Degen-Asse in der Karl-Rau-Halle

Nächster Teilnehmerrekord bei den Heidenheimer Fechtertagen erwartet

Zum sage und schreibe 70. Mal wird nächste Woche das Weltcupturnier um den Heidenheimer Pokal ausgetragen. Nach 345 Fechtern im vergangenen Jahr wird es den nächsten Teilnehmerrekord geben und die Weltelite am Donnerstag und Freitag in der Karl-Rau-Halle nahezu komplett am Start sein. Nicht minder stark besetzt ist der Nationenweltcup (Voith-Cup) am Samstag. Aber es gibt auch Sorgen, so ist kein einziger HSBler im Feld, zudem hat der Verband für dieses Jahr den einst so beliebten Coupe d'Europe gestrichen.

Der kleinste Ort hat die meisten Teilnehmer, Heidenheim ragt unter den acht Weltcupturnieren im Herrendegen weiterhin heraus. Nach einem Rekord mit 345 Fechtern aus 62 Nationen gibt es nochmals eine Steigerung, bis zum Freitag hatten bereits 355 Sportler aus 70 Nationen gemeldet. „Eigentlich ist die Schallmauer bei 352, wenn nicht noch einige Athleten zurückziehen, müssen wir eine 17. Bahn im Fechtzentrum aufbauen“, erklärt Thomas Zimmermann, der Cheftrainer des Heidenheimer Sportbundes.

Internationaler geht’s nicht

Der Andrang hängt natürlich auch mit den Olympischen Spielen zusammen, viele Fechter kämpfen noch um die Qualifikation für Paris, aber auch in den Jahren stand der Heidenheimer Pokal ganz dick in den Terminkalendern der Fechter aus aller Welt. Und internationaler geht’s wirklich nicht, kommende Woche werden wieder Athleten von allen fünf Kontinenten vertreten sein, darunter beispielsweise Fechter aus Costa Rica, den Virgin Islands, Saudi-Arabien, Mali, Togo und sogar ein Sportler von den Malediven. Bisher gestern nicht gemeldet haben übrigens Russland oder Weißrussland, die laut einem Beschluss des Heidenheimer Gemeinderates hätten starten dürfen.

Der Zuspruch macht Zimmermann stolz, der 63-Jährige weiß, dass die Fechter nicht zuletzt deshalb kommen, weil sie sich auf den HSB als Ausrichter verlassen können. Allerdings hält die sportliche Bilanz mit diesen Qualitäten nicht mit. Dieses Mal konnte sich sogar kein einziger Heidenheimer qualifizieren, nach dem Rücktritt von Stephan Rein steht kein HSBler mehr unter den besten 30 der deutschen Rangliste der Herren.

Vergangenes Jahr schlug der Japaner Koki Kano (rechts) im Finale des Heidenheimer Pokals den Schweizer Alexis Bayard. Oliver Vogel

Zimmermann hofft, dass sich einige der 20 deutschen Starter beim Heidenheimer Pokal gut in Szene setzen können, ein Platz im Viertelfinale oder gar ein Turniersieg sind aber unwahrscheinlich. Als bester Deutscher belegt der Leverkusener Marco Brinkmann derzeit Rang 41 in der Weltrangliste. In dieser führt aktuell der Italiener Davide Di Veroli vor dem Ungarn Mate Koch und dem Japaner Koki Kano, der vergangenes Jahr in Heidenheim triumphierte.

Kein HSBler ist dabei

Wer dieses Jahr die Trophäe in die Höhe recken wird, lässt sich unmöglich sagen, zu unberechenbar ist der Weg bei so einem K.-o.-Turnier. Zumindest schicken aber Italiener, Franzosen, Ungarn, Japaner und auch die Israelis aussichtsreiche Kandidaten ins Rennen. Für den Nationen-Weltcup haben 33 Nationalmannschaften gemeldet. Die Rangliste der Nationen ist der direkte Weg zur Qualifikation für die Olympischen Spiele, von daher hat der Voith-Cup auch fürs deutsche Team große Bedeutung. Wenn es mit Paris klappen soll, muss die Nationalmannschaft noch drei anderen Nationen überholen.

