Sommerserie Wohnwelten

Wer macht in Dettingen Urlaub überm Kuhstall?

Vor sechs Jahren haben Nico Hensel und Mitstreiter eine Scheune am Ortsrand von Dettingen in zwei stylische Ferienwohnungen umgebaut. Wer verbringt dort seine Ferien und wie kommt das an?

„Es war super, die Kinder durften nebenan im Kuhstall die Kälbchen streicheln und Kühe füttern. Auch die Ziegen haben Gras bekommen“, schreibt eine Dagmar aus der Schweiz auf der Online-Plattform Airbnb. „Wir waren zum zweiten Mal schon dort. War sehr cool, wie beim letzten Mal auch schon. Pizzabacken im Ofen vor dem Haus ist einfach immer wieder ein Highlight und die Wohnung ist echt schön gemacht“, meint Benjamin aus München. An positiven Bewertungen für die beiden Ferienwohnungen beim Weilerbauer am Ortsrand von Dettingen mangelt es nicht. Auch Nico Hensel, als dort gelisteter Gastgeber und Ansprechpartner, bekommt viel Lob von den Gästen.

FeWo in Dettingen: mehr Bauernhof-Feeling geht kaum

Nico Hensel ist Grafikdesigner, Künstler und Unternehmer. Er ist einer der Gründer und Mitgesellschafter der Soewall GmbH, eine Vereinigung von Architekten, Ingenieuren und Designern, die im Landkreis Heidenheim schon einige außergewöhnliche Bauprojekte verwirklicht haben. Vor sechs Jahren bauten sie eine Scheune in Dettingen zu zwei Ferienwohnungen um, eine mit Platz für bis zu acht, die andere mit Platz für bis zu vier Gästen. Sie können die Seele auf Streuobstwiesen baumeln lassen oder im Holzofen im Hof ihr eigenes Brot backen. Die Kälber unter den Ferienwohnungen sind inzwischen zwar in einen Stall eine Straße weiter umgezogen, aber mehr Bauernhof-Feeling geht trotzdem kaum.

Für die Einrichtung gibt es von den Gästen viel Lob. Foto: Hensel

„Die Kubatur des Gebäudes ist cool und uns hat die Idee von Ferien überm Kälberstall gefallen“, erklärt Nico Hensel. Den Kreis Heidenheim bezeichnet er als verkannte Tourismusecke. „In den vergangenen zehn Jahren hat sich das aber sehr gemacht.“ Exemplarisch nennt er den Albschäferweg, der 2022 von einem Fachmagazin zu Deutschlands schönstem Wanderweg gekürt wurde. Viel Lob hat er auch für die Internetseite heidenheimer-brenzregion.de, auf der man sich einfach und schnell über sämtliche touristischen Angebote in der Region informieren kann.

Man trifft sich in der Mitte

Und wer verbringt seinen Urlaub in Dettingen? „Häufig werden die Wohnungen als Treffpunkt von Freunden und ehemaligen Studienkollegen genutzt, die irgendwo in Süddeutschland verstreut leben und sich für ein paar Tage treffen wollen“, sagt Nico Hensel. „Man braucht eineinhalb Stunden aus München hier her, eine gute Stunde fährt man aus Stuttgart. Dettingen ist ein guter Kompromiss. Man trifft sich quasi in der Mitte.“ Teilweise täten sich auch mehrere befreundete Familien aus einer Großstadt zusammen, um ein paar Tage mit den Kindern auf dem Land zu verbringen. Viele locke auch das Legoland. Insbesondere natürlich in den Pfingst- und Sommerferien.

Oder die Gäste sind einfach auf der Durchreise. „Sie kommen aus Holland, Belgien oder Norddeutschland und sind auf dem Weg in den Süden in den Urlaub“, sagt Hensel. Dann legen sie hier für zwei oder drei Tage einen Zwischenstopp ein. An Weihnachten und Silvester seien die beiden Wohnungen bereits bis zu zwei Jahren im Voraus gebucht und nie leer. „Und viele Leute kommen, wenn sie einmal hier waren, immer wieder.“

Umbau wird gefördert

Der Umbau von der Scheune zu Ferienwohnungen in Dettingen wurde über das Programm Leader von der Europäischen Union und dem Land Baden-Württemberg gefördert. Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz fördert im Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) regelmäßig die Umwandlung von landwirtschaftlichen Gebäuden in Wohnraum oder auch leerstehende Gebäude, wie alte Schulen oder Rathäuser, die zu Wohnungen umgebaut werden.

Laut dem Ministerium wurden 2025 im Kreis Heidenheim im Rahmen des ELR insgesamt 13 Projekte gefördert. Dabei wurde bei fünf landwirtschaftlichen Gebäuden durch eine bauliche Maßnahme Wohnraum geschaffen. Gefördert werden Projekte in den Ortskernen sowie den Siedlungsflächen aus den 60er- und 70er-Jahren, sofern diese direkt an die Ortskerne oder die Siedlungsflächen der 60er-Jahre angrenzen. Auch die Modernisierung von in die Jahre gekommenen Wohngebäuden ist förderfähig.

Ansprechpartner für eine mögliche ELR-Förderung ist immer die Stadt oder Gemeinde, in der die Investition getätigt werden soll. Eine Antragstellung für das Jahr 2026 ist noch bis zum 30. September möglich. Die Regelförderung für Umnutzungen von Gebäuden beträgt 60 000 Euro pro Wohneinheit. Im Rahmen des ELR werden auch Ferienwohnungen gefördert.

Alle Teile der Sommerserie Wohnwelten auf einen Blick

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