Innenverdichtung

Bis wann die Kreisbaugesellschaft in Gerstetten 42 Wohnungen und vier Doppelhaushälften bauen möchte

Letztlich ging es mit der Planung und der Genehmigung für das Bauprojekt zwischen Bismarckstraße und Seestraße in Gerstetten schnell, sodass nun der Spatenstich erfolgen konnte. Laut der Kreisbau soll es auch zügig weitergehen.

Innerhalb von 15 Monaten kann sich im Leben eines einzelnen Menschen viel ändern, und manch einer würde das als einen langen Zeitraum ansehen. Im Leben eines großen Bauprojekts in Deutschland sind 15 Monate normalerweise eine sehr geringe Zeit. Und doch hat diese Zeit in Gerstetten gereicht, um ein Bauprojekt von den ersten Gesprächen bis zum Spatenstich zu bringen.

Jener Spatenstich fand am Montagmorgen auf dem bis dato leerstehenden Grundstück zwischen Seestraße und Bismarkstraße in Gerstettens Ortsmitte statt. Hier will die Kreisbaugesellschaft sechs Reihenhäuser mit insgesamt 42 Mietwohnungen sowie vier Doppelhaushälften errichten. Darüber freuten sich die beim Spatenstich Anwesenden, die alle in unterschiedlichen Rollen am Projekt beteiligt waren. Zum Beispiel Landrat Peter Polta, der nicht nur diesen Titel hat, sondern auch als Aufsichtsratsvorsitzender der Kreisbau ist.

Er hob hervor, dass die Kreisbau mit dem Projekt in Gerstetten zum ersten Mal seit 15 Jahren im Bauträgergeschäft aktiv ist, also baut, um danach zu verkaufen. Damit meinte er die Doppelhaushälften, die laut Polta Familien die Möglichkeit geben sollen, Eigentum zu erwerben. Zusammen mit den teils öffentlich geförderten Wohnungen, die die Kreisbau vermieten wird, werde ein umfassendes Angebot geboten.

Insgesamt 25 Millionen Euro Kosten

Für die Schaffung von Wohnraum, welche einen gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei, habe das Projekt „eine Strahlkraft über Gerstetten hinaus“, sagte Polta und zählte zur Verdeutlichung die Eckdaten des Projektes auf: Für 25 Millionen Euro baut die Kreisbau auf 6000 Quadratmetern die Reihen- und Doppelhäuser, dazu kommt eine „hochwertige Außenanlage“ und eine Tiefgarage mit 50 Stellplätzen.

Neben Wärmepumpen, Photovoltaik und Ladestationen für E-Autos, so Polta weiter, sei auch ein innovatives Unterflurabfallsystem angedacht. Der Landrat hofft darauf, dass für die voraussichtlich bis März 2027 andauernden Baumaßnahmen Unternehmen aus der Region hinzugezogen werden.

Kreisbau-Geschäftsführer Jürgen Schipek betonte vor allem den schnellen Weg von der Idee zur Genehmigung, für den viel Arbeit von vielen Stellen notwendig war. Er dankte Polta und dem Landratsamt, zudem Gerstettens Bürgermeister Matthias Heisler und seinem Vorgänger, Roland Polaschek. Dank gebühre auch dem leitenden Architekten Werner Plösser, der, als die ersten Pläne bei Polaschek keinen Gefallen fanden, innerhalb einer Woche neue ausgearbeitet und vorgelegt habe.

Wegen archäologischen Grabungen war das Areal in Gerstettens Ortsmitte schon umgegraben; die eigentlichen Bauarbeiten wurden aber erst mit dem Spatenstich am Montagmorgen eröffnet. Rudi Penk

Die Herangehensweise der Kreisbau bei diesem Projekt beschrieb der Geschäftsführer mit „weniger ist mehr“. Man habe viel mit Typisierung gearbeitet und sich zum Beispiel auf nur zwei Küchen- und zwei Bädertypen festgelegt. Jeder Quadratmeter sei optimal ausgenutzt, die Dachgaube sei voll mit Wohnungen ausgebaut. Die Anzahl der Tiefgaragenplätze habe man möglichst gering gehalten, um Kosten zu sparen und durch geringeren Betonverbrauch das Klima zu schonen.

Mehr Details zur Bauphilosophie lieferte Architekt Plösser selbst: „Das Hauptthema war die Einbindung in die dörfliche Umgebung“, räumlich mit der Schaffung eines Weges zwischen Seestraße und Bismarckstraße, visuell mit dem Bau von Satteldächern und der Nutzung von konventionellen Materialien, wie Dachziegeln und Putz. „Ein Geschoss mehr als die umliegenden Häuser haben wir uns erlaubt“, so Plösser, ohne diesen Schritt wäre das Projekt aber auch nicht wirtschaftlich gewesen.

Mit dem hohen Anteil von 25 Prozent an geförderten Mietwohnungen, der zentralen Lage und dem Quartiersplatz, der sich sicher zum Treffpunkt entwickeln werde, habe das Projekt auch eine soziale Dimension. Wirtschaftlich relevant seien die Arbeitsplätze bei den Baufirmen, die durch Aufträge gesichert werden würden, sowie die Möglichkeit für Menschen, die in Gerstetten arbeiten, künftig dort auch wohnen zu können.

Auch die Nachhaltigkeit habe man immer bedacht: Zusätzlich dazu, dass es sich bei dem Projekt um Innenverdichtung handele, spiele auch die Ausstattung mit einer Luft-Wasser-Pumpe, einer Photovoltaikanlage mit 100 Kilowatt-Peak, umfangreicher Begrünung auf dem Gelände und Unterflurabfallsystem eine Rolle.

Klage über die archäologischen Grabungen

Bürgermeister Heisler freute sich ebenfalls über die „gelebte Innverdichtung“ und über die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, ob zur Miete oder zum Kauf. „Ich bin froh, dass wir schnell sind, gleichzeitig sage ich, dass es gut ist, dass wir endlich anfangen könne“, sagte Heisler mit Bezug auf die archäologischen Ausgrabungen auf dem Gelände. Diese hätten die Gemeinde 500.000 Euro gekostet, bei der Kreisbau entstanden Kosten seinen in dieser Summe noch nicht eingerechnet. Nun hoffe er auf eine nach Plan laufende Bauphase, damit „Gerstetten die Einwohner, die Kreisbau die Rendite und die Menschen das Heimatgefühl“ bekommen.

Nicht als direkt Beteiligte, sondern als Gratulantin, trat Iris Bäuerle, die Direktorin des Verbands baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen, auf. „Ich komme immer dann, wenn es etwas zu feiern gib“, sagte sie, aber solche Ereignisse seien seltener geworden. Das liege vor allem an den Baukosten, die zwischen 2019 und 2023 um 40 Prozent gestiegen seinen. Umso besser sei es, wenn man es – wie die Kreisbau – trotzdem schaffe, etwas auf den Weg zu bringen.

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