Pandemie: Vor allem bei Mädchen mehr psychische Erkrankungen
Deutlich mehr Mädchen als Jungen sind während der Corona-Pandemie an einer Essstörung oder einer Depression erkrankt. Das ist das Ergebnis einer Studie des Zentralinstituts kassenärztlicher Versorgung (ZI) zu psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen zwischen 2014 und 2021. Demnach wurde im Jahr 2021 bei jugendlichen Mädchen 14 mal häufiger eine Magersucht diagnostiziert als bei Jungen. Die meisten Neuerkrankungen gab es bei den 15- bis 17-Jährigen, gefolgt von den 11- bis 14-Jährigen.
Auch an depressiven Störungen haben im gesamten Untersuchungszeitraum mehr Mädchen als Jungen gelitten. Zuletzt sei die Inzidenz bei den 15- bis 17-jährigen Mädchen dreimal so hoch gewesen wie bei gleichaltrigen Jungen.
Die Versorgungsatlas-Studie beruht auf Daten aller Kinder und Jugendlichen im Alter von 0 bis 17 Jahren, die mindestens einmalig vertragsärztliche beziehungsweise psychotherapeutische Leistungen in Anspruch genommen haben. Den Angaben zufolge hatte das Autorenteam um Erstautorin Claudia Kohring dadurch Einblick in Gesundheitsdaten von knapp 12 Millionen jungen Versicherten. In ihrer Untersuchung haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Trends für insgesamt 45 Diagnosen zwischen 2014 und 2021 bestimmt.
Magersucht-Diagnosen deutlich gestiegen
Nicht nur bei Mädchen, auch insgesamt ist die Zahl vieler psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen während der Pandemie gestiegen, wie die Untersuchung zeigt. Demnach nahmen Magersucht-Diagnosen im Jahr 2021 im Vergleich zu 2019 um 74 Prozent zu. Auch die Zahl der depressiven Störungen sei überproportional angestiegen – zwischen 2019 und 2021 um 27 Prozent. Auch Angststörungen sowie emotionale und Verhaltensstörungen traten während der Pandemie häufiger als gewöhnlich auf.
«Die von uns ausgewerteten Abrechnungsdaten deuten wie andere Public-Health-Studien zuvor auf eine zum Teil erhebliche Verschlechterung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in den Corona-Pandemiejahren 2020 und 2021 hin», sagte ZI-Vorstandsvorsitzender Dominik von Stillfried.
Es müsse davon ausgegangen werden, dass die Zahl der psychisch belasteten und behandlungsbedürftigen Kinder und Jugendlichen noch über den Untersuchungsergebnissen liege. Das hänge vor allem damit zusammen, dass einige Patientinnen und Patienten zum Teil lange auf einen Therapieplatz warteten. Das heißt: Sie haben bislang keine kassenärztliche Leistung in Anspruch genommen und tauchen dadurch nicht in den Untersuchungsdaten auf.