Tradition – dieser Aspekt steht im Zentrum des kommenden Wochenendes im Härtsfelddorf Demmingen. Gleich zwei alteingesessene örtliche Vereine feiern mit gemeinsamen Festtagen ihre großen Jubiläen: 75 Jahre Männergesangverein Frohsinn und gar 150 Jahre Krieger- und Heimatverein. Zahlreiche Gastvereine und weitere Gäste werden zu den verschiedenen Veranstaltungen am 21. und 22. Juni im Demminger Festzelt erwartet.
Bis heute sind beide Jubiläumsvereine fest im dörflichen Zusammenleben verankert und tragen mit ihren Aktivitäten zum gesellschaftlichen und kulturellen Miteinander bei. Beim Blick in die jeweilige Chronik wird deutlich, welche wechselhaften Entwicklungen sie über die Jahrzehnte genommen haben.
Zu Anfang ein Zusammenschluss einstiger Kriegsheimkehrer
Der Krieger- und Heimatverein Demmingen (KHV) reicht zurück bis ins Jahr 1875 und gilt heute als ältester Verein des Orts. Bei seiner Gründung hieß der Zusammenschluss damaliger Kriegsheimkehrer allerdings noch „Krieger- und Veteranenverein“. Der Demminger Klemens Neher, der heute im Vorstand beider Vereine sitzt, erzählt, dass in jener Zeit nur aktive Soldaten und ehemalige Kriegsteilnehmer Mitglied werden konnten. Mit der Umbenennung in Krieger- und Heimatverein im Jahr 2015 öffnete sich der Verein schließlich für alle Interessierten, um nach einer Stagnation bei der Mitgliederzahl den Fortbestand zu sichern. Und das habe auch tatsächlich einen Zuwachs gebracht. Bislang seien es allerdings immer noch wenige Frauen, die die Möglichkeit zum Beitritt ergriffen haben.
Wie die Festschrift nahelegt, sei es einst wohl die enge Kameradschaft gewesen, die zur Vereinsgründung geführt habe. „Heute legen wir etwas mehr Wert auf das Thema Heimatpflege, wie etwa durch das Dokumentieren der Ortsgeschichte“, so der als Kassierer des KHV fungierende Neher. Auch früher schon seien aber das Mahnen und Eintreten für Frieden und Freiheit etwa über Friedenswallfahrten und Reisen zu Soldatenfriedhöfen zusammen mit Traditions- und Heimatpflege die zentralen Anliegen gewesen. Entschieden betont Neher auch die Einstellung: „Obwohl Fotos oft Mitglieder mit einer Salutkanone zeigen, sind wir kein rechter Verein. Ganz im Gegenteil.“
Die Historie zeigt auf, dass noch im Gründungsjahr eine Fahnenweihe erfolgte, Vorsitzender war damals Josef Römer. In den folgenden Jahren wurden das 25-jährige und das 50-jährige Bestehen groß gefeiert. 1939 verboten die Nazis den Kriegerverein, es gab nur noch den Kyffhäuserbund als Soldatenzusammenschluss. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Demminger Verein 1958 als „Krieger- und Soldatenverein“ wiederbelebt.
Umbenennung am 140. Vereinsgeburtstag
Eine ganze Festwoche stand im Juli 1975 im Dorf an. Erstmals feierten da der Krieger- und Soldatenverein (100 Jahre) und der Männergesangverein (25 Jahre) zusammen ihre Jubiläen. Zum 140. Geburtstag 2015 erfolgte eine Feier mit neuer Fahnenweihe und Umbenennung in Krieger- und Heimatverein.
Heute zählt der KHV 74 Mitglieder im Alter zwischen 25 und 80 Jahren, berichtet Klemens Neher. Als Vorsitzender fungiert seit 2022 Wolfgang Gayer. Aktiv beteiligte man sich an der Restaurierung des Demminger Kriegerdenkmals und pflegt dieses auch weiterhin, ebenso wie Beihilfe zur Pflege von Soldatengräbern geleistet wird. Engagiert sind die Mitglieder auch bei den Sammlungen des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Neher: „Da sind wir sehr rührig und aktiv.“ Weil der KHV 2024 hier mit 1254,50 Euro ein Rekordsammelergebnis bezogen auf die Demminger Einwohnerzahl erreichte, wurde er im Mai 2025 bei einem Empfang des Landes in Stuttgart vom Volksbund geehrt.
