Zentralrat der Muslime mahnt friedliche Demonstrationen an
Der Zentralrat der Muslime mahnt pro-palästinensische Demonstranten in Deutschland zur Zurückhaltung. «Ich mache mir wirklich große Sorgen», sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, gestern Abend in den ARD-«Tagesthemen».
Auf den Straßen seien derzeit Hass, Gewalt und Antisemitismus zu erleben. «An dieser Stelle verurteile ich das ganz klar und deutlich», betonte Mazyek. «Ich appelliere auch insbesondere an die Muslime, gerade an Demonstrationen sich jetzt zurückhaltend zu beteiligen und auch genau hinzuschauen, wer die Betreiber sind.»
«Besondere Verantwortung, auch gegenüber Juden und Israel»
Eine Alternative seien zum Beispiel Friedensgebete. Es sei allerdings auch wichtig, dass Menschen, die zum Beispiel Angehörige im Gaza-Streifen verloren haben, ihre Trauer zum Ausdruck bringen könnten, sagte Mazyek.
In den vergangenen Tagen war es mehrfach zu Ausschreitungen bei pro-palästinensischen Demonstrationen gekommen. «Ich verhehle nicht, dass es auch Muslime gibt, die antisemitisch sind, und das müssen wir bekämpfen», sagte der Zentralrats-Vorsitzende. Jede Form von Antisemitismus oder Rassismus sei eine Sünde im Islam. «Gerade wir als deutsche Muslime haben eine besondere Verantwortung, auch gegenüber Juden und Israel.» Er selbst habe gestern eine Synagoge besucht, um «ein Zeichen der Anteilnahme, des Mitgefühls, aber auch der Solidarität» zu setzen.
Kritik am Zentralrat
Der Zentralrat gehört zu den großen muslimischen Dachverbänden in Deutschland. Nach dem brutalen Hamas-Angriff auf Israel war Kritik laut geworden, dass die Verbände sich zu spät geäußert und die Taten der Hamas nicht eindeutig genug verurteilt hätten.
Zu der für morgen geplanten Kundgebung gegen Antisemitismus und für Solidarität mit Israel in Berlin wurden sie nicht eingeladen - nur eine liberale muslimische Organisation wird dort vertreten sein. Mazyek verurteilte das Massaker der Hamas in der ARD und betonte: «Leider reiht sich der Hamas-Terror in die Geschichte von ideologischen, extremistischen Gruppen ein wie IS und Al-Kaida.»