Am Anfang war die Kuh. Eigentlich das Rind. Und noch eigentlicher: die Rinder: „Georg Rinders Mastergroup“ lautet der Name ebenjenes sinfonischen Blasorchesters, welches den Grundstein für eine regionale Blasmusik-Initiative legte – den in Dunstelkingen gegründeten Verein Hepp Süddeutschland. Der hat es sich seit nunmehr zehn Jahren auf die Fahne geschrieben, vor allem jungen Musikerinnen und Musikern zusätzlich zu ihren jeweiligen Heimat-Musikvereinen die Möglichkeit zu geben, sich an anderen musikalischen Projekten, Konzerten oder auch Wettbewerben zu beteiligen. Zehn Jahre – das müsste doch eigentlich gefeiert werden, oder? Wird es aber nicht.
„Wir werden wohl eher nächstes Jahr dann unser Elfjähriges feiern“, erzählt Laura Zeller, Hepp-Schriftführerin. Grund dafür sei jedoch keinesfalls ein Anfall von Unwilligkeit. Vielmehr gab es vor Kurzem einen Wechsel im Vereinsvorstand, weswegen eine Übergabe samt Jubiläumsplanung schwierig gewesen wäre. „Aber das passt eigentlich zum Verein – etwas Untypisches zu machen“, so Zeller.
Bei uns ist Platz für Projekte, für die andere Vereine zu starr in ihren Konstrukten sind.
Verena Karle, Vorsitzende des Vereins Hepp Süddeutschland
Untypisch scheint das inoffizielle Motto von Hepp zu sein. Der Verein, der sich 2015 gegründet hat, will genau die musikalischen Lücken stopfen, die etwa Musikvereine nicht füllen können. „Bei uns ist Platz für Projekte, für die andere Vereine zu starr in ihren Konstrukten sind“, erklärt die Vorsitzende Verena Karle. Einzelne Konzerte mit Projektcharakter, rotierende Ensemblemitglieder, keine Ortsgebundenheit – das sind die Merkmale, mit denen Hepp punkten kann.
Gänzlich strukturlos ist Hepp aber freilich nicht. Das Attribut „Süddeutschland“ im Vereinsnamen deutet zwar auf den Wirkungskreis hin, tatsächlich stammt der überwiegende Teil der mehr als 150 Mitglieder aus dem Landkreis Heidenheim; einige Ehemalige hat es inzwischen unter anderem Richtung München und Augsburg verschlagen. Doch für Hepp kehren sie regelmäßig in die Heimat zurück.

Letztlich besteht Hepp allerdings nicht nur aus Rückkehrern und Ehemaligen. „Bei jedem Projekt sieht man mindestens ein neues Gesicht“, erzählt Jugendleiterin Lara Schiele. Die Chance, zwischen regulären Musikvereins-Aktivitäten flexibel an weiteren Projekten teilzunehmen, bringt jedoch einen Nachteil mit sich. „Zum Teil haben wir vor einem Auftritt effektiv nur ein Probenwochenende“, berichtet Karle. Die Besetzung stehe manchmal erst am Tag der Probe selbst fest. Eine Herausforderung – „doch wir sind immer wieder begeistert, wie alle zusammenhalten“.
Möglich ist das nur dank der Hilfe ebenjener Institutionen, von denen sich Hepp abhebt: den Musikvereinen. Ein Konkurrenzgedanke herrsche hier keinesfalls, ebenso wenig wolle man einander Mitglieder stehlen. „Wir sind allein schon logistisch an die Musikvereine gebunden“, erklärt Verena Karle. Anhänger für den Transport von Instrumenten, Proberäume, Schlagwerk – in vielen Belangen darf Hepp auf die Ressourcen der örtlichen Musikvereine zurückgreifen. „Das würde anders gar nicht gehen“, sagt Laura Zeller.
Sechs Musikprojekte beim Verein Hepp Süddeutschland
Inzwischen gibt es sechs verschiedene Hepp-Projekte: Die „Georg Rinders Mastergroup“ präsentiert als sinfonisches Blasorchester vor allem konzertante Oberstufen-Literatur, abgerundet durch modernere und Polka-Nummern. Das „Polka-Projekt“ ist mit einem Altersschnitt von unter 16 Jahren die jüngste Truppe im Hepp-Katalog. Die „Blechos“ sind wohl das exotischste Orchester in den Vereinsreihen und zeichnen sich durch Brass-Pop und Rap-Nummern aus. Ein Haushaltsname weit über die Landkreisgrenzen hinaus ist inzwischen die Big Band des Vereins, das „Pennson Jazz Orchestra“. Die Brass-Kombo „Brassaxion“ ist dafür bekannt, flexibel verschiedenste Veranstaltungen zu umrahmen. Mit dem „Jammerchor“ verfügt Hepp nicht zuletzt über ein eigenes Chorprojekt.
Einen der nächsten Auftritte des Hepp-Vereins bestreitet die „Georg Rinders Mastergroup“ (siehe Infotext). Denn am Anfang wie am Ende, und vor allem mittendrin, steht wie immer die Kuh, steht das Rind, stehen die Rinder.
„Georg Rinders Mastergroup“ in der Michaelskirche
Der Name „Hepp“ setzt sich zusammen aus den englischen Begriffen „hear“ (zu Deutsch: „hören“), „enjoy“ („genießen“), „practice“ („üben“) und „play“ („spielen“).
Live und in Farbe kann man eines der Hepp-Projekte, die „Georg Rinders Mastergroup“, am Sonntag, 14. September, erleben. Ab 17 Uhr tritt das sinfonische Blasorchester in der Michaelskirche in Heidenheim auf. Der Eintritt zum Konzert ist frei, um Spenden wird gebeten.