Mitgliederschwund beim Männergesangverein
Halb so alt wie der KHV ist der 1949 gegründete Demminger Männergesangverein Frohsinn (MGV), bei dem Klemens Neher seit 2014 als Vorsitzender an der Spitze steht. Alte Fotos aus den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zeigen, dass der MGV Demmingen einst ein großer Verein mit vielen Sängern war. In den vergangenen Jahren kämpfte man jedoch wie zahlreiche andere Vereine mit deutlichem Mitgliederrückgang. So gebe es heute nur noch neun aktive Sänger, von denen ein paar auch aus der bayrischen Nachbarschaft kommen, erzählt Neher. Und die Altersspannweite bewege sich zwischen 51 und 75 Jahren. Er betont: „Neue Mitglieder sind willkommen. Es ist aber schwierig, die Jugend zu motivieren.“
Bei der Gründung 1949 kamen etwa 30 Interessierte im Gasthaus Stern zusammen, die Vereinsführung übernahm Otto Jaud, die Dirigententätigkeit Alfons Beer. Einigkeit herrschte damals bei der Wahl des Vereinsnamens: „Frohsinn“. Auf drei Mark für aktive und vier Mark für passive Mitglieder wurde der Beitrag festgesetzt. Und schon nach wenigen Wochen trat der junge Gesangverein erstmals öffentlich auf.
In den nächsten Jahren kaufte man ein Klavier und nahm mit guten Ergebnissen an Wertungssingen teil. 1963 ging auch der langgehegte Wunsch nach einer Vereinsfahne in Erfüllung, was mit einem Festwochenende und 37 Gastvereinen groß gefeiert wurde.

Die Übernahme der Chorleitung durch Günther Bargiel im Januar 1986 brachte einen bedeutenden Einschnitt. „Es war ein Glücksfall für den Verein“, erinnert sich Neher. Ein Grund dafür liege darin, dass Bargiel über 30 Jahre – bis zu seinem Tod 2019 – als Dirigent des MGV wirkte. Unter seiner Ägide entstand 1994 auch das bekannte, aus acht Sängern bestehende Demminger Doppelquartett: „Wir hatten dann lange Zeit zwei Gesangsformationen, die beide ihre Auftritte hatten.“
Mittlerweile sieht das aufgrund der geschrumpften Zahl an Aktiven wieder anders aus. Vorsitzender Neher schildert, dass es 2019 nur noch zwölf Sänger waren. „Das war der Punkt, an dem wir sagten: Wir singen jetzt nur noch zusammen in einer Formation als Gesamtchor.“ Das modernere Repertoire des Doppelquartetts floss in den klassischer ausgerichteten, vierstimmigen Männerchor ein.
Erfolg bei der Chorolympiade des Eugen-Jaekle-Chorverbands
Über die Jahre gab es viele Auftritte und Konzerte, auch ins Radio schafften es die Demminger Sänger 2003 und mit dem Doppelquartett 2007 ins Fernsehen. Das auf eine Idee Nehers zurückgehende Mostfest des Vereins leitete vor 18 Jahren eine neue Tradition beim MGV ein, zu der natürlich auch der Chorgesang gehört. Einen beachtlichen Erfolg konnten die Sänger 2017 in Dischingen bei der ersten Chorolympiade für Traditionschöre des Eugen-Jaekle-Chorverbands verzeichnen: Gegen wesentlich größere Gruppen errangen die Demminger Herren den zweiten Platz sowie den Publikumspreis. Gerade mal vier Chorleitungen verzeichnet die Chronik in der 75-jährigen Geschichte des Vereins. Nach dem Tod von Günther Bargiel ergriff die bis heute amtierende Gundelfingerin Katharina Diana Brandel den Dirigentenstab. Zu den Höhepunkten der seitdem absolvierten Auftritte gehörten auch die Darbietungen des MGV bei den Heimattagen 2024 in Neresheim, Nattheim und Dischingen. Im Jubiläumsjahr 2025 zählt der Gesangverein insgesamt 62 aktive und passive Mitglieder.
Das Programm des Festwochenendes in Demmingen
Im Dischinger Teilort feiern der Krieger- und Heimatverein (KHV) sowie der Männergesangverein Frohsinn (MGV) am kommenden Wochenende gemeinsam ihre Jubiläen in einem Festzelt. Am Samstag, 21. Juni, liegt ein Schwerpunkt auf dem 150-jährigen Bestehen des KHV. Beginn ist um 17.30 Uhr mit dem Empfang von über 25 Gastvereinen. Ab 18 Uhr folgen ein Festgottesdienst, ferner eine Totenehrung am Ehrenmal und ein Festzug mit Fahneneinmarsch ins Zelt. Ein Festabend schließt sich an.
Am Sonntag, 22. Juni, steht etwas mehr der 75 Jahre bestehende MGV im Mittelpunkt, der zehn Gastchöre erwartet. Nach Frühschoppen und Empfang ab 9.30 Uhr geht es um 10.30 Uhr los mit dem Chorfest Matinee mit Chorvorträgen. Festakt und Ansprachen sind ab 11.30 Uhr geplant. Ein gemeinsamer Umzug durchs Dorf mit Gesang startet um 13.30 Uhr und auch danach wird weitergesungen.
Der Festausklang ab 18 Uhr bietet Musik mit den Egautaler Musikanten und ab 21.30 Uhr einen Großen Zapfenstreich mit dem Musikverein Eglingen und dem Spielmannszug der Giengener Feuerwehr. Für die Verköstigung der Besucher ist an beiden Tagen gesorgt.