Gravierende Bauschäden

Beratungen zur Zukunft der Familienkirche in Hohenmemmingen gehen weiter

Seit anderthalb Jahren ist klar: Die Hohenmemminger Familienkirche hat womöglich keine allzu lange Zukunft mehr vor sich. Ob und wann das Gotteshaus profaniert und verkauft wird, könnte sich im kommenden Jahr weisen.

Nachdem im vergangenen Frühjahr der ehemalige Kindergarten an der Ecke Keglerstraße und Tannenstraße in Hohenmemmingen abgerissen wurde, ist wieder Ruhe auf dem Gelände eingekehrt. Dennoch schweben über der Brache und der angrenzenden Kirche Zur Heiligen Familie einige offene Fragen.

Im Juni 2024 hatten Pfarrer Mathias Michaelis und Vertreter des Kirchengemeinderats bei einer Gemeindeversammlung darüber informiert, dass die ab 1956 errichtete Kirche wegen gravierender Schäden an der baulichen Substanz nicht mehr in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen saniert werden könne.

Kirchen-Immobilie könnte verkauft werden

Als Ausweg aus der Misere wurde damals die sogenannte Profanierung genannt. Sprich: Die Kirche würde ihren Status als Gotteshaus verlieren, die Immobilie samt Grundstück könnte verkauft und neu genutzt werden. Realistisch betrachtet würde dies wohl den Abbruch der Kirche bedeuten.

Hinzu kam, dass der benachbarte Kindergarten in einem baulich noch schlechteren Zustand war. Weil unter anderem der Baugrund abgesackt war, kam es zu Rissen im Gebäude, die, so Dr. Gregor Polifke als gewählter Vorsitzender des Kirchengemeinderats, „letztlich einen Abriss unumgänglich gemacht“ hätten.

Doch wie geht es weiter? Klar ist, dass es in der Frage, die Familienkirche aufzugeben, keine Ad-hoc-Entscheidungen geben soll. Vor rund einem Jahr, im Herbst 2024, fand ein erster Workshop statt, bei dem sich zwei Arbeitsgruppen bildeten, die sich zum einen um die Gemeindeentwicklung, zum anderen konkret um die Zukunft der Familienkirche kümmern wollen. Seither haben mehrere Treffen stattgefunden, die Gruppen seien „mitten in der Arbeit“, so Polifke. Zudem wurden im November die bisherigen Ergebnisse aller Beteiligten bei einem Austauschtag zusammengetragen.

Gemeindeversammlung im kommenden Jahr

Geplant ist offenbar, im ersten Halbjahr 2026 aus den Gruppen heraus dem Kirchengemeinderat der Heilig-Geist-Gemeinde alle Informationen als Basis für weitere Schritte zur Verfügung stellen. Pfarrer Michaelis, Gregor Polifke sowie Elisabeth Keck als stellvertretende gewählte Ratsvorsitzende gehen davon aus, dass es bis Sommer 2026 eine weitere Gemeindeversammlung geben soll, bei der die Gläubigen über die kommenden Schritte informiert werden sollen.

Neben den konkreten Fragen zur Profanierung soll es dabei um Überlegungen zur Zukunft der Heilig-Geist-Gemeinde sowie um eine Strukturreform innerhalb der Diözese Rottenburg-Stuttgart gehen. Stichworte dabei sind „Seelsorge in neuen Strukturen“ und die „Kirche der Zukunft“, Themen also, die nicht nur, aber auch die Gemeindemitglieder in Hohenmemmingen betreffen.

Auf dem früheren Kindergartengrundstück wird auf absehbare Zeit hinaus nichts passieren. Wie Gregor Polifke mitteilt, bleibt es vorläufig im Besitz der Kirchengemeinde. Nach abgeschlossener Profanierung werde man über das gesamte Areal samt Kirchengrundstück und Parkplatz nachdenken und es „einer neuen sinnvollen Nutzung zuführen“.

Schäden sind größer als die Ressourcen

Die Kirche zur Heiligen Familie wurde in den 1950er-Jahren unter großer Beteiligung der Gemeinde und mit viel Eigenleistung gebaut. Vor wenigen Jahren zeigte sich, dass sich Teile der Bodenplatte gesenkt haben, Risse ziehen sich durch die Fassaden. Außerdem gilt der Glockenstuhl als renovierungsbedürftig. Erste Schätzungen gingen von Sanierungskosten in Höhe von einer halben Million Euro aus.

Die Heilig-Geist-Gemeinde gehört zur Seelsorgeeinheit Unteres Brenztal und umfasst die Giengener Kernstadt sowie Hohenmemmingen und Sachsenhausen. Die katholischen Gläubigen in Burgberg und Hürben sind in der Kirchengemeinde St. Vitus vereint.