Sanierung

Wie Trugenhofens Kirche wieder zu festem Stand verholfen werden soll

Trugenhofens Pfarrkirche hat ihren Platz in der Ortsmitte erhöht. Weil sich aber der Hang, auf dem St. Georg steht, langsam talabwärts bewegt, kommt es zu erheblichen Schäden am Bauwerk und zur Gefährdung seiner Standsicherheit. Was jetzt dagegen getan wird:

Dass das Problem im Boden liegt, ist schon seit einiger Zeit bekannt. Nur wenige Jahre nach der 2013 erfolgten Innenraum-Restaurierung der Trugenhofener Pfarrkirche war bei einer Bauschau 2019 wieder ein markanter umlaufender Riss zwischen Chor und Langhaus von St. Georg entdeckt worden. Ein anschließendes Rissmonitoring signalisierte Handlungsbedarf. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die Ursache aber nicht wie vermutet im Bereich der Kirchenfundamente zu suchen ist, sondern in dem Hang, auf dem das Bauwerk steht. Und nach mehreren Verzögerungen haben jetzt vor wenigen Wochen die Bauarbeiten zur Sicherung des denkmalgeschützten Gebäudes begonnen.

Ein Problem im Untergrund unter der Kirche

Am Äußeren und im Kircheninneren sind an verschiedenen Stellen Risse zu sehen. Architekt Johannes Weber vom Büro Weber in Langenau erläutert, dass im Bereich zwischen Langhaus und Chor Bewegungen messbar sind, die auf eine allmähliche Verschiebung des Chors hangabwärts hindeuten. Erste Untersuchungen im Jahr 2021 führten zur Erkenntnis, dass ähnliche Schadensbilder auch an anderen Gebäuden in der Umgebung, darunter dem benachbarten Pfarrhaus, auftreten. „Da kam bei uns die Vermutung auf, dass eine übergeordnete geologische Ursache vorliegt und das Problem tiefer im Untergrund zu suchen ist als in der Gründung.“

Architekt Johannes Weber zeigt die in der Trugenhofener Kirche vorhandenen Risse.
Architekt Johannes Weber zeigt die in der Trugenhofener Kirche vorhandenen Risse. Foto: Foto: Klaus Dammann

Nachdem Sondierungsgrabungen damals gezeigt hatten, dass die Tragfähigkeit der Fundamente tatsächlich nicht schlecht ist, erfolgten Bohrungen um den Chor der zwischen 1779 und 1781 erbauten Kirche, bei denen Messgeräte in den Boden eingesetzt wurden. Ein Jahr lang zeichneten die Sensoren der Inklinometer ab Juli 2022 Bewegungen im Hang auf, die dann bis in 15 Meter Tiefe feststellbar waren. Am Ende sei es klar erkennbar gewesen: „Der Hang bewegt sich talabwärts“, so der Architekt. Die größten Deformationen – bis zu 15 Millimeter über den Zeitraum eines Jahres – waren in der Ost-West-Achse, also senkrecht zum Hang, zu verzeichnen.

Bohrpfähle zur Stabilisierung des Hangs

Somit liege das Problem weder in der Gründung, noch in der Tragfähigkeit des Untergrunds, sondern in der „talabwärts gerichteten Kriechbewegung“ des Hangs selbst. Diese sei für die wiederholt aufgetretenen Schäden an St. Georg und letztlich auch für jene an der weiter unten befindlichen Friedhofsmauer verantwortlich, erläutert Weber. Eine Ursache sei der bis in etwa 16 Meter Tiefe vorhandene tonige Untergrund. Das überarbeitete Sanierungskonzept sehe vor, zur Sicherung eine Bohrpfahlwand zu errichten, die den Hang bis in über zehn Meter Tiefe „vernadelt“ und die Bewegungen verlangsamt und stabilisiert. Ein gegen den Chor gerichteter betonierter Kopfbalken, der die Bohrpfahlwand oberseitig verbindet, bringe zusätzliche Stabilität gegenüber dem Bauwerk selbst.

Der Hang bewegt sich talabwärts.

Johannes Weber, Architekt

Abstimmungen mit dem Landesdenkmalamt, Planungen, Berechnungen und das Warten auf Genehmigungen kosteten ebenso Zeit, wie seitens der Archäologie angesetzte Grabungen im Außenbereich um den Chor, für die der direkt benachbarte Friedhof ein Anlass war. Dem Architekten zufolge seien dabei unter anderem mittelalterliche Kinderbestattungen aus dem zehnten Jahrhundert gefunden worden, aber ebenso Teile des Vorgängerbaus von St. Georg. Und auch derzeit sind noch archäologische Untersuchungen im Gange. Schließlich konnten die Sanierungsarbeiten im Herbst 2024 ausgeschrieben werden, im April 2025 ging es dann los mit dem ersten von zwei Bauabschnitten.

