Die Nachricht aus Stuttgart kommt überraschend und wird in Giengen sicher auch so aufgefasst werden: Die Landeskirche teilt mit, dass Dr. Joachim Kummer neuer Dekan in Aalen wird. Heißt: Giengens langjähriger und weithin geschätzter Pfarrer wird die Gemeinde und die Stadt verlassen. Gegen Mitte/Ende Herbst dieses Jahres soll es so weit sein.
„Eigentlich zieht mich nichts aus Giengen weg“, sagt Pfarrer Kummer auf Nachfrage. „Die Stadtkirche mit der herrlichsten Orgel, die ich kenne, das Haus auf der Tanzlaube, das gute Miteinander, auch mit der Stadtverwaltung, und die Verlässlichkeit in der Ökumene und viele freundschaftliche Verbindungen. All das und mehr hat hier ideal gepasst“, so der Theologe. Andererseits sei es aber so, dass er schon länger als zehn Jahre in Giengen tätig ist. Nach einer Dekade an einer Stelle beginne die Zeit, in der man von der Landeskirche gefragt werde, ob man sich verändern wolle. „Es ist aber auch die Zeit, in der man sich selbst fragt, ob man sich auf Neues einlassen will“, so der 55-Jährige.
Gedanken flossen in eine Bewerbung
Der Gedankenprozess sei in eine Bewerbung geflossen. „Die Vorstellung, Giengen zu verlassen, musste ich dabei aber verdrängen“, sagt Pfarrer Kummer, der Ende 2009 zusammen mit seiner Frau Almuth und sieben Kindern in das Pfarrhaus auf der Tanzlaube einzog und die Nachfolge von Hans-Jörg Mack antrat. Fünf der Kinder seien mittlerweile aus dem Haus, Almuth Kummer Pfarrerin in Heidenheim. Dorthin werden Kummers auch ziehen – ins Pfarrhaus bei der Pauluskirche. „Bislang ist meine Frau gependelt, jetzt werde ich das so machen“, so Kummer, der beim Kinderfest am kommenden Pfingstdienstag dann letztmals die Stäffelespredigt halten wird. Auch dieses „weltweit schönste Gottesdienstformat“ auf den Stufen vor der Kirche wird er, so der 55-Jährige, vermissen.
Bei allem Abschiedsschmerz, der aufkommen werde, freue er sich aber auf seine neue Stelle als Dekan, die mehr Führungsaufgaben mit sich bringt. „Es ist eine bleibende Aufgabe, für das Wirken der Kirche in Gemeinde und Bezirk zeitgemäße Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Menschen zu erreichen. Die Kirchenbezirke Aalen und Schwäbisch Gmünd stehen vor der Fusion. Vieles ist schon mit kluger Überlegung eingespurt. Für mich ist es wichtig, dass die Kirche auch bei rückläufigen Zahlen mit ihrem Kernauftrag in der Fläche präsent bleibt, sich anbietet und einmischt, sichtbar und hörbar“, sagt Kummer über seine Aufgabe in Aalen.
Seit mehr als 13 Jahren ist Kummer nun geschäftsführender Pfarrer in Giengen. Dazu zählen auch Verwaltung und Personalverantwortung für fünf Kindergärten. Kummer hat zudem den Vorsitz des Ökumenischen Diakonie- und Krankenpflegevereins inne, der unter anderem den Zusam-Laden und die Seniorenalltagshilfe betreibt.
Joachim Kummer: „Giengen wird einen neuen Pfarrer finden“
Für all die Aufgaben muss die Gemeinde einen Nachfolger beziehungsweise eine Nachfolgerin finden. „Mir ist beim Thema Nachfolge nicht bange. Giengen wird einen neuen Pfarrer bekommen. Es gibt kaum einen idealeren Ort als hier“, sagt Kummer.
Dissertation zum Thema politische Ethik
In Stuttgart geboren und in einem hohenlohischen Pfarrhaus aufgewachsen, studierte Joachim Kummer nach dem Wehrdienst in Tübingen und Erlangen Theologie und war anschließend Vikar in Langenburg. Während seiner Tätigkeit als Studienassistent am Albrecht-Bengel-Haus in Tübingen schrieb er seine Dissertation zur „Politischen Ethik im 20. Jahrhundert“. Darauf folgten sechs Jahre im ständigen Pfarrdienst im Kirchenbezirk Nagold. 2011 trat er seine Stelle in Giengen an.
Nach Auskunft der Landeskirche in Stuttgart engagiert sich Kummer darüber hinaus in der theologischen Pfarrerfortbildung (KTA) und als Kirchenmusikpfarrer. Seit über zwanzig Jahren sei er Beisitzer beim Ersten Theologischen Examen und seit etwa 15 Jahren Korrektor beim Zweiten Theologischen Examen. Zudem halte er Vorträge und Seminare in Gemeinden und bei Gremien.