Verkehrsbelastung

Bruckersberg: Das spricht gegen alternative Anbindungen an das neue Wohngebiet in Giengen

Wie soll das in den nächsten Jahren realisierte Wohngebiet Bruckersberg Ost verkehrlich angebunden werden? Die Frage ist zunächst geklärt, wird den Anwohnenden aber nicht gefallen.

Mehr als 260 Wohneinheiten – vorgesehen sind Einzel-, Reihen- und Mehrfamilienhäuser – sind im geplanten Wohngebiet, das den Namen Bruckersberg-Ost trägt, vorgesehen. Knapp 600 Einwohnerinnen und Einwohnern soll das Gebiet nach der Realisierung der Pläne eine Heimat bieten. Und die werden nicht alle zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren, um zur Arbeit, zum Einkaufen oder zur Freizeitbeschäftigung zu kommen.

Wie die Stadtverwaltung in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates erklärte, werde mit einer Zunahme von bis zu 785 Fahrten von Kraftfahrzeugen pro Tag gerechnet. Die verkehrliche Anbindung des Baugebietes ist über die Steigstraße und im weiteren Verlauf über den Zugspitzweg und die Ganghoferstraße vorgesehen.

Wie Roman Holl vom städtischen Baurechts- und Planungsamt erklärte, habe ein Verkehrsgutachten die Leistungsfähigkeit der Straßen überprüft. Durch die Zunahme der Fahrten bliebe, so der Schluss, die Leistungsfähigkeit der Straßen hinsichtlich ihrer Zuordnung als Sammel- beziehungsweise Wohnstraßen weiterhin erhalten.

Allerdings sei die Verwaltung vom Gemeinderat beauftragt worden, alternative Anbindungsmöglichkeiten an das Baugebiet zu untersuchen. Zwei mögliche Alternativen seien daraufhin von der in München ansässigen Bernard-Gruppe untersucht worden: eine Anbindung Richtung Westen und eine Richtung Osten.

Eine Anbindung Richtung Westen würde über den bestehenden asphaltierten Weg vom sich südlich ans Wohngebiet anschließenden Feld zur Landesstraße führen. Die Länge der Straße würde 1,6 Kilometer betragen. Über die Anbindung West könnten, so ein Ergebnis der Untersuchung, 300 bis 500 Fahrten pro Tag aus dem Wohngebiet „abgewickelt“ werden. Die Hauptzielrichtung dieser Fahrten wären Herbrechtingen und die Autobahn. Dies würde, so die Untersuchung, in den bestehenden Gebieten eine geringfügige Entlastung. Eine Grobkostenschätzung gehe von 2,514 Millionen Euro an Kosten für den Bau des Weges aus.

Einmal durch das Schutzgebiet

Eine Anbindung Richtung Osten würde über Feldwege zur Landesstraße bei Hohweiher führen, würde durch ein bestehendes Landschaftsschutzgebiet gehen. Über die Anbindung Ost würden etwa 500 Fahrten pro Tag aus dem Wohngebiet erfolgen können. Hauptzielrichtungen wären die Innenstadt, das Gewerbegebiet Ried, Hermaringen und Sontheim. Die Grobkostenschätzung geht hier von 1,067 Millionen Euro bei der Realisierung aus. „Diese Variante in Richtung Osten ist jedoch aufgrund der Linienführung durch Schutzgebiete kaum zu realisieren“, so Holl.

Insgesamt, so der Mitarbeiter des Bauamtes, komme das Gutachten zum Ergebnis, dass beide Varianten aufgrund hoher Kosten und geringem Nutzen nicht zu empfehlen seien. Nach Ansicht der Verwaltung solle aber bei einer zukünftigen Erschließung im Bereich Bruckersberg-West die Situation neu bewertet werden. Heißt zunächst aber: Für die Bewohner der angrenzenden Straßen kommt mehr Verkehr zu als jetzt.

Schlagabtausch beim Thema Straßenbau

Das künftige Wohngebiet Bruckersberg Ost mit seiner etwa 44.000 Quadratmeter umfassenden Baufläche ist längst vom Gemeinderat beschlossen; in der jüngsten Sitzung wurde mehrheitlich die innere Erschließung und damit die Verkehrsführung beraten und vergeben. Es sollen Straßen gebaut werden, die an den Zugspitzweg und die Ganghoferstraße angebunden werden. Im Juni soll mit den Arbeiten begonnen werden.

AFD-Stadtrat Patrick Dehlau stimmte gegen das Vorhaben und versuchte, den Tagesordnungspunkt zu nutzen, um eine Art Generalabrechnung zu vollziehen: Er stimme der Vergabe der Erschließung nicht zu, weil dadurch ein Naherholungsgebiet zerstört werde. Er finde es „erschreckend“, wie mit der Natur umgegangen werde. Obstbaumbestand sei ebenso bedroht, wie Felder und Wiesen. Dehlau richtete seinen Blick auf den Industriepark an der A7, ins Ried und auf die Ulmer Straße und sprach das Thema Windkraft an. Seine Ausführungen veranlassten Stadträtin Jesica Zaske (Unabhängige/Grüne) gar nachzufragen, wo man sich thematisch gerade befinde.

Oberbürgermeister Dieter Henle reagierte auf die Äußerungen Dehlaus, in dem er dessen Ausführungen „entschieden“ zurückwies. Die Stadt habe Bedarf an Wohnraum und nehme die Innenverdichtung sehr ernst. Die von Dehlau geäußerte Kritik, man kümmere sich nicht um die Ulmer Straße, kommentierte Henle wie folgt: „Die Straße ist nicht in unserem Besitz. Das ist eine Landesstraße. Und dennoch sind wir im Austausch, was Verbesserungen angeht.“

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