Nach verheerendem Brand

TV Steinheim verärgert über die Verzögerungen beim Neubau der Wentalhalle

Der Neubau der Wentalhalle zieht sich schier unendlich in die Länge und wird zur Zerreißprobe für den TV Steinheim. Der Frust darüber brach sich am Dienstag in der Gemeinderatssitzung Bahn. Was der Verein der Gemeinde, dem Gemeinderat und den Architekten vorwirft:

Dass die Steinheimer nach dem Brand der Wentalhalle nicht innerhalb von ein paar Monaten eine neue Halle haben würden, war klar. Wie unendlich lang sich das Verfahren aber ziehen würde, damit hätten wohl die Wenigsten gerechnet. Mehr als zwei Jahre sind vergangen seit diesem verheerenden 26. Februar 2022. Und in dieser schier endlosen Zeit des Wartens hat sich Frust angestaut, vor allem beim TV Steinheim, der auf die Wentalhalle angewiesen ist.

Um das deutlich zu machen, waren am Dienstagabend Dutzende TV-Mitglieder und Steinheimer aus dem Umfeld des Vereins zur Gemeinderatssitzung gekommen. Teilweise standen sie mehr als zweieinhalb Stunden lang, um sich die Vorträge der Planer und die Diskussionen im Gemeinderat anzuhören. Ganz zufrieden sein konnten sie damit am Ende wohl nicht. Auf der Tagesordnung standen nämlich (erneut) der Beschluss der Entwurfspläne und Details der Bauausführung, nachdem schon in der November-Sitzung das OK für die Ausfertigung der Genehmigungsplanung durch das Architekturbüro und anschließend die Einreichung des Bauantrags ergangen war.

Vorstandsmitglied Kieser: "Große persönliche Betroffenheit"

Warum also dauert das alles so lange? Sowohl Horst Trittler, über Jahrzehnte mit dem TV Steinheim verbunden, selbst Planer bei einem großen regionalen Bauunternehmen und ehemaliger Gemeinderat, als auch Werner Kieser vom TV-Vorstand nutzten die Bürgerfragestunde, um ihren Unmut zum Ausdruck zu bringen. "Seit mehr als zwei Jahren sind 250 Steinheimer Sportlerinnen und Sportler lediglich Gäste in anderen Hallen", so Kieser: "150 Kinder müssen teilweise zweimal in der Woche von den Eltern in andere Gemeinden gefahren werden. Es herrscht eine große persönliche Betroffenheit."

Das machte auch Horst Trittler deutlich: "Ich will kein Gegner der Verwaltung oder des Architekten sein", stellte er klar. "Die Handballer leiden aber unter dem Verlust ihrer Halle." Warum also werden nun erneut Entwurfspläne beschlossen? Warum gab es bislang nur zwei Sitzungen des Bauausschusses, in dem auch die Vereine vertreten sind? Was tut der Gemeinderat, damit das Projekt gut gesteuert wird? Warum wurde auf die Einsetzung eines Lenkungskreises verzichtet? Wer trägt künftig in der Verwaltung die Verantwortung für den Neubau der Wentalhalle, nachdem der bislang zuständige Mitarbeiter das Rathaus Ende Februar verlassen hat?

Architekt Popp: "Ich kann Ihren Unmut verstehen"

All diese Fragen mussten sich Gemeinde, Gemeinderat und Architekt gefallen lassen. Stefan Popp ist der für die Wentalhalle zuständige Architekt des Büros BJW und war eigentlich am Dienstag nach Steinheim gekommen, um erneut die Planungen zu erläutern. Zu Beginn aber musste er zunächst die Verzögerungen erklären oder rechtfertigen - soweit er das konnte. "Ich kann Ihren Unmut verstehen. Ich weiß, dass Sie als Verein unter einem gewissen Druck stehen", so Popp.

Von Oktober 2023 bis heute habe man in Abstimmung mit den Fachplanern unter anderem den Brandschutz, die Haustechnik und die Lärmdämmung in die Pläne eingearbeitet. Untätig sei man also keinesfalls gewesen. "Bei allem Unmut: Die Sache ist am Laufen", versicherte Popp. Dass bereits im November von Entwurfsplanungen die Rede gewesen sei, sei im Übrigen ein Fehler in der damaligen Sitzungsvorlage gewesen. Dort hätte stattdessen das Wort "Vorentwurfsplanungen" stehen müssen. Auch Bürgermeister Holger Weise bestätigt das nochmals auf Nachfrage: "Das war ein Fehler, der bei jemandem, der sich auskennt, natürlich Fragen aufwirft."

