Sommerserie Wohnwelten

Bei Frank und Tanja Laux stecken die Wände voller Rock ’n’ Roll

Im Burgberger Altdorf haben Frank und Tanja Laux eine frühere Bäckerei in eine Art Schrein der harten Rockmusik verwandelt. Hier haben sie ihren Rückzugsort, aus dem Nebenraum wird aber auch in die Welt gestreamt.

Wo früher der Duft von Brötchen und Gebäck in der Luft war, können Besucher heute Rock ’n’ Roll atmen: Tanja und Frank Laux wohnen in Burgberg im Haus einer früheren Bäckerei. Zwar strahlt das ganze Haus den Geist donnernder Drums und verzerrter Gitarren aus – im Erdgeschoss, im früheren Verkaufsraum, haben sie sich aber einen regelrechten Tempel eingerichtet. „Das ist unser Rückzugsort“, sagen sie. Wenn sie sich am Samstagabend in ihre Lounge setzen, um Musik zu hören, ist das mehr als ein Abschalten vom Alltag.

Garderobe mit Message: Das „Scream for Metal“-Logo findet sich überall im Haus. Foto: Dennis Straub

In Burgberg dürfte das Laux-Haus bekannt sein. Neben der Haustür sitzt ein Skelett auf einer goldenen Kloschüssel und hält ein Schild mit der Aufschrift „ausgschissa“ in den Händen. Daneben steht ein Bollerofen, aus dessen Aschekasten zwei Füße ragen. Darüber steht „Der verheizte Mensch“ auf dem Blech. Der Humor ist rustikal, aber nicht ohne Hintersinn.

Drinnen atmet alles Rock ’n’ Roll

Drinnen müssen sich die Augen erst an das Dunkel gewöhnen – nicht nur, weil man aus dem gleißenden Sonnenlicht kommt, sondern weil im Haus buchstäblich das Dunkle herrscht. Die Wände sind teils schwarz, die Möbel auch, die Kleidung der Bewohner sowieso und der Großteil der Deko auch. Die künstlichen Schädel aller Größen lassen sich kaum zählen, unterm Fernseher im Wohnzimmer ruht ein „lebensgroßer“ Drachenschädel. Die Toilette könnte dagegen der Backstage-Raum eines Rockstars der Achtzigerjahre sein, neben der Klopapierrolle steht – logo – „Rock ’n’ Roll“ an der Wand.

Derber Humor: Das Laux-Haus sieht auch von außen ungewöhnlich aus. Foto: Dennis Straub

Der wohl wichtigste Raum, das Kraftzentrum des Hauses, dürfte aber die bereits erwähnte Lounge im Erdgeschoss sein. Jeder Quadratzentimeter des Raumes ist gespickt mit Erinnerungsstücken, alles hat eine Geschichte, die das Paar in Jahrzehnten der Leidenschaft für die Rockmusik zusammengetragen hat. Vergangenes Jahr haben sie die ehemaligen Schaufenster zugemauert, jetzt heizt sich der Raum im Sommer nicht mehr so stark auf.

Frank Laux verkörpert das, was man einst als Bürgerschreck bezeichnet hätte: Groß, lange Haare, langer Bart, ein Tuch mit aufgedruckten Totenköpfen um den Kopf geschlungen, eine Lederweste mit unzähligen Nieten am Leib. Dann aber wird man förmlich niedergestreckt von einem herzlichen Lachen, seine blauen Augen blitzen, wenn er erzählt, wie ihn die Musik seit der Kindheit begleitet. „Vor der Plattensammlung meines Vaters hatte ich regelrecht Ehrfurcht“, sagt der 59-Jährige. Er studierte zunächst das Handling der Vinylscheiben, bevor er sie auflegte. „Let there be rock“ von „AC/DC“ sei sein „heiliger Glockenschlag“ gewesen, sein Erweckungserlebnis, das ihn elektrisiert zurückließ.

In der Lounge wurden schon Videos gedreht

In der Nähe von Biberach hat Laux einst eine Metalkneipe betrieben, dann lernte er seine heutige Frau kennen, seit zehn Jahren wohnt er in Burgberg. In der Lounge stehen zwei Barhocker aus Auto-Ersatzteilen, Thekenteile seiner Kneipe sind hier verbaut, die Wände hängen voller Fotos und Eintrittskarten von Konzerten, die die beiden besucht haben. In einem eigenen Gitarrenständer warten vier aufblasbare Luftgitarren auf den Einsatz. Dass Frank Laux sie auch „spielen“ kann, beweisen mehrere Musikvideos, die in der Burgberger Metal-Gruft gedreht wurden und den Hausherrn in Nebenrollen zeigen.

Lauter Rückzugsort: Im Erdgeschoss ihres Hauses finden Frank und Tanja Laux Entspannung. Foto: Dennis Straub

Tanja und Frank Laux sind Fans und zugleich Szenemenschen: Sie schätzen die weitreichende Vernetzung in der Szene, sind mit zahllosen Musikerinnen und Musikern befreundet, wenn es die Gelegenheit gibt, holen sie sich von ihren Idolen aber auch Autogramme: Vor ein paar Jahren sind sie mit ihrem schwarzen Wohnmobil zum französischen „Hellfest“ gefahren. Auf einer Schranktür im Gefährt hatten da schon etliche Musiker unterschrieben, weil sie die Australier von „Rose Tattoo“ aber nicht einfach auf den Campingplatz lotsen konnten, bauten sie die Tür aus und marschierten, flankiert von Security, zur Autogrammstunde. „I love this shit“, schrieb einer der Gitarristen anerkennend unter seinen Namen.

Über das Wohnzimmer wacht ein Drachenschädel. Foto: Dennis Straub

Schon Anfang der 2000er-Jahre schrieb Laux für ein Online-Magazin, seit 2021 betreibt er unter dem Namen „Scream for Metal“ eine Musikshow, die auf Facebook und Youtube veröffentlicht wird und sich vor allem dem Untergrund widmet. Daraus ist längst eine Community entstanden, die aus Burgberg heraus Menschen zusammenbringt. Das Studio der Sendung grenzt direkt an die Lounge an.

„Ich bin bis in die Haarspitzen Musik“, sagt Laux, der Musik widmet er seine Energie und gleichzeitig zieht er daraus in seinem Zuhause auch immer wieder neue Kraft. „Wenn ich Musik höre, kann ich die Welt ausblenden und mich wieder wie ein Zwölfjähriger fühlen“, sagt er. Wie damals, als er die Plattensammlung des Vaters entdeckte.

Alle Teile der Sommerserie Wohnwelten auf einen Blick

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