Kabarett

Stephan Bauer entlarvt Weihnachtsklischees und Gesellschaftsscheinheiligkeit in ausverkaufter Dischinger Arche

In der ausverkauften Dischinger Arche entlarvte der Kabarettist Stephan Bauer gesellschaftliche Weihnachtsklischees, Scheinheiligkeit und Konsumverhalten mit bissigem Humor und Tiefsinn.

Auch in der Dischinger Arche ist ein vorweihnachtliches Flair zu spüren. Mitverantwortlich dafür war Stephan Bauer, der dort am Wochenende sein frohlockendes Programm „Weihnachten fällt aus! Josef gesteht alles!“ vorstellte. Der 68er-Jahrgang aus dem niedersächsischen Stade erläuterte auf vergnügliche, tiefsinnige, bissige und durchaus derbe Art und Weise, wie man die üblichen Weihnachtsprobleme umkurvt und möglichst stressfrei durch die Tage kommt. 130 Zuhörer in der ausverkauften Arche lauschten gespannt mit und erhielten zahllose Möglichkeiten zum Mitlachen.

Die Eltern von Stephan Bauer akzeptieren die Abwesenheit an Weihnachten nur dann, wenn man verheiratet ist oder im Gefängnis sitzt. Für den frisch gebackenen Single Stephan Bauer kommt das aufs Gleiche raus. Weihnachten, das ist für ihn das Fest der Scheinheiligkeit. Ein Beispiel hierfür ist das vorweihnachtliche Wichteln. Ein Freund von Bauer erhielt von einem Kollegen ein Buch geschenkt, welches dieser wiederum von einem anderen Kollegen drei Jahre zuvor ausgeliehen bekam. Das Positive dabei: das Buch wurde (vorerst) vor dem Altpapiercontainer gerettet.

Gesellschaftskritik zum Weihnachtsfest

Und Stephan Bauer legte nach. Was ist an Weihnachten eigentlich so besonders? An der Geburt Jesu kann es eher nicht liegen – schließlich werden täglich Leute geboren, die sich für Gott halten. Kürzlich lauschte er im Bus dem Smalltalk zweier Jugendlicher. Sagte der eine: „Hast du gehört, der Papst ist gegen das Verwenden von Präservativen.“ Entgegnete der andere: „Was ist ein Papst?“ Das ist Humor der Marke Stephan Bauer.

Und der feuerte zielgerichtete Fragen in Richtung Publikum: Warum nimmt man von 500 Gramm Schokolade zwei Kilogramm zu? Warum verkauft Aldi Nord Südzucker? Und was ist passiert, wenn man mit seiner Frau von Stuttgart nach Hamburg umzieht und immer noch denselben Briefträger hat?

Die Arche war an diesem Abend ausverkauft.
Die Arche war an diesem Abend ausverkauft. Foto: Rudi Penk

Skurril wurde es, als das Thema Geschenke auf den Gabentisch kam. Bauer hatte seinen Eltern einigen Jahren ein Navigationsgerät geschenkt. Bei ihrer ersten Ausfahrt ging es zu einer Beerdigung und das Navi verkündete am Friedhof angekommen: „Sie haben Ihren Bestimmungsort erreicht.“ Um die Weihnachtsgeschenke für die Allerliebsten ging es auch im Anschluss. Ein Mann fragte seine Frau, was sie sich denn wünscht. Diese entgegnete: „Die Scheidung“. Daraufhin stellte der Mann trocken fest: „So viel wollte ich dieses Jahr eigentlich gar nicht ausgeben.“ Da ist es vielleicht doch besser, nichts zu schenken.

Aber auch hier ergeben sich mitunter Fallstricke. Unangenehm wird es, wenn die Frau dann doch ein After-Shave oder ein Paar Socken für fünf Euro unterm Weihnachtsbaum hervorzaubert und einen fordernden Blick Richtung Göttergatte wirft. Der rettet sich mit der Aussage „Du darfst mit mir machen, was du willst“. Falsche Antwort: das Gedankenkarussell drehte sich in die falsche Richtung, die Ehefrau schickte den Mann zu ihrer gehassten Schwiegermutter als Ganztagesaufsicht. Sexy ist anders.

Adventskalender im XXL-Format

Aber auch Themen wie der ständig betrunkene Nikolaus, das Trällern von Weihnachtsliedern oder die üppige Beleuchtung des Hauses, gegen die nicht mal der lokale Flughafen konkurrieren kann, fanden einen Platz in Stephan Bauers vorweihnachtlichem Abendprogramm.

Bauer prangert das Konsumverhalten des Weihnachtsfestes an und bedauert, dass der eigentliche Sinn der Feier nur noch eine äußerst untergeordnete Rolle spielt. Knapp zwei Stunden sprach er ohne Punkt und Komma – im Weihnachts-Jargon würde man sagen: Bauer präsentierte einen Adventskalender im XXL-Format. So dürfte sich der ein oder andere Zuhörer nach dieser intensiven Verbalbescherung auf dem Weg nach Hause gefragt haben, ob jetzt Weihnachten oder doch schon Ostern vor der Tür steht.

Hans Gerzlich kommt nach Dischingen

Am kommenden Sonntag, 7. Dezember, wird Hans Gerzlich ebenfalls weihnachtliche Gedanken präsentieren: In „Ihr Sünderlein kommet“ reflektiert er in der Arche die Weihnachtsfeier in seinem Unternehmen und versucht in einer genüsslichen Odyssey zu retten, was nicht mehr zu retten ist.  Beginn ist um 18 Uhr.