Die Sicherungsarbeiten für den sich talwärts bewegenden Hang, auf dem St. Georg steht, sind seit wenigen Tagen im Gange. Foto: Rudi Penk

Bereits abgeschlossen sind die Arbeiten zur Erneuerung der Elektrik im Inneren der Kirche, sodass seit Pfingsten hier wieder Gottesdienste gefeiert werden können. Und mit dem Hauptproblem der Hangsicherung im Äußeren des Chorbereichs, die laut Weber bis etwa Mitte Juli dauern soll, wurde jetzt begonnen.

Zunächst wurde hier das Bodenpflaster entfernt, ebenso ein Baum, der für zusätzliches Austrocknen des Hangs gesorgt hatte. Im Freien um den Chor und den Chorflankenturm von St. Georg werden nun im Abstand von einem Meter Bohrungen mit einer Mindesttiefe von elf Metern vorgenommen. Etwa 25 bis 30 runde und 10,50 Meter lange Bewehrungsstahlkörbe werden in die Bohrungen eingeführt und anschließend mit einer Zementsuspension verpresst; sie ergeben schließlich Mikrobohrpfähle, erläutert Weber. Für den Rest des Jahres und über den nächsten Winter geschehe dann erst einmal nichts, um dem Gelände Zeit zur Konsolidierung zu geben.

Zweiter Bauabschnitt im Jahr 2026

Die Sanierung soll mit dem zweiten Bauabschnitt 2026 fortgesetzt werden – voraussichtlich ab März: „Sobald es die Temperaturen zulassen“, so Weber. Dann wird die Trugenhofener Kirche von außen komplett eingerüstet. Es stehen Arbeiten im Dachstuhl an: Durch das Absinken des Chors haben sich im Dachstuhl konstruktive Holzverbindungen gelöst, die kräftemäßig wieder richtig verbunden werden müssen.

Ferner gebe es zu behebende Fäulnisschäden am Holz in der Zwiebelhaube des Turms, die anschließend neu mit Kupferblech eingedeckt werden müsse, da eine Sanierung von innen nicht möglich sei. Vorgesehen sei auch, die Glocken- und Läutetechnik zu modernisieren und die Glockenstuhl-Rückverankerung zu verbessern. Zifferblätter und Zeiger werden überarbeitet, ebenso die Schallläden und die Turmzier.

Zum zweiten Bauabschnitt gehören weiter noch das Verpressen der vorhandenen Risse im Mauerwerk beispielsweise über den Fenstern, wo nötig ein Austausch des Putzes sowie ein neuer Anstrich. Auch im Inneren der Kirche wird bereichsweise ein Gerüst aufgebaut, um die Risse verschließen zu können. Außerdem werde die Orgel gereinigt und neu gestimmt, schildert der Architekt.

Weber geht derzeit von Gesamtkosten für die Sanierung von St. Georg in Höhe von 1,29 Millionen Euro aus. Aus dem Ausgleichsstock der Diözese sollen 919.000 Euro kommen, von der bürgerlichen Gemeinde 99.000 Euro, an Spenden 33.000 Euro sowie aus dem Haushalt der kleinen katholischen Kirchengemeinde Trugenhofen 241.000 Euro. Letzterer Betrag könnte sich noch reduzieren, wenn die erhofften 214.000 Euro Zuschuss des Landesdenkmalamts bewilligt werden sollten.

„Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“

Nach Plänen von Joseph Dossenberger aus dem Jahr 1774 erbaute Georg Hitzelberger von 1779 bis 1781 in Trugenhofen die katholische Pfarrkirche St. Georg. Auftraggeber war Fürst Karl Anselm von Thurn und Taxis. St. Georg steht erhöht in der Ortsmitte, mit etwas ausbuchtenden Langhaus und einem prägenden Chorflankenturm.

Das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg spricht in der Liste der Kulturdenkmale von einem „gut überlieferten Innenraum“, der „durch seinen einheitlichen, frühklassizistischen Gesamteindruck“ beeindrucke. Und weiter: „Aufgrund des funktionalen Zusammenhangs bildet die Kirche mit dem Kirchhof eine Sachgesamtheit.“ Eingestuft wird St. Georg als „ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung aus wissenschaftlichen, künstlerischen und heimatgeschichtlichen Gründen“.

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