"Die Situation mit der Versicherung war für uns auch nicht glücklich", erklärte Popp am Dienstag weiter. "Wir haben die Unterlagen eingereicht, gewartet, nachgeforderte Unterlagen eingereicht, dann wieder gewartet bis eine erneute Nachforderung kam." Allein drei bis vier Monate habe man warten müssen, weil das Risiko, dass die Versicherung am Ende doch noch bremst, zu groß gewesen sei. Nach wie vor gebe es keine abschließende Aussage darüber, welche Kosten übernommen werden.

So sieht der Zeitplan für die Wentalhalle aus

Dennoch bleibt am Ende die Tatsache, dass die im Herbst vom Gemeinderat in Auftrag gegebene Genehmigungsplanung noch nicht fertig ist, der Bauantrag beim Landratsamt Heidenheim noch nicht eingereicht ist. Laut Popp soll das in den nächsten zwei bis drei Wochen geschehen. "Die Genehmigungsplanung ist nicht das zeitkritische Thema", versicherte Bürgermeister Weise. Diese laufe im Prinzip nebenher. Es habe sich nichts am Zeitplan geändert.

Drei Monate soll die Bearbeitung des Bauantrags dann erfahrungsgemäß dauern. Zeitgleich laufe die Werkplanung, um dann im Sommer in die Ausschreibung der Gewerke Rohbau, Dach, Zimmerarbeiten und Haustechnik zu gehen. Weil diese voraussichtlich den Schwellenwert von 5,5 Millionen Euro übersteigen, muss die Ausschreibung laut dem Architekten erneut europaweit erfolgen. Schneller wird es dadurch nicht gehen.

Mit einem Baubeginn rechnet Popp im Oktober, die Bauzeit soll zwischen 15 und 18 Monate betragen. Für die Steinheimerinnen und Steinheimer bedeutet das, dass sie voraussichtlich erst im Mai 2026 mit einer neuen Halle rechnen können - vorausgesetzt der Bau läuft reibungslos. Seit dem Verlust der alten Halle wären dann mehr als vier Jahre vergangen.

Personalmangel im Steinheimer Rathaus

Während Architekt Popp versicherte, dass die Kapazitäten im Planungsbüro für das Großprojekt Wentalhalle ausreichen, sieht die Situation bei der Gemeinde Steinheim personell nicht so rosig aus: Hans-Peter Stoll, der in der Verwaltung für Hochbau und damit auch federführend für den Neubau der Wentalhalle zuständig war, hat die Gemeinde Ende Februar verlassen. Die Fäden laufen nun zunächst bei Bauamtsleiter Sven Krauß zusammen, in einem Jahr, in dem sich die Gemeinde auch abseits dieses Großprojekts einiges vorgenommen hat. Auf Nachfrage aus dem Gemeinderat versicherte Bürgermeister Holger Weise, dass die Wentalhalle oberste Priorität habe: "Wenn, dann muss etwas anderes leiden, nicht aber die Halle."

Zweieinhalb Stunden lang beschäftigte sich der Steinheimer Gemeinderat am Dienstagabend also erneut mit der Wentalhalle. Mit Materialauswahl, mit Fachplanungen für die Technik, am Rande aber auch mit Details wie einer Rampenlösung für die Anlieferung des Kiosks, einer Überdachung für den Sportlereingang oder der Öffnung des Thekenbereichs zum Spielfeld hin. Genau das schien am Ende die Verantwortlichen des TV in ihrer Annahme zu bestätigen, dass sich vieles auch unnötig und unabhängig von der Versicherung verzögere: "Wenn der Bauausschuss nicht zuletzt im April 2023 getagt hätte, dann hätten all diese Fragen schon geklärt werden können", so Werner Kieser.

So viel wird die Halle kosten

Die ersten Kostenschätzungen für den Neubau der Wentalhalle hatten 14,95 Millionen Euro betragen. Architekt Stefan Popp konnte nun eine konkretere Kostenberechnung vorlegen. Diese beläuft sich mittlerweile auf 15,67 Millionen Euro. Was die Kostenentwicklung anbelangt, zeigte er sich aber optimistisch: "In manchen Bereichen sinken die Preise für die einzelnen Gewerke wieder."

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