Weiterentwicklung

Wie aus dem Frickinger Naturkindergarten ein Kneipp-Kindergarten werden soll

Mehr als 470 von ihm zertifizierte Kindertageseinrichtungen hatte der Kneipp-Bund Stand September 2022 bundesweit verzeichnet. Mit der Weiterentwicklung der Kita in Frickingen vom Natur- zum Kneipp-Kindergarten soll jetzt die Erste im Landkreis Heidenheim hinzukommen. Was das bedeutet.

Kneipp-Anlagen gibt es im Kreis Heidenheim eine ganze Reihe, und Wassertreten - oft auch einfach Kneippen genannt - als gesundheitsförderndes Angebot ist bekannt und populär. Allerdings ist das nur ein Teil des ganzheitlichen Gesundheitskonzepts, das auf Sebastian Kneipp zurückgeht. Neben dem Wasser sind die weiteren vier wesentlichen Elemente Bewegung, Heilpflanzen, Ernährung und Lebensordnung.

In der seit 2021 von der Gemeinde Dischingen als Naturkindergarten geführten Kita in Frickingen soll dieses Konzept auf spielerische Weise künftig den Kindern nahegebracht werden: Die Betreuungseinrichtung wird zum ersten Kneipp-Kindergarten im Landkreis weiterentwickelt. Bundesweit verzeichnete der Kneipp-Bund im September 2022 mehr als 470 von ihm zertifizierte Kitas.

Investitionen in bauliche Veränderungen im Frickinger Kindergarten sind nicht nötig

Die einhellige Zustimmung zu dem Vorhaben fiel den Dischinger Gemeinderäten bei ihrer Sitzung in der Dunstelkinger Turnhalle am Montagabend leicht - schließlich fallen für die Umsetzung des Konzepts nur minimale Kosten wie etwa 200 Euro für die Erstzertifizierung des Kindergartens durch den Kneipp-Bund, ferner für Überprüfungen in regelmäßigen Abständen oder der Mitgliedsbeitrag im örtlichen Kneippverein an, dem die Gemeinde beitreten muss. Investitionen in etwaige bauliche Veränderungen seien nicht notwendig, schilderte Kindergartenleiterin Nicole Tuschke im Gemeinderat.

Den Kindern solle eine "gesunde, naturgemäße Lebensweise nach dem Prinzip moderner Gesundheitsförderung" vermittelt werden, schilderte die Gemeindeverwaltung in ihrer ausgearbeiteten Beratungsgrundlage. Und weiter: "Die Kinder lernen gesundheitsbewusstes Verhalten und üben dies täglich. Ebenso lernen sie, verantwortlich mit sich, den Anderen und der Natur umzugehen." Voraussetzungen für die Realisierung eines Kneipp-Kindergartens sind ein Qualifizierungslehrgang und regelmäßige Fortbildungen für die Erzieherinnen, ein anzupassendes Konzept sowie die Kneippschen Maßnahmen als Arbeitsgrundlage. Das Zertifikat als "Vom Kneipp-Bund anerkannte Kindertageseinrichtung" gibt es dann nach einer Erfahrungsphase von mindestens 18 Monaten.

Die Kindergartenleiterin berichtete, dass vier der fünf Elemente im Naturkindergarten Frickingen bereits umgesetzt seien: "Einzig das Element Wasser fehlt noch." Das Erzieherteam werde von Schulungen und neuen Kenntnissen profitieren. Kneipp-Konzept und Naturkindergarten würden sich ergänzen und stärken.

Die Abwehrkräfte durch Wasser stärken

Beim Element Wasser seien tägliche Kneipp-Anwendungen wie Barfußgehen, Waschungen, Wassertreten - in Wannen oder anderen Behältnissen - oder auch Armbäder vorgesehen, so Nicole Tuschke. Dies trage zur Stärkung der Abwehrkräfte bei. Wohlbefinden und Konstitution des einzelnen Kinds hätten Priorität.

Ausgeweitet werden solle der Bereich Heilpflanzen und Kräuter, bei dem auch an die Herstellung von Öl oder Salben gedacht werden könne. Schon jetzt würden Kräuter im eigenen Hochbeet gezogen. Bewegung sei im Naturkindergarten, wozu für die Kinder viel Aufenthalt im Freien gehört, im Alltag längst integriert. Neue Möglichkeiten könnten aber hinzukommen.

Als wichtigen Aspekt bewertete die Kita-Leiterin die Ernährung, bei der auf wissenschaftlich fundierte Konzepte mit gesunder Frühstücks- und Pausenverpflegung und saisonale bzw. regionale Lebensmittel zurückgegriffen werden soll. Achtsamkeitsübungen und das Essen in Gemeinschaft seien weitere Bestandteile.

Ein geregelter Tagesablauf, Rituale wie Geburtstagsfeiern, Entspannung und Pausen gehören zum Element Lebensordnung. Es gehe hier darum, die Kinder zu stärken und zu fördern. Insgesamt würden Erziehende aus Kneipp-Kindergärten berichten, dass es zu einer deutlichen Abnahme der Infektionsanfälligkeit und der Krankheitstage bei den Kindern komme, so Nicole Tuschke.

Ein "Aushängeschild" für die Gemeinde Dischingen

Der einzige Kneipp-Kindergarten im Landkreis - das bedeute auch ein "Aushängeschild für die Gemeinde", merkte Gemeinderat Richard Faußner an. "Es ist eigentlich keine Mehrarbeit, weil wir vieles schon machen", so Nicole Tuschke. Auf Nachfrage von Patrick Dänner fügte sie an, dass eigentlich nur der Bereich Wasser wirklich neu sei. Alles andere werde intensiviert und müsse in den Tagesablauf integriert werden. Ein Becken, etwa für Armbäder, sei schon vorhanden. Die Frage von Karl-Heinz Pappe, ob ein Kind, das etwas nicht mitmache, den Kindergarten verlassen müsse, konnte Tuschke verneinen.

"Die Verwaltung sieht das Kneipp-Konzept als eine sehr gute Ergänzung zu dem bestehenden Kindergarten mit Naturprofil", stellte die Verwaltung in ihrer Vorlage als Fazit fest. Dem hatten die Gemeinderäte bei ihrem Beschluss nichts hinzuzufügen.

Wer war Sebastian Kneipp?

Der katholische Priester Sebastian Anton Kneipp lebte von 1821 bis 1897 und stammte aus Bayrisch-Schwaben. Bekannt wurde er für seine Kaltwassertherapie und als Naturheilkundler. Nach ihm ist die Kneipp-Medizin benannt und ebenso die Wasserkur mit Wassertreten. In frühen Jahren kurierte sich der erkrankte Kneipp selbst auf diese Weise, die vor ihm schon bekannt, durch ihn aber populär wurde. Später begann er andere Menschen zu behandeln. Sein Sitz in Bad Wörishofen entwickelte sich zum Kurort. Zahlreiche Ehrungen wurden ihm in den folgenden Jahren für seine Verdienste zuteil.

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