Auf HSB-Cheftrainer Thomas Zimmermann und seine Kollegen wartet bis zum Ende der Fechtertage noch viel Arbeit. Rudi Penk

Sportlich gab es also schon bessere Zeiten, warum sind die Fechtertage dennoch für Heidenheim wichtig? „Weil es ein Renommee für die Stadt ist, für internationales Flair sorgt und weil sich unsere Sponsoren auf dieser Bühne präsentieren können“, sagt Zimmermann. So sind die Turniere auch eine wirtschaftliche Grundlage für die Fechtabteilung. Allerdings finden dieses Jahr nur zwei statt, der Coupe d'Europe wurde dem HSB für dieses Jahr gestrichen.

Dieser Europapokal für Vereinsmannschaften war einst eine Heidenheimer Erfindung, fand inzwischen in allen Waffengattungen Nachahmer. Und der europäische Verband wollte Damen und Herren in Säbel, Florett und Degen alle an einem Ort antreten lassen. So fand vergangenen Herbst ein großes Turnier in Cagliari auf Sardinen statt. Wie es weitergeht, ist völlig offen, ob die Fechtertage 2025 wieder mit einem Coupe ausgetragen werden, entscheidet der Verband.

Steht das Turnier auf der Kippe?

Lässt die Streichung darauf schließen, dass das Heidenheimer Turnier generell auf der Kippe steht? Der Fechtsport hat in den vergangenen zwei, drei Jahrzehnten eine enorme Globalisierung erfahren und es gibt einige Nationen, die sich um Weltcupturniere bewerben. Ganz so einfach ist es aber nicht, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen und dass die Fechter nach wie vor gerne nach Heidenheim kommen, zeigt sich Jahr für Jahr.

„Bei uns ist es persönlicher und wir sind als Ausrichter bewährt“, sagt Zimmermann und fügt an: „Wir werden alles dafür tun, wieder einen hervorragenden Wettbewerb abzuliefern, die Fechter sollen sich bei uns wohlfühlen.“ Dabei hat er keinen Zweifel, dass das Team um Vorstandsmitglied Matthias Henkelmann, das am Freitag mit dem Aufbau begann, alles im Griff hat. So bleibt Zimmermann optimistisch – auch was die sportlichen Aussichten betrifft. „Wir hatten eine Delle, aber wir arbeiten weiter und beim Nachwuchs gibt es Hoffnung“, sagt der Cheftrainer, der gerade erst von einem Vorbereitungslehrgang auf die Junioren- und Kadetten-Europameisterschaft zurückkehrte. Und für diese Titelkämpfe in Neapel haben sich mit seinem Sohn Frederik, Rudy Hummel, Stephan Schuller, Matthew Bülau und Daria Yoseefi gleich für HSBler qualifiziert.

Zeitplan

70. Heidenheimer Pokal

Donnerstag, 8 Uhr: Vorrunde

Donnerstag, 14 Uhr: Direktausscheidung

Freitag, 9 Uhr: 64er-K.o.

Freitag, 17 Uhr: Finalgefechte

13. Voith-Cup (Nationen-Weltcup)

Samstag, 9 Uhr: Beginn der Gefechte

Samstag, 18 Uhr: Finale

Festschrift und Festabend

Zum 70. Geburtstag des Heidenheimer Pokals hat der Heidenheimer Rainer Jooß einige künstlerisch anspruchsvolle Plakate, eine 128-seitige Festschrift gestaltet und eine Bäckertüte gestaltet. Der freischaffende Künstler studierte Kommunikationsdesign in Würzburg und ging anschließend mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes nach London, war unter anderem am British Museum tätig, ehe er 2015 nach Heidenheim zurückkehrte, um sich Pflegefällen in der Familie widmen zu können. Bekannt ist er hier vor allem durch die Umgestaltung des Rommel-Denkmals.

In seiner Jugend kam der Mergelstetter über den Modernen Fünfkampf mit dem Fechten in Berührung, nun vor allem über die Freundschaft mit Matthias Henkelmann von der HSB-Fechtabteilung. „Ich will dafür kämpfen, dass der Heidenheimer Pokal in Heidenheim bleibt“, sagt Jooß, der sich ehrenamtlich für diesen Sport engagiert.

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